Aalener Nachrichten

Gaza trauert um Tote nach Wohnhaus-Brand

Während einer Familienfe­ier bricht ein Feuer aus – 21 Menschen kommen ums Leben

- Von Christina Storz und Saud Abu Ramadan ●

(dpa) - Eigentlich hätte es ein Abend des Glücks werden können. Doch es endete in einer Katastroph­e. Bei einer Familienfe­ier im Gazastreif­en ist am Donnerstag­abend ein verheerend­es Feuer ausgebroch­en. Stundenlan­g versuchten Einsatzkrä­fte, den Brand in den Griff zu bekommen. Doch die Rettung der Menschen blieb erfolglos. Der Zivilschut­z teilte am Donnerstag­abend mit: Keiner der 21 Anwesenden überlebte. Unter den Toten seien auch mindestens sieben Kinder, berichtete der Direktor des Krankenhau­ses vor Ort, Salah Abu Laila, der Deutschen Presse-Agentur. Es ist eines der schlimmste­n Brandunglü­cke in der krisengesc­hüttelten Küstenenkl­ave seit Jahren.

Tausende Menschen versammelt­en sich am Freitag im Gazastreif­en, um an einer Trauerproz­ession teilzunehm­en. Auf Videoaufna­hmen war zu sehen, wie eine große Menschenme­nge mit den Leichnamen durch die Straßen zog. Die im Gazastreif­en herrschend­e islamistis­che Palästinen­serorganis­ation Hamas hatte zuvor zur Teilnahme an der Beerdigung aufgeforde­rt. Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas erklärte für Freitag einen Tag der Trauer – Flaggen wurden auf halbmast gesetzt. Das Feuer brach nach Angaben des

Ministeriu­ms für innere Sicherheit im oberen Stockwerk einer Wohnung im Flüchtling­slager Dschabalia aus und griff auf den Rest des Hauses über. Videos zeigten, wie sich Hunderte Menschen vor dem brennenden Gebäude versammelt­en, während die Einsatzkrä­fte versuchten, den Brand zu löschen. Augenzeuge­n berichtete­n, sie hätten Schreie gehört, hätten den Eingeschlo­ssenen jedoch nicht helfen können, da die Flammen zu stark gewesen seien. Zuvor sei in der Wohnung die Rückkehr eines Verwandten aus Ägypten gefeiert worden.

Die Brandursac­he werde aktuell ermittelt, teilte das Ministeriu­m für innere Sicherheit in Gaza mit. Dazu sei ein spezielles Komitee beauftragt worden. In dem Gebäude sollen demnach große Mengen Treibstoff gelagert worden sein. Dies habe dazu geführt, dass sich das Feuer schnell ausbreiten konnte.

Dschabalia ist das größte der acht Flüchtling­slager im Gazastreif­en. Es befindet sich im Norden nahe des gleichnami­gen Dorfes. Nach dem ersten arabisch-israelisch­en Krieg im Jahr 1949 flüchteten rund 35 000 Palästinen­ser in das Lager. Heute leben dort mehr als 110 000 registrier­te Flüchtling­e auf engstem Raum, teilweise unter sehr schlechten Bedingunge­n.

Insgesamt ist mehr als die Hälfte der 2,2 Millionen Einwohneri­nnen und Einwohner im Gazastreif­en auf Hilfsgüter angewiesen. Strom gibt es nur wenige Stunden am Tag. Viele Menschen behelfen sich mit Generatore­n, um stundenwei­se Strom zu erzeugen. Nicht selten werden große Mengen Benzin oder Gas im Haus gelagert, um für den Winter vorzusorge­n.

Die Hamas hatte in Gaza 2007 gewaltsam die Macht an sich gerissen. Israel verschärft­e daraufhin eine Blockade des Gebiets, die von Ägypten mitgetrage­n wird.

Zuletzt kam es im März 2020 zu einem verheerend­en Brand in einer Bäckerei im Flüchtling­slager Nuseirat im Gazastreif­en. Bei der Explosion von Gasflasche­n kamen damals 15 Menschen ums Leben.

 ?? FOTO: HAMS/AFP ?? Der Vorfall am Donnerstag­abend gilt als eines der schlimmste­n Brandunglü­cke in Gaza seit Jahren.
FOTO: HAMS/AFP Der Vorfall am Donnerstag­abend gilt als eines der schlimmste­n Brandunglü­cke in Gaza seit Jahren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany