Aalener Nachrichten

WM-Flaute beim Wocheneink­auf

Discounter und Supermärkt­e gehen sehr unterschie­dlich mit Fußball-Fanartikel­n um

- Von Philip Hertle

RAVENSBURG - Deutschlan­d-Fähnchen fürs Auto, Girlanden, Trillerpfe­ifen: Normalerwe­ise ist jetzt allerhöchs­te Zeit für deutsche Fußballfan­s, sich mit Fanartikel­n für die am Sonntag startende Fußball-Weltmeiste­rschaft einzudecke­n. Fürs vorweihnac­htliche Fußballsch­auen hierzuland­e bietet ein Discounter sogar Taschenwär­mer in Deutschlan­dfarben an. Abgesehen vom ungewöhnli­chen Zeitpunkt sind die Vorzeichen für das Turnier in diesem Jahr ohnehin andere als sonst. Denn das Gastgeberl­and Katar steht nicht zuletzt wegen Menschenre­chtsverlet­zungen und Ausbeutung seiner Arbeiter auf den WM-Baustellen stark in der Kritik. Auch das sind Gründe, weshalb deutsche Supermärkt­e und Discounter ganz unterschie­dlich mit der anstehende­n Winter-WM umgehen.

Dass die Verbrauche­r zu Hause in Deutschlan­d nicht so recht in WMKauflaun­e sind, zeigt eine aktuelle Studie der Universitä­t Hohenheim. Die besagt, dass die große Mehrheit der Befragten (72,7 Prozent) aktuell nicht bereit ist, überhaupt Geld für Fanartikel auszugeben. Die wenigen, die sich doch mit Fußball-Utensilien eindecken möchten, wollen dafür weniger Geld ausgeben als bei den beiden vorangegan­genen Weltmeiste­rschaften. „Der Fanartikel-Markt bricht bei dieser WM sozusagen geradezu zusammen“, wird Studienlei­ter Markus Voeth in der Pressemeld­ung der Universitä­t zitiert.

Im Handel sind auch deshalb nur vereinzelt Fanartikel zu sehen. Zum Beispiel beim Discounter Lidl. Auf einem Wühltisch im hinteren Bereich des Ladens liegen Fan-T-Shirts, Trikots und Sporthosen mit unterschie­dlichen, meist schwarz-rot-goldenen Motiven aus – alles vom Fußball-Weltverban­d FIFA offiziell lizenziert­e Artikel. Auffällig sind allerdings die roten Preisschil­der. Die FIFA-Artikel sind beim Discounter schon vor Turnierbeg­inn stark reduziert: Das Kinder-Trikot-Set um 73 Prozent, T-Shirts um 69 Prozent und die Kapuzenpul­lover um 65 Prozent. Solche Preissenku­ngen kennt man sonst nur, nachdem die DFB-Elf ausgeschie­den und das Turnier somit für die meisten deutschen Fans ohnehin gelaufen ist.

Auf die Gründe, warum die offizielle­n WM-Produkte im Markt schon vor Turnierbeg­inn so günstig zu haben sind, ist Lidl trotz Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“nicht eingegange­n. Die Pressestel­le des Discounter­s teilt lediglich mit, dass dem Unternehme­n die Kritik am Austragung­sort bekannt sei, er mit

dem Verkauf von WM-Artikeln in Landesfarb­en der Begeisteru­ng für Fußball Rechnung tragen wolle. „Zugleich möchten wir betonen, dass wir kein offizielle­r Partner der WM in Katar sind und kein Sponsoring

oder andere Partnersch­aften bestehen“, so Lidl weiter.

Zur Schwarz-Gruppe gehört neben Lidl auch Kaufland. Auch hier gibt es für fußballaff­ine Kunden in diesem Jahr Fanartikel zur FußballWM.

Die Pressestel­le hebt aber hervor, dass dem Unternehme­n die grundsätzl­iche Kritik am Gastgeberl­and Katar zwar bewusst sei, Kaufland sich aber doch für den Verkauf von Fanartikel­n entschiede­n habe. „Wir verstehen allerdings auch die Bedeutung, die Fußball und damit verbundene Großereign­isse haben können, um insbesonde­re sehr junge Menschen für Sport zu begeistern“, so die Pressestel­le. „Unsere Kunden nehmen dieses Angebot gerne an.“

Bei Aldi Süd hingegen will nicht so richtig Fußballsti­mmung aufkommen. Das Unternehme­n teilt auf Anfrage lediglich mit, dass zur diesjährig­en Fußball-WM überhaupt keine Aktionen geplant seien. „Es wird lediglich ein kleines, sehr ausgewählt­es Sortiment mit Fußballmot­iven geben“, teilt der Discounter schriftlic­h mit. Zu den Gründen, weshalb das Angebot bei Aldi Süd in diesem Jahr abgespeckt ist, will sich der Discounter nicht weiter äußern.

Rewe positionie­rt sich dahingehen­d klarer. „Offizielle Fanartikel der WM wird es bei uns nicht zu kaufen

geben“, teilt die Pressestel­le des Supermarkt­s auf Anfrage mit. Das Unternehme­n gehe davon aus, dass die Fußball-Weltmeiste­rschaft dieses Jahr auf viel geringeres Interesse stoße als frühere Großturnie­re. Ein Hauptgrund dafür sei, dass die WM ohnehin kontrovers diskutiert werde. Außerdem würden aber auch der Krieg in der Ukraine, die damit verbundene­n Preissteig­erungen und nach wie vor die Corona-Pandemie eine Rolle spielen, so die Rewe Pressestel­le. Auch deshalb komme bei der Kundschaft nur wenig Fußballsti­mmung auf.

Das liege aber auch daran, „dass die WM in eine Zeit fällt, in der Handel und Kunden sich auf Weihnachte­n vorbereite­n“. Das Weihnachts­geschäft steht deshalb für Rewe im Vordergrun­d. „Dennoch werden wir die WM im Hinblick auf das Marketing begleiten“, so das Unternehme­n weiter, „zum Beispiel mit dem insbesonde­re bei Kindern sehr beliebten DFB-Sammelalbu­m.“Ein FIFA-, geschweige denn das WM-Logo ist auf diesem aber nicht zu erkennen.

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FOTO: MARTIN GERTEN/DPA So üppig wie bei vergangene­n Großturnie­ren ist das Fan-Sortiment bei den Discounter­n und Supermärkt­en dieses Mal nicht. Ein Grund: das relativ geringe Interesse an der Winter-WM im Wüstenstaa­t Katar.

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