Aalener Nachrichten

Dunkle Wolken am Black Friday

Angesichts knapper Kassen und gedämpfter Kauflust ist ungewiss, ob die Erfolgsges­chichte der Rabattschl­acht in diesem Jahr weitergeht

- Von Erich Reimann ●

(dpa) - Eine Flut von Sonderange­boten wenige Wochen vor Weihnachte­n: Mit diesem Konzept ist der Black Friday in den vergangene­n Jahren in Deutschlan­d zu einem der wichtigste­n Verkaufsta­ge des Jahres geworden. Im vergangene­n Jahr gaben die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r am Black Friday und dem folgenden Cyber Monday nach Angaben des Handelsver­bandes Deutschlan­d (HDE) fast fünf Milliarden Euro aus.

Doch ist angesichts der Inflation und knapper Kassen ungewiss, ob die Aktion Ende November auch in diesem Jahr an die Erfolge anknüpfen kann. Zumal viele Verbrauche­r fürchten, dass das Angebot diesmal weniger attraktiv sein könnte. Schließlic­h kämpfen auch die Händler mit steigenden Kosten.

Optimistis­ch ist der HDE: Er rechnet gestützt auf eine Umfrage unter 1000 Onlineshop­pern rund um die Rabatttage mit einem Umsatzreko­rd von 5,7 Milliarden Euro. Das wären 22 Prozent mehr als im Vorjahr.

„Die Wachstumsg­eschichte des Black Friday und des Cyber Monday setzt sich auch unter den aktuell schwierige­n Rahmenbedi­ngungen

und trotz der schlechten Konsumstim­mung fort“, ist der stellvertr­etende HDE-Hauptgesch­äftsführer Stephan Tromp überzeugt. „Viele Kundinnen und Kunden gehen jetzt erst recht auf Schnäppche­njagd und wollen die Angebote der beiden Tage nutzen.“Die Rabatttage, in diesem Jahr am 25. und 28. November, würden mittlerwei­le auch gerne genutzt, um nach Weihnachts­geschenken Ausschau zu halten. Insgesamt könnten dann Geschenke im Wert von 1,7 Milliarden Euro gekauft werden.

Nicht alle Branchenke­nner sind so optimistis­ch. Der Handelsexp­erte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhei­n geht zwar davon aus, dass der Handel zum Black Friday alle Register ziehen wird, um ein schwierige­s Jahr zu retten. Doch hat er Zweifel, dass das gelingt. „Alles in allem stehen die Zeichen doch nicht so gut, dass sich dieses Jahr erneut ein Verkaufsre­kord einstellt“, meint Heinemann – auch weil es weiter Probleme in der Lieferkett­e gebe. Skeptisch ist auch der Handelsexp­erte

Martin Fassnacht von der Wirtschaft­shochschul­e WHU in Düsseldorf: „Die Menschen wollen wegen der schwierige­n wirtschaft­lichen Lage ihr Geld zusammenha­lten. Das wird auch am Black Friday zu spüren sein. Die Umsätze werden am Ende niedriger sein als in früheren Jahren.“Auch Nina Scharwenka von der Unternehme­nsberatung Simon-Kucher & Partners ist überzeugt: „Hoffnungen, dass die Verbrauche­r ihre Ausgaben in Deutschlan­d während der vorweihnac­htlichen Aktionstag­e deutlich erhöhen und die Unternehme­n dadurch im bisherigen Jahresverl­auf schwächere Verkaufsza­hlen ausgleiche­n können, werden wahrschein­lich enttäuscht.“

Grundsätzl­ich ist das Interesse der Menschen am Black Friday nach wie vor hoch. Nach einer repräsenta­tiven Umfrage der Unternehme­nsberatung PwC, wollen trotz Inflation und knapper Kassen gut zwei Drittel rund um den Black Friday auf Schnäppche­njagd gehen – so viele wie im Vorjahr. Doch hat sich ihr Einkaufsve­rhalten verändert. Einerseits seien die Konsumente­n beim Geldausgeb­en zurückhalt­ender, sagt PwC-Handelsexp­erte Christian Wulff. „Anderersei­ts wollen sie die Sonderange­bote rund um den Black

Friday 2022 bewusst nutzen, weil sie davon ausgehen, dass sich die Preisspira­le weiter drehen wird.“

Knapp 40 Prozent der Schnäppche­njäger wollen der Umfrage zufolge nur das kaufen, was sie benötigen. Jeder Fünfte will aufgrund der Umstände weniger kaufen. Ähnlich viele Schnäppche­njäger wollen bevorzugt günstige Einzelhänd­ler und Onlineshop­s aufsuchen oder schauen gezielt nach preiswerte­n Produkten wie Eigenmarke­n oder gebrauchte­n Artikeln. Rund 40 Prozent der Verbrauche­r befürchten, dass die BlackFrida­y-Angebote weniger attraktiv sein werden als in den Vorjahren.

Simon-Kucher zufolge haben sich die Schnäppche­njäger in diesem Jahr gut vorbereite­t. Rund 70 Prozent hätten bereits in den Wochen vor dem Black Friday die Preise der Artikel, für die sie sich interessie­rten, beobachtet. Dieses Vorgehen empfiehlt sich wohl tatsächlic­h. Denn eine Studie des Preisvergl­eichsporta­ls Idealo, für die die Preisentwi­cklung von rund 10 000 Produkten aus 1000 Kategorien analysiert wurde, zeigt: Wirkliche Schnäppche­n sind auch am Black Friday rar. Im Durchschni­tt waren die Angebote im vergangene­n Jahr gerade einmal fünf Prozent billiger als im Monat vor der Aktion.

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FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH/DPA Auch der stationäre Handel in der Innenstadt nutzt den Black Friday, um Kunden mit besonderen Angeboten anzulocken.

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