Norddeutsch-sardisches Pünktchen
Neu am Theater: Anna Caterina Fadda übernimmt in der Weihnachtsproduktion eine der beiden Hauptrollen
AALEN - Natürlich hat sie als Kind Erich Kästners „Pünktchen und Anton“gelesen. Mit nachhaltigem Eindruck. Anna Caterina Fadda wird sich in den Wochen bis zum Jahreswechsel intensiver mit Kästners Mädchenfigur beschäftigen dürfen. Die 28-Jährige spielt nämlich in der großen Weihnachtsproduktion des Aalener Kinder- und Jugendtheaters, Volker Ludwigs „Pünktchen trifft Anton“, Luise Pogge, genannt Pünktchen.
„Als das Vorsprechen hier in Aalen ausgeschrieben war, hatte ich Stück und Stoff natürlich noch gut in Erinnerung“, erzählt Fadda beim Gespräch im Foyer des Aalener Kulturbahnhofs. Wer genau lauscht, kann im Hintergrund akustisch die Proben im benachbarten Theatersaal verfolgen. Die Produktion geht in die Endphase. Wie immer wird’s da am Theater „trubelig“, wie auch im Stück selbst, wie Regisseur Winfried Tobias verspricht. Anna Fadda aber bleibt ruhig, obwohl sie, das hat Tobias im Pressegespräch verraten, „relativ neu im Schauspielgeschäft“ist.
In der Tat hat Fadda erst vor gut einem Jahr die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart mit Diplom abgeschlossen. Was nicht heißt, dass sie noch keine schauspielerischen Erfahrungen hat. 2021 spielte sie in der Sky/RAI-Dokumentarproduktion „Costa Concordia – Chronik einer Katastrophe/ The Schettino Files“mit und war schon in den frühen 2000ern an Fernsehproduktionen für NDR und ZDF beteiligt. An aktuellen Theaterproduktionen kann sie unter anderem auf das „Theaternatur-Festival der darstellenden Künste“im Harz – sie spielte die Estelle in Sartres „Geschlossene Gesellschaft“– oder auf ein Engagement am St.-Pauli-Theater verweisen.
Aber warum ergreift ein junger Mensch den Schauspielberuf? „Ich war schon immer fasziniert davon, Geschichten zu erzählen, Teil einer Geschichte zu sein, eine andere Welt erleben“, erzählt sie. Dabei war ihr der Beruf nicht in die Wiege gelegt. Anna Fadda kommt aus einer Gastronomenfamilie. Ihr Vater ist Sarde, ihre Mutter stammt aus Flensburg. Ihre Eltern betreiben ein Restaurant in Hamburg-Eimsbüttel, das sich auf sardische Küche spezialisiert hat. Das hat für eine Schauspielerin durchaus auch Vorteile – gerade in Corona-Zeiten. „Meine Eltern haben mich immer unterstützt“, blickt sie zurück, „wenn’s mal keine Aufträge gab, dann habe ich halt gekellnert.“
Das ist vorerst nicht nötig. Klar, die Tätigkeit als freie Schauspielerin hat ihre Vorzüge: „Man kann viel selbst entscheiden, es ist interessant, hat aber seine Höhen und Tiefen.“Nicht zuletzt deshalb bleibt es ihr
Wunsch, fest an einem Haus engagiert zu werden. Frei oder fest? „Da hat sich meine Meinung im vergangenen Jahr schon geändert“, gesteht sie. Daran mag auch die Pandemie ihren Anteil haben. Denn auch auf ihr Studium blickt sie mit gemischten Gefühlen zurück: „Zoom-Kurse sind in jedem Studiengang nervig, aber bei uns eben besonders.“Corona hat in der gesamten Branche Spuren hinterlassen: „Weniger Vakanzen an den Häusern: Mein ganzer Jahrgang hat sich schwer getan, Festanstellungen zu finden. Viele Vorsprechen sind weggefallen.“
Nicht nur deshalb ist Fadda froh, jetzt in Aalen gelandet zu sein. Auch hier hatte sie im Herbst 2021 Hoffnung auf eine Festanstellung, aus der aber nichts wurde. Aber sie muss bleibenden Eindruck hinterlassen haben, denn als Winfried Tobias ein „Pünktchen“suchte, erinnerte er sich im Frühjahr 2022 an sie. Es gefällt ihr in Aalen, denn das Gemeinschaftsgefühl in einem Ensemble geht ihr über alles. „Am Theater hat mich schon immer gereizt, gemeinsam etwas zu erzählen“, sagt sie, „und damit meine ich nicht nur die Spielerinnen und Spieler, sondern auch alles drumherum: Kostüme, Bühne, Licht. Licht ist unheimlich wichtig.“
Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf das, was Anna Caterina Fadda in ihrem Agenturprofil verrät: In Deutsch und Italienisch ist sie Muttersprachlerin, natürlich beherrscht sie auch Englisch und Hamburgerisch gut, schließlich wurde sie 1994 in Hamburg geboren. Vielleicht kommt ja jetzt Schwäbisch noch dazu. Als „sehr gut“bezeichnet sie im Agenturprofil ihre Fertigkeiten im Bühnengesang, aber auch im Schwimmen. Grundkenntnisse nennt sie beim Bauchtanz, Tango, Hip-Hop, Boxen, Windsurfen, Yoga und Fußball – das klingt in der Tat interessant. Mal sehen, wie viel davon beim norddeutsch-sardischen „Pünktchen“durchschlägt.