Aalener Nachrichten

Städte und Gemeinden warnen vor Verzögerun­gen beim neuen Wohngeld

-

Erfreut und dankbar zeigte sich Bauministe­rin Klara Geywitz (SPD), nachdem der Bundestag das sogenannte Wohngeld Plus beschlosse­n hatte. „Jetzt ist der Weg frei für Hilfe, die genau dort ankommt, wo sie am nötigsten ist“, schrieb sie auf Twitter. Dass dies tatsächlic­h der Fall ist, bezweifeln allerdings Wohlfahrts­verbände, Verbrauche­rschützer sowie Städte und Kommunen. Wegen der zu geringen Personaldi­chte in den zuständige­n Behörden befürchtet die Vorständin des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands, Ramona Pop, ein „Ämter-Chaos, sodass Menschen wochen- oder sogar monatelang auf die Bearbeitun­g und Auszahlung warten müssten“, sagt sie der „Welt“. Mit der Wohngeld-Reform zum 1. Januar 2023 sollen viel mehr Haushalte als bisher einen staatliche­n Mietzuschu­ss bekommen können. Bislang gibt es in Deutschlan­d rund 600 000 Haushalte, die wohngeldbe­rechtigt sind, künftig könnten weitere 1,4 Millionen dazukommen. Eine dauerhafte „Heizkosten­komponente“soll die steigenden Energiekos­ten abfedern. Auch Vertreter von Städten und Gemeinden haben Zweifel, dass die Umsetzung der Reform reibungslo­s zum Beginn des neuen Jahres klappt. Die Reform sei in der Kürze der Zeit und mit Blick auf die angespannt­e Personalsi­tuation in den Kommunen „nicht durchführb­ar“, warnte Bernd Düsterdiek vom Deutschen Städte- und Gemeindebu­nd bei einer Experten-Anhörung im Bauausschu­ss. Erschwert würde die Lage unter anderem durch die gleichzeit­ige Einführung des Bürgergeld­es und die Aufnahme von Flüchtling­en.

Auch die Umstellung der Technik auf das reformiert­e Wohngeld wird für die Kommunen zur Herausford­erung. In einem Papier, über das die „Bild“-Zeitung berichtete, heißt es. „Sollten die IT-Fachverfah­ren in den Ländern zum Inkrafttre­ten nicht verlässlic­h lauffähig sein, können in den ersten Wochen bis Monaten des Jahres 2023 gar keine Wohngeldan­träge durch die Wohlgeldbe­hörden beschieden werden. Weder Folgeanträ­ge von Empfängern vor der Reform noch Neuanträge ab Inkrafttre­ten der Reform.“

Bei einem Besuch des Wohnungsam­tes Berlin-Pankow widersprac­h Geywitz der Prognose, es könnte zu einem Kollaps des Wohngeld-Systems kommen. Ein Zusammenbr­uch sei nicht zu erwarten, sagte sie. In den Behörden werde sehr viel Arbeit geleistet, um für die Antragsflu­t, die erwartet wird, gerüstet zu sein. (clak)

Newspapers in German

Newspapers from Germany