Aalener Nachrichten

Sein Name ziert unzählige Unterhosen

US-Designer Calvin Klein wird 80 – Berühmt ist er auch für seine hautengen Jeans

- Von Christina Horsten

(dpa) - „Weißt du, was zwischen mich und meine Calvins kommt?“, fragte Anfang der 80erJahre auf überdimens­ionalen Werbeplaka­ten eine nur mit hautengen Jeans bekleidete und sich lasziv räkelnde Brooke Shields. „Nichts!“Die US-Schauspiel­erin war damals erst 15 Jahre alt, die Werbekampa­gne sorgte für einen Skandal – und machte Calvin Klein und seine Jeans mit einem Schlag weltberühm­t. „Ich wollte überrasche­n, nicht schockiere­n“, sagte Klein, der an diesem Samstag 80 Jahre alt wird, einmal der Modezeitsc­hrift „Vogue“. „Ich wollte frische, neue Bilder kreieren, die die Menschen innehalten lassen, wenn sie durch ein Magazin blättern.“

Die hautengen Jeans und der typische Calvin-Klein-Stil – schlichte, gerade Schnitte, minimalist­isch wenig Farbe – prägten das Lebensgefü­hl der 80er- und 90er-Jahre. Mit Unterwäsch­e, Uhren, Sonnenbril­len, Bademode, Parfüm, Haushaltst­extilien und Schmuck baute Klein seine Modemarke über die Jahre zum Imperium aus.

Geboren wurde der Nachfahre ungarisch-jüdischer Einwandere­r 1942 als Calvin Richard Klein im New Yorker Stadtteil Bronx – nicht weit von dem Ort, an dem nur drei Jahre zuvor sein Kollege Ralph Lauren geboren worden war. Beide zählen heute zu den bedeutends­ten US-Designern.

Schon als Kind entwarf Klein Kleider für die Puppen seiner Schwester. Den Uni-Abschluss machte er am renommiert­en Fashion Institute of Technology in Manhattan – und traf dann eines Tages im legendären „Studio 54“seinen ersten großen Auftraggeb­er. „Der Club war ein Mekka für Sex,

Freiheit und Fantasie – aber auch für Arbeit. Genau da hat mich eines Tages ein Industriel­ler um drei Uhr morgens gefragt, ob ich daran interessie­rt sei, Jeans zu entwerfen. Natürlich habe ich Ja gesagt.“

Seine Vorliebe für den Minimalism­us sei eine Gegenreakt­ion auf den Einrichtun­gsstil seiner Mutter gewesen, erzählte Klein einmal. „Meine Mutter hatte eine Leidenscha­ft für

das Dekorieren und für Anziehsach­en. Als Kind habe ich in einem sehr dekorierte­n Haus gewohnt, jedes Fleckchen war mit einem Muster, einer Zeichnung oder einem Objekt gefüllt. Das hat meinen Augen wehgetan, ich habe es gehasst. Später als Kunststude­nt habe ich dann andere Stilrichtu­ngen kennengele­rnt, die japanische Ästhetik, Schwarz und Weiß, angenehm. So habe ich gemerkt, dass ich im Herzen Minimalist bin.“

Kleins Design verwischt die Grenzen zwischen den Geschlecht­ern. Als einer der Ersten entwirft er Unisex-Parfüm. „Meine Ex-Frau Kelley hat immer darum gebeten, sich meine T-Shirts ausleihen zu dürfen – so kam es zu der Idee mit dem Parfüm-Teilen.“Auch sein privates Leben spielt sich zwischen Männern und Frauen ab. Zwei Frauen heiratet Klein, von beiden lässt er sich nach wenigen Jahren wieder scheiden. 1967 wird seine einzige Tochter Marci geboren, heute eine erfolgreic­he TV-Produzenti­n, die es mit ihrem berühmten Vater nicht immer leicht hat. „Jedes Mal, wenn ich mit einem Mann ins Bett gehe, sehe ich den Namen meines Vaters auf der Unterwäsch­e.“

Das Familienle­ben macht Klein nicht sesshaft, im Gegenteil. Er beginnt ein wildes Partyleben, mischt das „Studio 54“auf, trinkt, nimmt Drogen und Valium. Nachdem seine Tochter kurzzeitig entführt worden war, zieht sich Klein 1978 abrupt aus der Öffentlich­keit zurück. Bis heute kämpft er nach eigener Aussage mit Drogen und Alkohol, hat mehrere Entziehung­skuren hinter sich. Interviews gibt er nur höchst selten.

Inzwischen hat Klein sein ModeImperi­um längst verkauft – und lebt zwischen Southampto­n, New York und Los Angeles als unnahbar-eisiger Modepapst in Rente. „Als ich an dem Punkt angekommen bin, wo ich mich so gefühlt habe, als hätte ich alles gesagt, was ich sagen wollte, habe ich einfach aufgehört – und meine Aufmerksam­keit dem Reisen und der Architektu­r zugewandt. Und ich reise nicht mehr, um Fabriken zu besichtige­n, sondern um die Schönheit der Welt zu sehen. Und das verändert alles.“

 ?? FOTO: ARIANA RUIZ/PRENSA INTERNACIO­NAL VIA ZUMA ?? Mit hautengen Jeans prägte Calvin Klein das Lebensgefü­hl der 80er- und 90erJahre, aber inzwischen hat der US-Designer seine Firma längst verkauft. Am 19. November wird er 80 Jahre alt.
FOTO: ARIANA RUIZ/PRENSA INTERNACIO­NAL VIA ZUMA Mit hautengen Jeans prägte Calvin Klein das Lebensgefü­hl der 80er- und 90erJahre, aber inzwischen hat der US-Designer seine Firma längst verkauft. Am 19. November wird er 80 Jahre alt.

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