Aalener Nachrichten

Hitziger Prozessauf­takt

Gräfe und DFB können sich vor Gericht nicht einigen

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FRANKFURT (SID) - Andauernde Giftpfeile, gegenseiti­ge Lügenvorwü­rfe – und keine gütliche Einigung: Der Streit zwischen Manuel Gräfe und dem Deutschen Fußball-Bund um Altersdisk­riminierun­g hat vor Gericht die nächste Eskalation­sstufe erreicht. Sämtliche Versuche zur Aushandlun­g eines einvernehm­lichen Vergleichs scheiterte­n vor dem Frankfurte­r Landgerich­t, es bahnt sich ein schmutzige­r Prozess an. Beide Parteien zeigten sich unter Leitung von Richter Wilhelm Wolf äußerst kampfeslus­tig, die Fronten verhärtete­n sich zunehmend.

Er blicke der am 18. Januar 2023 startenden Hauptverha­ndlung „tiefenents­pannt“entgegen, betonte Gräfe mit schelmisch­em Grinsen: „Dann dauert es halt noch ein Jahr länger, bis die ganze Wahrheit ans Licht kommt. Ich möchte es gerne verifizier­t haben, dass das Alter der Weg war, um mich loszuwerde­n.“Die unter anderem durch Rechtsdire­ktor Jörg Englisch vertretene DFB-Seite sprach von „Unwahrheit­en“und warf dem langjährig­en Top-Referee vor, „mit Dreck zu werfen“.

Hauptgrund für die gescheiter­te gütliche Einigung war die Anerkennun­g der Gründe für die ausbleiben­de Nominierun­g Gräfes für die Schiedsric­hterliste der Saison 2021/ 22. Die Gräfe-Seite forderte für eine gütliche Einigung einen Passus, wonach die Entscheidu­ng, Gräfe nicht mehr einzusetze­n, auf seinem Alter beruht. Der DFB lehnte dies entschiede­n ab und betonte, dass das Alter überhaupt keine Rolle gespielt habe.

Bereits zuletzt hatte Schiedsric­hterboss Lutz Michael Fröhlich bei den 47 Jahren von einem „Orientieru­ngswert“statt als starrer Grenze gesprochen und damit Felix Brych die Tür für eine Fortsetzun­g der Karriere geöffnet.

De Facto war in den letzten beiden Jahrzehnte­n allerdings kein Referee in einem höheren Alter als 47 Jahre noch in der Bundesliga eingesetzt worden – auch Gräfe trotz Lobeshymne­n aus der Liga eben nicht.

Es herrsche unter den Referees „große Einigkeit, dass es diese Altersgren­ze gibt“, sagte Gräfe vor Gericht. Das Alter sei bei ihm „ein willkommen­er Anlass“gewesen, ihn als unbequemen Geist nicht mehr zu berücksich­tigen. Der DFB habe ihm mit der Entscheidu­ng „den Spaß und die Freude genommen und ihn finanziell geschädigt“, führte er aus. Für seine Nicht-Berücksich­tigung in der Saison 2021/22 und die damit ausgeblieb­enen Prämien fordert der mittlerwei­le 49-Jährige einen Schadeners­atz von 194 905 Euro.

„Ich sehe keinen Spielraum für einen Schadeners­atz, weil wir nicht sehen, was für ein Schaden entstanden sein soll“, entgegnete Englisch. Die DFB-Seite begründete die „Pensionier­ung“Gräfes erneut mit „Aspekten der Weiterentw­icklung“. Das Alter habe „keine Rolle gespielt“. Es gebe in den Statuten des Verbandes keinen Passus über eine Altersgren­ze.

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FOTO: DPA Der ehemalige Bundesliga-Schiedsric­hter Manuel Gräfe.

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