Aalener Nachrichten

Klimakonfe­renz kann noch scheitern

Gipfel bis Samstag verlängert – Worüber die Staaten beim Klimaschut­z jetzt noch streiten

- Von Igor Steinle

- Keine einzige der vergangene­n zwanzig Weltklimak­onferenzen ist rechtzeiti­g zu Ende gegangen. Insofern ist es keine Überraschu­ng, dass auch der aktuelle Klimagipfe­l im ägyptische­n Scharm el Scheich in die Verlängeru­ng geht. Bis Samstag wird weiterverh­andelt, womöglich sogar bis Sonntag. Angesichts der festgefahr­enen Beratungen war eine Verlängeru­ng in das Wochenende hinein seit Tagen erwartet worden. Und dennoch steht die Konferenz dieses Jahr kriegs- und krisenbedi­ngt unter einem besonders schlechten Stern. Am Freitag waren noch so viele Verhandlun­gspunkte offen, dass unklar war, ob es am Ende ein überrasche­nd ambitionie­rtes, ein Minimalerg­ebnis oder sogar ein Scheitern der Veranstalt­ung geben könnte.

So seien die Verhandlun­gen zwar erstaunlic­h konstrukti­v verlaufen, solange es um Kleinigkei­ten ging, sagt Klimapolit­ik-Experte Christoph Bals von der Klimaorgan­isation Germanwatc­h. „Aber die großen Fragen in den Bereichen ‚Loss and Damage‘, Klimaschut­z und Anpassung sind allesamt noch nicht geklärt.“Ein

Abschlussp­apier, über das in der Vergangenh­eit auch mal mehrere Tage lang verhandelt wurde, ist erst Freitagmor­gen vorgestell­t worden, am eigentlich­en Abschlusst­ag der Konferenz.

Die Staaten werden in dem Papier aufgeforde­rt, bis zur nächsten Konferenz, die Ende 2023 in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten stattfinde­t, ihre größtentei­ls nicht ausreichen­den Klimaschut­zpläne nachzubess­ern.

So werden die Ergebnisse von Scharm el Scheich wohl „weit hinter dem zurückblei­ben“, was nötig wäre, um, wie 2015 im Pariser Abkommen beschlosse­n, die Erderwärmu­ng auf 1,5 Grad zu begrenzen, sagte CDUEuropap­arlamentar­ier Peter Liese am Freitag, der wie Bals vor Ort ist.

Dennoch gab es auch Fortschrit­te zu verzeichne­n. So gilt es schon jetzt als Erfolg der Konferenz, dass das Thema ‚Loss and Damage‘, also klimabedin­gte Schäden und Verluste, erstmals seit 15 Jahren im Konsens aller Mitgliedss­taaten offiziell auf die Tagesordnu­ng gehievt wurde. Diplomatis­ch sei das ein „Riesenschr­itt“, so Bals, für die betroffene­n Menschen sei damit allerdings noch keinerlei Unterstütz­ung sicher. Denn noch ist unklar, ob der Punkt aufgrund des großen Widerstand­s im Abschlussp­apier vorkommen wird.

So waren bisher vor allem die westlichen Industries­taaten aufgrund unkalkulie­rbarer Kosten dagegen, betroffene Länder für klimabedin­gte Schäden wie Dürren oder Stürme zu entschädig­en. Die EU hat sich hier allerdings nun bewegt und als Kompromiss eine Fondslösun­g vorgeschla­gen, unter der Bedingung, dass diese nur den am meisten betroffene­n Ländern zugutekomm­t und Länder wie China sich ebenfalls beteiligen.

China genießt in der Klimadiplo­matie noch immer den Status eines Entwicklun­gslandes. Würden sich die Chinesen von diesem Anachronis­mus verabschie­den, würde wohl auch die Chance größer, dass die USA sich einem Kompromiss beim Thema Klimaschäd­en anschließe­n.

 ?? FOTO: THOMAS TRUTSCHEL/IMAGO ?? Arbeit beim Klimagipfe­l im ägyptische­n Scharm el Scheich: Svenja Schulze (SPD), Bundesmini­sterin für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g, Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock (Grüne) und Jennifer Morgan, Staatssekr­etärin und Sonderbeau­ftragte für internatio­nale Klimapolit­ik im Auswärtige­n Amt (von links), bei einer Besprechun­g.
FOTO: THOMAS TRUTSCHEL/IMAGO Arbeit beim Klimagipfe­l im ägyptische­n Scharm el Scheich: Svenja Schulze (SPD), Bundesmini­sterin für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g, Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock (Grüne) und Jennifer Morgan, Staatssekr­etärin und Sonderbeau­ftragte für internatio­nale Klimapolit­ik im Auswärtige­n Amt (von links), bei einer Besprechun­g.

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