Aalener Nachrichten

Ende mit Emotionen

Sebastian Vettel verabschie­det sich mit Platz 10 aus der Formel 1 – Verstappen siegt erneut

- Von Martin Moravec

(dpa) - Nach seinem emotionale­n Finale in der Formel 1 drehte Sebastian Vettel ein letztes Mal rauchende Kringel in den Asphalt und wandte sich mit einer gefühlvoll­en Ansprache an die Zehntausen­den Fans auf dem Yas Marina Circuit. „Es gibt wichtigere Dinge, als im Kreis Rennen zu fahren, aber es ist das, was wir lieben“, sagte der Aston-MartinPilo­t über das Mikrofon und legte ergriffen die rechte Hand auf seine Brust. „Es hätten gerne ein paar Punkte mehr sein können, aber ich habe das Rennen genossen.“

Der verbissen kämpfende Vettel machte sich zumindest ein kleines Abschiedsg­eschenk. Der viermalige Weltmeiste­r arbeitete sich beim 15. Saisonsieg von Champion Max Verstappen als Zehnter letztmals in die Punkte vor. Unter dem gleißenden Flutlicht bestritt Vettel seinen 299. und letzten Grand Prix – und zeigte mit einiger Funkkritik noch mal seine ganze Rennfahrer­leidenscha­ft. „Wir haben nicht die beste Strategie gewählt, aber insgesamt war es ein großer Tag“, verkündete Vettel. „Ich bin sicher, dass ich das mehr vermissen werde, als ich mir vorstellen kann.“

Hinter dem souveränen Verstappen sicherte sich Ferrari-Pilot Charles Leclerc auf den letzten Drücker als Zweiter die Vize-WM. Sergio Perez im zweiten Red Bull musste sich im direkten Duell mit dem Monegassen mit Position drei begnügen.

In seinem letzten Auftritt für Haas fuhr Mick Schumacher, der nach zwei Jahren abserviert wird und im nächsten Jahr nun sicher kein Stamm-Cockpit haben wird, in Runde 39 unnötig auf den Williams von Nicholas Latifi auf und drehte sich von der Strecke. Der 23-Jährige bekam eine Fünf-Sekunden-Strafe und verpasste als 16. die Punkte wieder deutlich. Noch schlechter lief es für Lewis Hamilton. Der Mercedes-Star musste seinen Wagen wegen eines Hydrauliks­chadens abstellen und blieb erstmals in einer Formel-1-Saison ohne Rennsieg.

Das war am Sonntag aber nur Nebensache – die Formel 1 verneigte sich

vor einem ihrer größten Stars. 53 Siege, 57 Pole-Positions, vier Weltmeiste­rtitel – Vettel hat sich in den Geschichts­büchern verewigt. Nach 16 Jahren will er mehr Zeit für die Familie und Projekte abseits des Asphalts haben. „Rennfahren war so zentral in meinem Leben, deshalb kann ich schwer sagen, dass ich es nicht vermissen werde“, räumte Vettel aber schon vorher ein.

Und auch die anderen Fahrer, die vor dem Start sogar Spalier für den Heppenheim­er standen, trauern „Seb“jetzt schon nach. „Es wird merkwürdig sein, ihn nächstes Jahr nicht mehr hier zu haben“, sagte Alpine-Fahrer Fernando Alonso, der mit seinen 41 Jahren schon ewig dabei ist und in der kommenden Saison den Wagen des Deutschen übernehmen wird. „Fantastisc­h, herausrage­nd, einmalig“, lautete der Dreiklang von Ferrari-Teamchef Mattia Binotto über seinen früheren Fahrer Vettel.

„Da war so viel Liebe und Mitgefühl, es fühlt sich an, als ob alles, was ich in den vergangene­n Jahren gegeben

habe, zurückkomm­t“, sagte Vettel vor dem Start ergriffen und machte auf der Rundfahrt mit dem Lastwagen ein paar Fotos. „Es ist ein sehr besonderes und emotionale­s Wochenende. Die ganzen Jahre waren unglaublic­h.“

Dann erloschen zum letzten Mal für Vettel die roten Ampeln. Es wurde ernst. Pole-Mann Verstappen blieb vor seinem Teamkolleg­en Perez. Leclerc heftete sich an die Fersen der beiden dominanten Red Bulls.

Während die Topfahrer ab Runde 16 allmählich von Medium- auf Hartreifen umstiegen, blieb Vettel draußen. Es war noch mal seine Chance, um die Spitze zu kämpfen. Denn sein Aston Martin war alles andere als top in den beiden Jahren seit dem Wechsel von Ferrari. Vettel gefiel die Strategie aber gar nicht. „Das ist das Schlimmste, wir werden von den anderen aufgefress­en“, beschwerte er sich über Boxenfunk. Als Neunter kam er in der 26. Runde an die Box, als 19. mit der harten Gummimisch­ung kehrte er zurück – und sicherte sich immerhin noch einen Abschiedsp­unkt.

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FOTO: FLORENT GOODEN/IMAGO Großer Abgang: Die anderen Fahrer verabschie­den Sebastian Vettel in die Rennfahrer-Rente.

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