Unternehmer nach Tarifeinigung besorgt
Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie erhalten ein Lohnplus von 8,5 Prozent
- Die Einigung im Tarifkonflikt der Metallund Elektroindustrie in Baden-Württemberg ist am Freitag auf gemischte Reaktionen gestoßen. Während sich die Arbeitnehmervertreter überwiegend zufrieden mit dem Ergebnis zeigten, gab es bei den Arbeitgebern auch etliche kritische Stimmen.
Der Abschluss, der nach zähen Verhandlungen in der Nacht zum Freitag zustande gekommen war, sei für einzelne Betriebe „jenseits des Erträglichen“, sagte etwa Carolin Bischoff, Geschäftsführerin der Südwestmetall-Bezirksgruppe Bodensee-Oberschwaben, der „Schwäbischen Zeitung“.
Die rund eine Million Beschäftigten der Branche im Südwesten bekommen deutlich mehr Geld: IG Metall und Südwestmetall haben sich auf eine zweistufige Lohnerhöhung um insgesamt 8,5 Prozent mit einer Laufzeit von 24 Monaten geeinigt. Dazu kommen steuerfreie Einmalzahlungen von in Summe 3000 Euro.
„Wir haben uns mit unserem zentralen Ziel einer tabellenwirksamen Entgelterhöhung durchgesetzt – das war wichtig und das war auch der klare Auftrag der IG-Metall-Mitglieder“, zeigte sich Helene Sommer, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Bodensee-Oberschwaben, durchaus zufrieden. „Ich finde es gerade in diesen Zeiten ein gutes Signal, dass ein Verhandlungsergebnis ohne weitere Eskalation gefunden wurde“, ergänzte Achim Dietrich, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der ZF Friedrichshafen und Mitglied der Verhandlungskommission der IG Metall. „Mit der steuerfreien Einmalzahlung in Höhe von 3000 Euro haben wir vor allem in den unteren Einkommensgruppen für eine deutliche Entgeltsteigerung gesorgt.“
Die Erhöhung von 8,5 Prozent sei hart an der Schmerzgrenze und mehr, als die aktuelle wirtschaftliche Lage im Maschinen- und Anlagenbau eigentlich hergebe, hieß es dagegen vom Maschinenbauverband VDMA in Baden-Württemberg. Die großen Unternehmen der Region reagierten derweil recht gelassen auf das Ergebnis: „Wir sind froh, dass es nun einen Abschluss gibt und somit unsere Mitarbeitenden als auch wir
Klarheit für die nächsten 24 Monate haben“, erklärte Daniel Pitzer, kaufmännischer Geschäftsführer des Liebherr-Werks in Ehingen. „Jetzt kann in den Werken wieder Ruhe einkehren und wir haben für zwei Jahre Planungssicherheit“, sagte derweil ein ZF-Sprecher auf Anfrage. Gleichwohl liege der Tarifabschluss an der Grenze der Belastungsfähigkeit, fügte er an.
Die Einigung, die auch eine spezielle Klausel für die Unternehmen im Falle eines Energienotstands beinhaltet, dient einmal mehr als Pilotabschluss für die anderen Tarifbezirke in Deutschland. Von der IG Metall Bayern war am Freitag zu hören, dass man das Ergebnis aus Baden-Württemberg möglichst zeitnah im Freistaat übernehmen wolle.