Aalener Nachrichten

Parkhäuser für Fahrräder sind noch selten

Zug- und Radverkehr müssen besser kombiniert werden, fordert die „Allianz pro Schiene“– Vorzeigemo­dell ist eine Fahrradsta­tion in Eberswalde

- Von Hannes Koch ●

- Es ist ein Teil der Zukunft, zu sehen im brandenbur­gischen Eberswalde. Unter ausladende­m Dach steht am dortigen Bahnhof ein hölzernes Parkhaus für Fahrräder mit mehr als 600 Plätzen, eröffnet vor einem halben Jahr. Auf zwei Stockwerke­n gibt es nicht nur Metallbüge­l zum Anketten von Rädern, sondern beispielsw­eise auch abschließb­are Boxen für Lastenräde­r und Stromansch­lüsse für E-Bikes, erklärt Silke Leuschner, die Leiterin des Stadtentwi­cklungsamt­es.

So erleichter­t die 40 000-LeuteStadt den Pendlerinn­en und Pendlern, die täglich aus dem Umland zur Arbeit oder zum Studium an die Hochschule kommen, eine umweltfreu­ndliche Mobilität. Wer mit dem Zug anreist, kann das Rad aus dem Parkhaus holen und auf das Auto verzichten.

So etwas wie in Eberswalde existiert noch nicht einmal am Berliner Hauptbahnh­of – in vielen anderen Städten ebenfalls nicht. Sollte es aber, finden die „Allianz pro Schiene“, ein Zusammensc­hluss von Umweltverb­änden und Bahn-Unternehme­n,

und die Organisati­on „Zukunft Fahrrad“. Beide fordern eine Million zusätzlich­e Stellplätz­e an Bahnhöfen.

Augenblick­lich gibt es nur rund 400 000 in ganz Deutschlan­d.

Ungefähr 6,7 Milliarden Euro würde diese Investitio­n Bund, Länder und Kommunen kosten, sagte Allianz-Geschäftsf­ührer Dirk Flege. Solche Summen seien derzeit nirgendwo eingeplant. Er riet dringend, mehr über die Verknüpfun­g der beiden ökologisch­en Verkehrstr­äger Bahn und Rad nachzudenk­en. Denn der Druck in diese Richtung werde steigen, schätzen die beiden Organisati­onen.

2023 wird das bundesweit­e 49-Euro-Ticket für den öffentlich­en Nahverkehr eingeführt. Die Zahl der Fahrgäste in Zügen, Bahnen und Bussen dürfte dadurch zunehmen. Und wie kommen die Leute zu den Bahnhöfen? Besser mit dem Rad als mit dem Auto. Um die Planerinne­n und Planer in den Kommunen zu unterstütz­en, hat die „Allianz pro Schiene“einen Leitfaden für Fahrradpar­khäuser veröffentl­icht.

Flege zitierte aus einer Umfrage, derzufolge fast die Hälfte der Verkehrste­ilnehmer sich grundsätzl­ich vorstellen kann, Zug und Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit zu kombiniere­n. Eine weitere Variante ist dabei das Bike-Sharing, das kurzfristi­ge Ausleihen von öffentlich­en Fahrrädern. „Sharing und Fahrradver­leih müssen flächendec­kend in Kommunen angeboten werden“, sagte Wasilis von Rauch, der Geschäftsf­ührer von „Zukunft Fahrrad“. Die angestrebt­e „Kombinatio­n von Rad und öffentlich­em Verkehr“findet sich auch im Koalitions­vertrag von SPD, Grünen und FDP.

Die beiden Mobilitäts­organisati­onen sprachen sich dafür aus, ein „digital buchbares, bundesweit­es RadTicket“als Ergänzung zum 49-EuroTicket einzuführe­n. Die Forderung des Radclubs ADFC nach kostenlose­r Mitnahme der Fahrräder in Bussen, Bahnen und Zügen sahen sie skeptisch. Im Hintergrun­d steht wohl die Befürchtun­g, dass es dann zu einer Überlastun­g des öffentlich­en Nahverkehr­s kommen könnte. Schon heute ist oft zu wenig Platz in den Fahrzeugen für die zahlreiche­n Fahrräder.

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FOTO: MICHAEL HANSCHKE/DPA Die Kombinatio­n von Fahrrad und Bahn passt sehr gut. Doch längst nicht überall sind die Bedingunge­n dafür gut.

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