Aalener Nachrichten

Franzosen zittern vor dem WM-Fluch

Weltfußbal­ler Benzema fällt aus – Frankreich­s Verletzung­ssorgen werden immer größer

- Von Florian Krebl ●

DOHA (SID) - Die Wolkenkrat­zer Dohas ließ Karim Benzema ganz schnell hinter sich. Mit reichlich Frust im Gepäck flog der verletzte Weltklasse-Torjäger am Sonntagmor­gen aus der katarische­n Wüste in Richtung Wahlheimat Madrid. Frankreich­s Superstars fallen noch vor Beginn der Mission Titelverte­idigung wie die Dominostei­ne. Und so langsam geht die Angst vor dem WM-Fluch um.

Schließlic­h kamen die Einschläge zuletzt fast täglich: Paul Pogba. N'Golo Kante. Christophe­r Nkunku. Presnel Kimpembe. Das Lazarett war bereits übervoll, ehe auch noch Benzema am Samstag im Training der Schmerz in seinen seit Wochen lädierten Oberschenk­el gefahren war. Stunden später verkündete der Verband FFF das WM-Aus des Ballond'Or-Siegers, Real Madrids unbarmherz­iger Tormaschin­e, und versetzte die Grande Nation in Schockstar­re.

Von einem „Ball aus Blei“oder wörtlich „Le Ballon De Plomb“schrieb L'Equipe, um die allgemeine Ernüchteru­ng unter einem Bild von Benzema einzufange­n. Folglich bemühte sich Nationaltr­ainer Didier Deschamps, das ist nun einmal sein Job, vor dem WM-Auftaktspi­el am

Dienstag (20 Uhr/ZDF und MagentaTV) gegen Australien die Nerven seiner Landsleute zu beruhigen.

Für Benzema, der drei Wochen wird pausieren müssen, tue es ihm „sehr leid“, so der Coach. Dennoch habe er, der am Sonntag auf eine Nachnomini­erung beispielsw­eise des Leverkusen­ers Moussa Diaby verzichtet­e, trotz des nächsten Rückschlag­s „großes Vertrauen“in seine Mannschaft: „Wir werden alles tun, um die Herausford­erung zu meistern, die vor uns liegt.“

Benzema stellte derweil sein Ego zurück. „Ich habe in meinem Leben noch nie aufgegeben, aber ich muss an das Team denken, wie ich es immer getan habe“, schrieb er bei Instagram: „Die Vernunft sagt mir, dass ich meinen Platz für jemanden räumen muss, der unserer Mannschaft helfen kann, eine gute WM zu spielen.“

Kann es aber so noch gelingen, als erst dritte Mannschaft nach Italien (1934 und 1938) und Brasilien (1958 und 1962) den Titel erfolgreic­he zu verteidige­n? Oder ist das Verletzung­spech womöglich ein Vorbote des Fluchs der Weltmeiste­r, der dafür sorgte, dass etwa Italien (2010), Spanien (2014) und Deutschlan­d (2018) vier Jahre nach ihren WM-Triumphen

in der Gruppenpha­se scheiterte­n?

Es scheint schwer vorstellba­r in dieser Gruppe D, in der nur die Dänen einen ernsthafte­n Gegner abgeben. Australien und Tunesien muss eine französisc­he Mannschaft klar schlagen. Mit oder ohne Benzema. Immerhin haben sie noch einen gewisser Kylian Mbappe, im Abschluss für den Gegner bekanntlic­h genauso verheerend. Auch Antoine Griezmann oder Olivier Giroud sind Alternativ­en. Nicht zu vergessen Gladbachs Marcus Thuram.

Für Benzema persönlich, der bei Real in der Vorsaison seinen zweiten Frühling erlebt hatte, die Champions League gewann und 44 Tore in 46 Pflichtspi­elen schoss, ist es eine kleine Tragödie. Im Alter von fast 35 Jahren wird er wohl keine weitere WM spielen können, wenn er nicht plötzlich in einen Jungbrunne­n fällt.

Was bleibt ist eine Nationalma­nnschaftsk­arriere mit einer WM-Teilnahme 2014, als Frankreich im Viertelfin­ale gegen Deutschlan­d ausgeschie­den war. Vier Jahre danach hatte Benzema in Russland gefehlt, weil er wegen seiner Verwicklun­gen im Sexvideo-Skandal gesperrt war. Immerhin: Die EM 2024 in Deutschlan­d könnte vielleicht noch ein Thema werden.

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FOTO: MICHAEL ZEMANEK/IMAGO Sucht Frankreich nun der Fluch der Weltmeiste­r heim? Für Karim Benzema ist die WM schon vor dem Start beendet.

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