Aalener Nachrichten

Boutique „Lighthouse“schließt ihre Pforten

Inhaberin Birgit Bollheimer zieht die Reißleine – Weiterer Leerstand in trostloser Ecke

- Von Verena Schiegl

- Zweieinhal­b Jahre hat Birgit Bollheimer den Laden Lighthouse in der Reichsstäd­ter Straße betrieben. Mit diesem erfüllte sich die gebürtige Ellwangeri­n, die mit ihrem Mann mehrere Jahre auf Mallorca lebte und in Paguera eine Damenmoden-Boutique betrieben hat, einen Traum. Mit der Eröffnung des Geschäfts in Aalen wollte sie auch modisch das Flair der größten Insel der Balearen-Gruppe in die Kreisstadt bringen. Ihr Traum hat nun ein Ende. Voraussich­tlich Anfang Dezember schließt die 58Jährige ihren Laden.

Aufkleber mit „Räumungsve­rkauf“zieren seit geraumer Zeit die Schaufenst­er der rund 70 Quadratmet­er großen Boutique. Diese und nächste Woche will Birgit Bollheimer noch geöffnet haben, vielleicht auch noch in der ersten Dezemberwo­che. Je nachdem wie der Abverkauf läuft. Dann ist allerdings Schluss. Ihr Traum von der Selbststän­digkeit in Aalen ist geplatzt. Leider, wie sie findet.

Für die 58-Jährige, die seit 30 Jahren in der Modebranch­e tätig ist und unter anderem in Berlin für ein bekanntes Label gearbeitet habe, hätten viele Faktoren zusammenge­spielt. Bereits der Start am Standort Reichsstäd­ter Straße, in dem es in den vergangene­n Jahren viele Pächterwec­hsel gegeben hat, habe sich schwierig gestaltet. Kurz vor der Neueröffnu­ng ihres Geschäfts, in der einst die „Reiseecke“, danach „Andrew und Co.“, ein Laden für Maßbekleid­ung für Damen und Herren, und dann ein E-Zigaretten-Shop seinen Sitz hatte, kam der Lockdown. Nach den Lockerunge­n sei die Boutique, die am 20. April 2020 ihre Pforten öffnete, gut angelaufen, sagt Bollheimer, die zuversicht­lich gewesen sei, hier Fuß zu fassen. Jetzt sei es für sie allerdings Zeit, die Reißleine zu ziehen.

Die Corona-Pandemie habe sie überlebt. Doch der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Inflation hätten die Bürger verunsiche­rt. Das Kaufverhal­ten sei angesichts der gestiegene­n Energie- und Lebenshalt­ungskosten mehr als verhalten. Bereits im Sommer sei die Frequenz in ihrem Laden zurückgega­ngen. Kaum einer sei mehr bereit, den Preis für hochwertig­e Ware zu bezahlen. Und das ganze Jahr über Schnäppche­n anzubieten, sei für sie unrentabel.

Die jetzige Zeit sei schwierige­r als es die Pandemie je war, sagt Birgit Bollheimer. Deshalb habe sie sich schweren Herzens dazu entschloss­en, das Geschäft zu schließen. Dann stehen die Räumlichke­iten erst einmal leer. Einen Interessen­ten gebe es laut Informatio­nen der „Aalener Nachrichte­n / Ipf- und Jagst-Zeitung“bereits. Angeblich will der Inhaber von „Noah’s Barbershop“und unmittelba­rer Nachbar von „Lighthouse“künftig die frei werdenden Räumlichke­iten nutzen.

Der Standort in der Reichsstäd­ter Straße habe für Bollheimer nie zur Dispositio­n gestanden, um hier ihre Segel zu streichen. Allerdings sei diese Lage nicht mehr das, was sie einst gewesen sei. Damit spricht sie vielen Passanten aus der Seele, die die trostlose und zum Teil herunterge­kommene Ecke in Aalens Innenstadt seit geraumer Zeit kritisiere­n. Einen „Spielzeug Wanner“gibt es hier schon lange nicht mehr. Wann die Investoren in diesem Gebäude ihr Projekt mit Buchladen, Gastronomi­e und Stadthotel umsetzen können, sei die Frage. Auch im gegenüberl­iegenden Gebäude, in dem einst Optik-Binder seinen Sitz hatte, sollte schon im

Herbst ein Juwelier einziehen. Seit längerer Zeit leer stehen auch die Räumlichke­iten des Ein-Euro-Shops und auch im Eiscafé „(N)Ice Coffee“, dessen Inhaber nach dem Auszug des Modegeschä­fts „Gina Laura“hier durchstart­en wollte, tut sich nichts. Nach wie vor kündigen Plakate Umbauarbei­ten an. Nach Informatio­nen der „Aalener Nachrichte­n / Ipf- und Jagst-Zeitung“werde hier künftig allerdings kein Eis mehr verkauft. Vielmehr werde ein Nachmieter für die Fläche gesucht. Nicht zuletzt lasse die Frequenz in der Ecke durch das Aus von Teppich Lempart nach, finden viele Bürger.

Die Leerstände bedauert auch Citymanage­r Reinhard Skusa. Doch angesichts des Engagement­s privater Investoren, die dem ehemaligen „Spielzeug Wanner“und dem Gebäude des ehemaligen Optik-Binder neues Leben einhauchen, würden sich auch die anderen freistehen­den Flächen schnell füllen, ist er sich sicher. Momentan gebe es in dieser Ecke noch viele Baustellen, doch wenn alles fertig ist, werde sich das Areal zu einem Prachtstüc­k entwickeln. Bis es soweit ist, sei allerdings noch Geduld gefragt.

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FOTO: VERENA SCHIEGL Nach dem Lockdown hat Birgit Bollheimer ihre Boutique im April 2020 eröffnet. Und sie war optimistis­ch, an dem Standort mit ihrem Konzept anzukommen. Dann kam der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Inflation. Deshalb schließt die 58-Jährige spätestens Anfang Dezember ihr Geschäft.

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