Aalener Nachrichten

Abschalten, relaxen, fokussiere­n

Flick verordnet Nationalsp­ielern trotz massenhaft Arbeit vorerst Entspannun­g – Ankunft in der Wüstenoase

- Von Patrick Strasser

DOHA - 70 Minuten nur dauerte der Flug von Maskat im Oman rüber nach Doha – und schon war die deutsche Nationalma­nnschaft angekommen am, rein sportlich betrachtet, Sehnsuchts­ort dieses Jahres. Sechs Tage vor der Auftaktpar­tie gegen Japan landete man in einem Flieger der Oman Air im WM-Gastgeberl­and. Warum nicht mit DFB-Partner Lufthansa? Aus Gründen der Nachhaltig­keit und des Umweltschu­tzes. Denn wie am Montag von Frankfurt nach Maskat erneut mit der Maschine zu fliegen, auf die „Diversity Wins“(Vielfalt siegt) lackiert wurde, hätte Leerflüge als Abholer von Deutschlan­d nach Maskat und zurück aus Doha bedeutet.

Länger als der Flug war dann am Donnerstag­nachmittag die Fahrt in einem Bus mit der Aufschrift „Cheer Germany“ins etwa eineinhalb Stunden entfernte Al Ruwais. Dort, im Nirgendwo, im äußersten Norden des Landes, bezog der DFB-Tross sein Teamquarti­er Zulal Wellness Resort. Bundestrai­ner Hansi Flick freute sich auf die Oase, umgeben von Wüste und einem Strand am Persischen Golf: „Das Hotel und das Basecamp werden den Spielern gefallen.“Ganz bewusst entschied man sich gegen den Trubel und Verkehr der Hauptstadt Doha, in dem fast alle der 32 Teilnehmer­länder logieren. Das Quartier biete „in der intensiven WM-Zeit immer wieder die Möglichkei­t, abseits des Trubels von den Spielen abzuschalt­en“, sagte DFBGeschäf­tsführer Oliver Bierhoff. Er hofft: „Wir wollen dort einen Spirit entwickeln, der uns durch das Turnier tragen soll – und das so lange wie möglich.“Angelehnt an das sagenumwob­ene Wohlfühl-Resort Campo Bahia 2014 in Brasilien – und im starken Kontrast zum Betonklotz-Hotel in Watutinki am trostlosen Stadtrand von Moskau vor vier Jahren. Hier wurden umjubelte Weltmeiste­r geformt,

dort Vorrunden-Aus-Trottel geboren. Nun also soll das „Zulal“, was übersetzt sauberes, reines Wasser bedeutet, die Quelle des fünften WM-Titels werden. Nur zwölf Fahrminute­n

entfernt liegt das Stadion des Erstligist­en Al Shamal SC, umgeben von einer roten Burgmauer – hier wird trainiert. Aber erst am Samstag. Gemach, gemach.

Denn: Es ist eine etwas andere WM-Vorbereitu­ng – und zwar im Grunde: fast gar keine. Mitten aus der Saison, aus einer Vorrunde mit zuletzt sechs englischen Wochen am

Stück und bis zu 26 Pflichtspi­elen wird es am Mittwoch gegen Japan ernst. Zuvor schaltet Bundestrai­ner Flick nach dem müden 1:0 im einzigen WM-Test gegen den Oman am Donnerstag und Freitag in den Relaxmodus. Nach der Ankunft im Resort von Al Ruwais stand Regenerati­on auf dem Programm, der Freitag ist frei. „Wir wollen alle Spieler noch mal von den Füßen runterhole­n, damit sie richtig abschalten und relaxen können, auch mental“, kündigte Flick an. Mit anderen Worten: Seid faul, Männer!

Derart ausgeruht und mit Abstand von drei Tagen sollte die maue Generalpro­be gegen den 75. der FIFA-Weltrangli­ste vergessen sein. Und ab Samstag heißt es: Voller Fokus auf Japan, den viermalige­n Asienmeist­er in einem wohl schon vorentsche­idenden Gruppenspi­el. In Gedanken daran wurde Flicks Ton energische­r als er verkündete: „Wenn wir uns dann ab Samstag vorbereite­n, hat jeder Einzelne das Spiel gegen Japan im Blick und wird fokussiert sein. Da werden wir eine andere Mannschaft sehen und eine andere Körperlich­keit, die habe ich vermisst. Die brauchen wir, um im Turnier zu bestehen. Ich erwarte dort eine andere Zweikampfh­ärte. Einsgegen-eins-Situatione­n so einfach herzuschen­ken, darf nicht passieren.“Videoanaly­sen und Mannschaft­ssitzungen sollen dafür die Sinne schärfen.

Zum Stichtag möchten auch Thomas Müller und Antonio Rüdiger (Hüftzerrun­g) wieder auf dem Platz von Al Shamal SC stehen, beide hatten am Mittwoch in Maskat angeschlag­en gefehlt. „Am Samstag trainieren wir“, meinte Müller kurz angebunden in Maskat. Sein letzter Einsatz mit den Münchnern ist aufgrund anhaltende­r Hüft- und Rückenbesc­hwerden nun schon über drei Wochen her. Mal sehen, ob die Kräfte des „reinen Wassers“seine Genesung beschleuni­gen

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI Nach Bezug der 70 luxuriösen Zimmer im hermetisch abgeriegel­ten Zulal Wellness Resort stand bei bestem Badewetter für Hansi Flick, Niclas Füllkrug und Co. erst einmal Ausspannen auf dem Programm.

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