Bis 2030 könnte es bis zu 73.000 Aalenerinnen und Aalener geben
Bevölkerung in der Kreisstadt wird in den nächsten Jahren deutlich wachsen – Auswirkungen auf Betreuung, Wohnungsmarkt und Wirtschaft
- Aalen wird in den kommenden Jahren kräftig an Einwohnern zulegen: Bis zum Jahr 2030 könnte es bei vorsichtiger Berechnung rund 70.700 Aalenerinnen und Aalener geben, in der maximalen Prognose könnten es deutlich über 73.000 sein. Der Kultur-, Bildungs- und Finanzausschuss des Gemeinderats hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit den verschiedenen Modellrechnungen zur Aalener Bevölkerungsentwicklung beschäftigt und sich am Ende der Einschätzung von OB Frederick Brütting und der Verwaltung angeschlossen. Danach soll für die weitere Planung der Entwicklung Aalens in den nächsten Jahren eine mittlere Zahlenvariante die Grundlage sein. Nach der würde es im Jahr 2030 in Aalen gut 72.000 Einwohnerinnen und Einwohner geben.
Wie man zu den Modellrechnungen gekommen ist und was sie aussagen und auslösen, erläuterte der Leiter des Amts für Vermessung, Liegenschaften und Bauverwaltung, Stefan Overmann. Die Modellrechnung basiert demnach auf der Auswertung der demografischen Entwicklung in Aalen in den Jahren 2018 bis 2021 und wurde für alle 17 Quartiere im Stadtgebiet erstellt. Zum Ende des vergangenen Jahres hatte Aalen genau 67.591 Einwohner.
Obwohl auch 2021 die Einwohnerzahl leicht zurückgegangen war, erreichten die Geburten (722 im Jahr 2021, im Jahr zuvor 665) den höchsten Wert seit 20 Jahren, was laut Overmann eine Aktualisierung der Bevölkerungsvorausrechnung erforderlich gemacht habe. Rekordverdächtige Fertilitätszahlen, also Geburten je Anzahl Frauen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren, von über 2,1 seien vor allem in den Quartieren Grauleshof/Himmlingen, Taufbach/ Zebert/Pelzwasen, Unterkochen, Ebnat, Fachsenfeld und Galgenberg/ Hirschbach/Heide festzustellen gewesen.
Die Bevölkerungsentwicklung, so Overmann weiter, werde in erheblichem Maße auch von der Wohnungsmarktsituation beeinflusst. Unter anderem deshalb weist die Prognose mit die höchsten Bevölkerungszuwächse für das Quartier Galgenberg/Hirschbach/Heide, zu dem auch das große neue Baugebiet Tannenwäldle gehört, sowie für das Quartier Wasseralfingen Mitte mit dem Baugebiet Maiergasse aus. Ein weiteres Kriterium für die Bevölkerungsentwicklung ist laut Overmann die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und ihrer Unternehmen. So werde allein die von Zeiss angekündigte Ansiedlung in Ebnat mit 2000 Mitarbeitern Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung insgesamt
sowie mittel- und langfristig auch auf die Quartiere Ebnat und Waldhausen haben.
Betrachtet man die verschiedenen Altersgruppen, so wird der Bereich der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre an Stärke deutlich zulegen, während die Altersgruppe der 18- bis unter 25-Jährigen rückläufig sein wird. Hingegen werden die Altersgruppen der 25- bis unter 35-Jährigen sowie der 35- bis unter 65-Jährigen spürbar zulegen. Das in seiner Intensität erst nach 2026 zunehmende Wachstum der 65- bis unter 85-Jährigen sei durch die Altersstruktur Aalens angelegt.
Schließlich machte Overmann deutlich, wie vielfältig die Bereiche sind, auf die sich eine wachsende Bevölkerung in Aalen auswirken werde: von den Schulen und Kitas über die Themen Verkehr und Mobilität bis hin zum Wohnungsmarkt und zum Angebot an Arbeitsplätzen.
CDU-Fraktionschef Thomas Wagenblast erinnerte an die fatalen Folgen, als man vor Jahren mit sinkenden Kinderzahlen gerechnet habe und diese stattdessen deutlich gestiegen seien. Und er forderte dazu auf, Abwanderungsbewegungen in Nachbarkommunen auf jeden Fall zu vermeiden. „Die Menschen sollen in Aalen bleiben“, sagte er auch mit Blick auf das hier zur Verfügung stehende Wohnungs- und Baulandangebot.
Thomas Battran (Grüne) warnte im Gegenzug sofort davor, falsche Rückschlüsse auf neue Flächen im künftigen Flächennutzungsplan zu ziehen. „Da wollen wir doch sehr zurückhaltend sein“, machte er die Haltung seiner Fraktion deutlich. SPDFraktionsvorsitzender Hermann Schludi betonte dagegen, die Bautätigkeit in Aalen müsse mit der Bevölkerungsentwicklung Schritt halten. Und auch Arbeitsplätze oder ganze Firmen dürften nicht ins Umland abwandern, weil es in Aalen keine passenden Flächen gebe.
Bernhard Ritter (Freie Wähler) nannte die Prognosen erfreulich. Während Frank Gläser (AfD) mit Blick auf Inflation und Energieknappheit sagte, man könne diese Prognosen auch pessimistisch sehen. Inge Birkhold (Zählgemeinschaft) sah in der Integration zuwandernder neuer Mitbürger eine der größten Herausforderungen. Roland Hamm (Linke) machte schließlich auch jetzt schon ungelöste Probleme aus: Aktuell hätten in Aalen über 300 Kinder unter drei Jahren keinen KitaPlatz und es gebe rund 1000 Wohnungssuchende, davon 75 Prozent mit Berechtigungsschein.