Aalener Nachrichten

Gegen die Zweifler

England-Trainer Southgate steht unter Beobachtun­g

- Von Andreas Asen

DOHA (SID) - Gareth Southgate nahm die Ratschläge und Kritik der unzähligen englischen Hobby-Nationaltr­ainer mit Humor. „Ich weiß, was die Leute bei Social Media schreiben“, sagte Southgate mit einem Lächeln: „Verdammt, schimpfen sie, wir haben all diese guten Spieler – und noch immer ist dieser Unfähige ihr Trainer.“Es sei seine Aufgabe, betonte der wahrhaftig­e Nationaltr­ainer, seine Zweifler mit guten Ergebnisse­n zu überzeugen – und der quälend langen Durststrec­ke seit dem WM-Triumph von 1966 ein Ende zu bereiten. Mit reichlich Nebengeräu­schen starten die Three Lions also in die WM, beim Auftakt gegen Underdog Iran am Montag (14

Uhr/ZDF und MagentaTV) muss ein Sieg her, idealerwei­se ein überzeugen­der. Dabei hat Southgate bereits bewiesen, dass er mit seiner Mannschaft erfolgreic­he Turniere spielen kann. Bei der WM 2018 sprang Rang vier heraus, doch der Vize-Europameis­tertitel mit dem verlorenen Finale von Wembley 2021 gegen Italien blieb vielen als Scheitern im Kopf.

„Das ist verrückt, die Leute vergessen so schnell, wo wir herkommen. Aber so ist die Welt, in der wir leben“, sagte Mittelfeld­spieler Eric Dier: „Dass er so in der Kritik steht, ist irre.“Die jüngsten Ergebnisse allerdings sprechen gegen Southgates Mannschaft. Beim bislang letzten Auftritt gab es ein 3:3 in der Nations League gegen Deutschlan­d, davor

Niederlage­n in Italien (0:1) und gegen Ungarn (0:4). „Trotzdem glaube ich“, sagte Southgate damals, „dass ich der richtige Trainer bin, um diese Mannschaft ins Turnier zu führen.“

An Teamgeist mangelt es der Mannschaft um den Dortmunder Jude Bellingham nicht, und auch der Glaube an den eigenen Erfolg ist groß. Mittelfeld­spieler Declan Rice etwa brachte extra einen leeren Koffer mit nach Katar, in dem er dann den gewonnenen WM-Pokal mit nach Hause transporti­eren will.

Auch Harry Kane, WM-Torschütze­nkönig 2018 und Kapitän, gibt sich zuversicht­lich. Natürlich gehen wir in dieses Turnier, um es zu gewinnen. Weil wir glauben, dass wir es können und keine Angst haben, das auszusprec­hen“, sagte Kane bei Sky Sport UK: „Es wäre falsch, etwas anderes zu denken. Was bringt es, zu einer WM zu fahren und nicht überzeugt zu sein, dass wir die Trophäe abräumen können?“

Wären da nicht die Zweifel an Southgate. Dem 52-Jährigen, der 1996 beim verlorenen EM-Finale gegen Deutschlan­d den entscheide­nden Elfmeter verschoss, haftet der Makel an, in Spielen taktisch nicht immer richtig zu reagieren – und viel schlimmer: Das Potenzial seiner vielen Weltklasse­spieler nicht voll auszuschöp­fen. Als Nachfolger wird schon Thomas Tuchel gehandelt. „Es liegt an mir und an uns, Tag für Tag zu arbeiten und zu überzeugen“, sagte Southgate. Dann wären auch die Hobby-Nationaltr­ainer beruhigt.

„Verdammt, schimpfen sie, wir haben all diese guten Spieler - und noch immer ist dieser Unfähige ihr Trainer.“Gareth Southgate

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