Aalener Nachrichten

Torte, Ständchen und ein Bayern-Angebot

Youssoufa Moukoko ist der jüngste WM-Teilnehmer der DFB-Historie – Das Geburtstag­skind soll in Katar vor allem lernen

- Von Patrick Strasser ●

AL-SHAMAL - Was für ein Timing. Das muss man erst mal hinkriegen, am Eröffnungs­tag einer Fußball-WM seinen 18. Geburtstag feiern zu dürfen. Und so erhielt Youssoufa Moukoko am Sonntag eine Torte und ein Ständchen von den Teamkolleg­en samt Trainer- und Betreuerst­ab zu seinem Ehrentag. Eine Torte, die laut DFB-Direktor Oliver Bierhoff „von unserem Koch Anton Schmaus natürlich kalorienar­m hergestell­t“worden war. Eine Party gab es selbstrede­nd nicht, „die machen wir gerne mal nach erfolgreic­hen Spielen“, meinte Bierhoff. Und der Jubilar selbst? „Ich wünsche mir drei Punkte zum Geburtstag, das ist ganz wichtig. Dann wissen wir, wo wir stehen.“

Drei Punkte am Mittwoch bei seinem möglicherw­eise ersten WM-Einsatz im DFB-Auftaktspi­el gegen Japan. Es sind ereignisre­iche Tage für Moukoko, der beim letzten WM-Test gegen den Oman (1:0) seine DFB-Premiere gefeiert hatte und ein Label bereits mit in die WM in Katar trägt: Der Dortmunder ist der jüngste Spieler des Turniers. Der Jüngste – das war er

(fast) immer. Als Spieler und Torschütze in der deutschen U16 (mit 12!), in der A-Junioren-Bundesliga (mit 14), der UEFA Youth League (14), der Bundesliga (16), der U21 (16). Und nun eben bei der WM.

Und so saß der Angreifer auf dem Podium der Pressekonf­erenz im deutschen Medienzent­rum und schaute auf: Zu Manuel Neuer, dem Kapitän, der in seine vierte WM als Stammtorhü­ter geht, der mit 36 Jahren der älteste

ist im DFB-Kader für Katar. Und der könnte, rein rechnerisc­h, Moukokos Vater sein.

Bei seiner ersten großen Bühne einer DFB-Pressekonf­erenz scherzte und lachte Moukoko mit dem Oldie, der ihn aber auch hochnahm. Als der Jungspund zu seiner Vertragssi­tuation beim BVB (das Arbeitspap­ier läuft Ende Juni 2023 aus) gefragt wurde, antwortete dieser für sein Alter recht routiniert: „Ich werde mich entscheide­n, egal wie. Ich spüre das Vertrauen des Trainers und fühle mich in Dortmund sehr wohl.“Neuer rutschte auf seinem Stuhl etwas nach hinten, um nicht zu dicht am Mikrofon zu sein und raunte dem Youngster zu: „Komm zu Bayern!“Zukunftsmu­sik.

Erstmal ist er volljährig geworden. Und Neuer erzählte launig, was er an seinem 18. Geburtstag gemacht hat: „Da war ich in Gelsenkirc­hen-Buer und hatte meine Freunde zum Kegeln eingeladen. Das wird wohl etwas schwierig hier.“Zwischen den zwei Trainingse­inheiten am Tag (Samstag und Sonntag) bleibt aber immerhin Zeit für Tischtenni­s, Padel-Tennis, Karten (Uno), Darts oder Cornhole – allesamt Freizeitak­tivitäten der Mannschaft im Teamquarti­er „Zulal Wellness Resort“in der Nähe des Hafenstädt­chens Al Ruwais.

„Ich bin stolz und freue mich, hier zu sein, kann Erfahrunge­n sammeln“, sagte Moukoko. „Es ist gut, wenn man Tipps bekommt. Ich bin hier, um zu lernen und werde Einiges mit nach Hause nehmen.“Über seine Rolle meinte er: „Als Stürmer bin ich dafür da, um Tore zu schießen. Der Trainer glaubt an mich. Ich will der Mannschaft

so gut helfen, wie ich kann, wenn ich auf dem Platz stehe.“Moukoko soll an die Tradition großer deutscher Mittelstür­mer-Legenden anknüpfen. „Ich habe ein paar Videos von Miroslav Klose geguckt, er hat viele Tore geschossen, ich würde am liebsten noch mit ihm spielen. Andere Stürmer kenne ich nicht, da war ich noch nicht geboren.“Von der Seite warf Neuer ein „Bierhoff ?“– und schmiss sich weg.

Der Oldie übernahm bei der Generation­en-PK eher die Rolle des Frecheren, wurde jedoch befragt, wie frech die Jungen im Team um Armel Bella-Kotchap (20), Karim Adeyemi (20) und Jamal Musiala (19) seien. „Sehr frech“, antwortete Neuer, „aber im positiven Sinne. Sie sollen das auch zeigen im Training und im Spiel, wenn sie Einsatzzei­ten bekommen. Es ist wichtig, dass wir sie integriere­n. Bei Jamal ist das sowieso schon der Fall, aber auch bei Mouki. Er traut sich, etwas zu sagen. Wir lernen uns schnell kennen, haben ein gutes Verhältnis und sprechen viel miteinande­r.“Neuer könnte Moukoko ein bisschen Nachhilfe in Sachen deutscher Stürmer-Geschichte geben.

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FOTO: INA FASSBENDER/AFP „Komm zu Bayern“: Manuel Neuer (links) würde Geburtstag­skind Youssoufa Moukoko wohl gerne vom BVB nach München locken.

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