An der Nudel herumgeführt
Der Trochtelfinger Nudelhersteller Alb-Gold verkauft nur vordergründig Teigwaren aller Art. Eigentlich sind es Heimatgefühle zum Essen, die da oben auf der Alb im Hauptwerk entstehen. Gemäß Eigenauskunft kann die Firma täglich bis zu 60 Tonnen Trockenund Frischteigwaren vom Band laufen lassen. Die Eier dafür kommen nicht im Tanklaster, sondern werden frisch aufgeschlagen. Das großzügig angelegte Kundenzentrum in Trochtelfingen zeigt die Welt der Nudeln bei Führungen, für die es eine Anmeldung braucht. Es gibt einen Landmarkt, wo neben den Nudeln weitere regionale Produkte auf heimatverbundene Käufer warten. Außerdem gehört ein Naturgarten zum Kundenzentrum und natürlich ein Restaurant, um der hungrigen Kundschaft gleich vor Ort zu zeigen, wie die Produkte zubereitet gehören.
Doch zuerst wird der Gast von einem Kellner an den Tisch geleitet, dessen langmütige Art viel über ihn erzählt. Gut vorstellbar, dass der schwarz gekleidete Herr auch in tosender Gästebrandung ein ungerührter Fels sein kann. An einem Freitagmittag ist das Restaurant rasch gefüllt. Erstaunlicherweise ist in der offenen Küche nur ein Koch zu sehen. Der gelassene Ober wird von einer quirligen Kellnerin unterstützt. Wobei er an der Theke auch noch die Getränke einschenkt.
Das von der Nudel dominierte Angebot ist insofern ein bisschen merkwürdig, als es auf Vorspeisen gänzlich verzichtet – bis auf eine per Hand auf die Tafel geschriebene Suppe. Und der Rest? Ist eine Art weitläufiger Spaziergang durch die Produktion: Spätzle, Maultaschen, Spaghetti, Spiralnudeln & Co. Keines der Gerichte, Eisdesserts und Salate ausgenommen, kommt ohne Teigwaren aus, selbst das Schnitzel Wiener Art. Außerdem finden sich trendige Nudeln aus ungewöhnlichen Rohstoffen wie Kichererbse und Varianten mit weniger Kohlehydraten und mehr Proteinen.
Als Einstieg ins Mittagsmahl dient eine wunderbar sämige Kürbiscremesuppe, deren Fundament aus jeder Menge Sahne besteht. Sie beinhaltet außerdem Zwiebeln, das Aroma deutet außerdem auf weitere Zutaten wie Süßkartoffeln hin. Zart küsst das Süppchen den Gaumen, mild gewürzt und vom ersten bis zum letzten Löffel der Zunge schmeichelnd.
Vermutlich als Scherz gedacht ist die „Schwäbische Bowl“auf der Karte. Bowl meint eigentlich ein Potpourri aus Rohkost, oft Avocado, Reis, manchmal Huhn und asiatische Soßen. Die georderte Version ist weder eine Bowl, was ja nichts anderes als eine Schüssel ist, sondern ein tiefer Teller, worin sich ein gemischter Salat ausdehnt, ergänzt durch gebratene Maultäschle und Shitakepilze.
Das hat alles sympathische Frische, auch wenn ein beißendes Dressing beim Blattsalat die Geschmacksnerven fordert. Gefällig schmecken die kohlehydratreduzierten Nudeln Carbonara, die mit Sahne statt mit Ei zubereitet sind. Der Speck hätte richtig knusprig angebraten freilich besser dazu gepasst. Die Nudeln kommen dennoch hübsch zur Geltung und es zeigt sich, dass der Biss einer Teigware mit mehr Protein doch ein etwas anderer, elastischerer ist.
Die kleine Teigwaren-Welt zeigt jedenfalls, dass Pasta keineswegs langweilig sein muss.