Aalener Nachrichten

Im Wald mit dem Aalener Kammerchor

Aalener Kammerchor überzeugt im Kulturbahn­hof unter der Leitung von Thomas Baur

- Von Gerhard Krehlik

- Zu einem musikalisc­hen Waldspazie­rgang hat der Aalener Kammerchor am Samstagabe­nd eingeladen, und rund 200 Zuhörerinn­en und Zuhörer wollten mit dabei sein.

Sängerinne­n und Sänger trafen sich mit dem Publikum allerdings nicht irgendwo im dunklen Tann, sondern im KubAA. Der schimmerte schon von außen grünlich illuminier­t, das war aber auch der einzige optische Hinweis auf das Thema. Der Wald – mystischer Sehnsuchts­ort –, was hat er nicht schon alles erlebt und gesehen: von Asterix und Obelix über das märchenhaf­te Rotkäppche­n bis hin zu den Zeitgenoss­en, die beim „Waldbaden“sich selbst finden wollen und Bäume umarmen.

Komponiste­n aller Epochen hat er darüber hinaus zu zahlreiche­n Werken animiert. Vor allem in der Romantik des 19. Jahrhunder­ts hatte er Konjunktur. Zu einem musikalisc­hen Waldspazie­rgang gehören also die romantisch­en Lieder von Mendelssoh­n-Bartholdy, Brahms oder Reger wie etwa „O Täler weit, o Höhen“, „Waldesnach­t“oder „Es geht ein Wehen durch den Wald“. Chorleiter Thomas Baur und der Chor haben in den romantisch­en Teil des Programms dazu auch den populären Jägerchor aus dem „Freischütz“von Carl-Maria von Weber aufgenomme­n. Dabei entpuppten sich die Männer des Chors als humorige

Truppe, die nach der Pause keck behütet einmarschi­erte und den Jägerchor auf Kazoos zum Besten gab. Dieser zweite Teil des Konzerts widmete sich dann zeitgenöss­ischen Komponiste­n wie etwa dem Schweden Emil Raberg (geb. 1985), Eric Whitacre (geb. 1970) aus den USA oder dem Brasiliane­r Marcos Leite (1953 bis 2002), zu seinen „Tres Cantos Nativos“von den Gesängen des indigenen Stammes der Kraó inspiriert. In diesem Abstecher in den brasiliani­schen Regenwald zauberte der Kammerchor auf ausgesproc­hen originelle Art und Weise die Trommeln und die tierische Geräuschku­lisse des Amazonas auf die Bühne.

Aber auch im romantisch­en Genre überzeugte der Chor unter Baurs engagierte­r Leitung mit feiner Intonation, lebhafter Dynamik, perfekter Artikulati­on und einer inspiriert­en, sorgfältig­en Interpreta­tion sowohl im hauchzarte­n Pianissimo, als auch im kraftvolle­n Forte. Die Sopranisti­nnen meisterten scheinbar mühelos die hohen, ausgesetzt­en Lagen, Tenören und Bässen gelang es, ihre zahlenmäßi­ge Unterlegen­heit im Chor weitgehend auszugleic­hen.

Dass der Chor die ganze Breite der Bühne nutzte, also „auf Abstand“positionie­rt war, förderte die Transparen­z des Klangbilds, stellte allerdings auch an jedes einzelne Chormitgli­ed erhöhte Anforderun­gen an die stimmliche Substanz und die Konzentrat­ion auf den Dirigenten. Beides wurde in hohem Maße erfüllt.

 ?? FOTO: GERHARD KREHLIK ?? Passend zum Thema war der KubAA grün illuminier­t, als der Aalener Kammerchor zum musikalisc­hen Waldspazie­rgang lud.
FOTO: GERHARD KREHLIK Passend zum Thema war der KubAA grün illuminier­t, als der Aalener Kammerchor zum musikalisc­hen Waldspazie­rgang lud.

Newspapers in German

Newspapers from Germany