2fel sind erlaubt
Letzte Woche wurde im SWRFernsehen über eine Veranstaltung des Verbandes badenwürttembergischer Busunternehmen in der Hochschule Heilbronn berichtet. Titel der Tagung: Bus2go.
Im Internet war zu erfahren, dabei gehe es um On-Demand-Verkehr, der auch von der Landesregierung in Stuttgart als ein „sinnvolles Instrument zur Realisierung der angestrebten Mobilitätsgarantie“gesehen werde. Wollte man sich nun bilden, was in diesem Fall genau unter On-Demand-Verkehr zu verstehen ist, so bauten sich Wikipedia-Begriffe wie Ridepooling, On-Demand-Ridesharing oder Mobility on Demand auf … Zwar hat man sich schon oft geschworen, die immer stärker anschwellende Flut von englischen Wörtern in unserer Sprache an dieser Stelle nicht mehr zu thematisieren, weil es einem als mangelnde Weltläufigkeit ausgelegt wird, als naive Entrüstung, als tumbe Deutschtümelei – und zudem rein gar nichts mehr bringt. Aber bei einem Konstrukt wie Bus2go, auf das sich in der geschriebenen Form – wie Stichproben zeigen – aufs erste kaum jemand einen Reim machen kann, juckt es einen doch. Wird Bus2go gesprochen, also /bastu-gou/, sieht es etwas anders aus. Die englische Formulierung to go im Sinn von zum Mitnehmen für unterwegs, vor allem von Speisen und Getränken, ist seit den späten 1990ern weltweit üblich. Wobei sie auch nicht überall sofort verstanden wurde. Man erinnert sich gerne an jenes Schild vor einem Berliner Straßencafé, auf dem in großen Lettern Kaffee Togo stand – Togo wie Äthiopien, Hauptsache Kaffeeproduzent. Übrigens hat auch die korrekte Version ihre Tücken. Kaffee to go kann man schließlich auch anders interpretieren: „Bleiben Sie lieber draußen, dieser Kaffee ist zum Davonlaufen!“
Aber wie auch immer: Bus2go heißt also nichts anderes als Bus to go, und es soll wohl bedeuten, dass ein Bus auf Abruf bereitsteht und flexibel geordert werden kann – also ein Rufbus!
Pate gestanden haben bei der hier eingebauten Zahl ähnliche Sprachspielereien der Marketing-Texter, die schon vor Jahren aus den USA bei uns landeten. Ein Beispiel: 4sale – kurz, knackig, auf Anhieb auch nicht ohne Witz, aber nicht korrekt. Denn bei diesem 4sale – also for sale (zum Verkauf) – werden kurzerhand englisch four (vier) und for (für) gleichgesetzt. Und genau dasselbe passiert bei Bus2go, denn two (zwei) schreibt sich wohlweislich anders als to (zu).
Unsere Sprache ist immer im Fluss. Wörter kommen, Wörter gehen, Bedeutungen und Schreibweisen verändern sich. Jeden Freitag greifen wir hier solche Fragen auf.
Bei jungen Leuten kann man mit solchen sprachlichen Gags sicher landen. Sie schreiben auch Sk8ter – mit eight (8) in der Mitte – statt Skater. Und Verkehrsplanern sowie Busunternehmern, die sich verdienstvollerweise Gedanken über die Flexibilisierung der Personenbeförderung machen, kann man es nicht übelnehmen, wenn sie ihrer Tagung – zumal im studentischen Umfeld – einen ihrer Meinung nach supercoolen Titel geben. Wenn es dabei bleibt … Die
bus2go Verkehrsgesellschaft mbH aus Reinfeld in Holstein bietet bereits unter der Bezeichnung bus2fly eine Busverbindung von Hamburg zum Ryanair-Terminal in Bremen an. Also könnte es irgendwann auch bei uns
Bus2go-Verkehr geben. Ob das Gros der Oberschwaben diese Art von Werbesprech schätzen würde? Da kann man seine 2fel haben – pardon, Zweifel.