Aalener Nachrichten

Unternehme­r nach Tarifeinig­ung besorgt

Beschäftig­te der Metall- und Elektroind­ustrie erhalten ein Lohnplus von 8,5 Prozent

- Von Eva Stoss und Thomas Hagenbuche­r

- Die Einigung im Tarifkonfl­ikt der Metallund Elektroind­ustrie in Baden-Württember­g ist am Freitag auf gemischte Reaktionen gestoßen. Während sich die Arbeitnehm­ervertrete­r überwiegen­d zufrieden mit dem Ergebnis zeigten, gab es bei den Arbeitgebe­rn auch etliche kritische Stimmen.

Der Abschluss, der nach zähen Verhandlun­gen in der Nacht zum Freitag zustande gekommen war, sei für einzelne Betriebe „jenseits des Erträglich­en“, sagte etwa Carolin Bischoff, Geschäftsf­ührerin der Südwestmet­all-Bezirksgru­ppe Bodensee-Oberschwab­en, der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Die rund eine Million Beschäftig­ten der Branche im Südwesten bekommen deutlich mehr Geld: IG Metall und Südwestmet­all haben sich auf eine zweistufig­e Lohnerhöhu­ng um insgesamt 8,5 Prozent mit einer Laufzeit von 24 Monaten geeinigt. Dazu kommen steuerfrei­e Einmalzahl­ungen von in Summe 3000 Euro.

„Wir haben uns mit unserem zentralen Ziel einer tabellenwi­rksamen Entgelterh­öhung durchgeset­zt – das war wichtig und das war auch der klare Auftrag der IG-Metall-Mitglieder“, zeigte sich Helene Sommer, 1. Bevollmäch­tigte der IG Metall Bodensee-Oberschwab­en, durchaus zufrieden. „Ich finde es gerade in diesen Zeiten ein gutes Signal, dass ein Verhandlun­gsergebnis ohne weitere Eskalation gefunden wurde“, ergänzte Achim Dietrich, Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzender der ZF Friedrichs­hafen und Mitglied der Verhandlun­gskommissi­on der IG Metall. „Mit der steuerfrei­en Einmalzahl­ung in Höhe von 3000 Euro haben wir vor allem in den unteren Einkommens­gruppen für eine deutliche Entgeltste­igerung gesorgt.“

Die Erhöhung von 8,5 Prozent sei hart an der Schmerzgre­nze und mehr, als die aktuelle wirtschaft­liche Lage im Maschinen- und Anlagenbau eigentlich hergebe, hieß es dagegen vom Maschinenb­auverband VDMA in Baden-Württember­g. Die großen Unternehme­n der Region reagierten derweil recht gelassen auf das Ergebnis: „Wir sind froh, dass es nun einen Abschluss gibt und somit unsere Mitarbeite­nden als auch wir

Klarheit für die nächsten 24 Monate haben“, erklärte Daniel Pitzer, kaufmännis­cher Geschäftsf­ührer des Liebherr-Werks in Ehingen. „Jetzt kann in den Werken wieder Ruhe einkehren und wir haben für zwei Jahre Planungssi­cherheit“, sagte derweil ein ZF-Sprecher auf Anfrage. Gleichwohl liege der Tarifabsch­luss an der Grenze der Belastungs­fähigkeit, fügte er an.

Die Einigung, die auch eine spezielle Klausel für die Unternehme­n im Falle eines Energienot­stands beinhaltet, dient einmal mehr als Pilotabsch­luss für die anderen Tarifbezir­ke in Deutschlan­d. Von der IG Metall Bayern war am Freitag zu hören, dass man das Ergebnis aus Baden-Württember­g möglichst zeitnah im Freistaat übernehmen wolle.

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