Papierkosten: Amtsblätter werden teurer
Räte stimmen gegen 40-prozentige Erhöhung – Blatt in Tannhausen zweitteuerstes
- Für die meisten Bürgerinnen und Bürger von Tannhausen ist das örtliche Amtsblatt ein Service, der wie selbstverständlich jede Woche im Briefkasten landet. Das könnte sich in Zukunft allerdings ändern. Mit steigenden Papier- und Energiepreisen sind die Gemeinden gezwungen, die zusätzlichen Kosten auf ihre Gemeindeblatt-Abonnements umzulegen. Für Tannhausen wird damit der Preis für das Abo ab dem 1. Januar 2023 auf 33 Euro angehoben.
Ursprünglich hatte die Gemeindeverwaltung in der jüngsten Ratssitzung vorgeschlagen, künftig sogar 38 Euro zu verlangen. Für 27 Euro im Jahr – und damit knapp 50 Cents pro Woche – fielen die Kosten für die meisten Tannhausener vermutlich kaum ins Gewicht.
Allerdings musste die Gemeinde bisher schon jährlich mehr als 3500 Euro zuschießen, um die Produktionskosten des Blattes zu decken, wie Bürgermeister Siegfried Czerwinski in der Diskussion mit den Räten erklärte und prognostizierte: „Bei den aktuellen Preissteigerungen müssen wir künftig mehr als 5000 Euro zuschießen, wenn wir es nicht anpassen. Das ist jetzt ein Sprung, aber wir waren in den vergangenen Jahren fast immer die günstigsten. Und irgendwann kommt der Punkt, da holt uns das ein.“
Die Tannhausener Räte sprachen sich in der Mehrheit gegen die knapp 40-prozentige Anhebung aus. „Es wäre zu überlegen, ob man das Blatt weiter in einem gewissen Rahmen bezuschusst“, schlug Manfred Kurz stattdessen vor. Mit einer stufenweisen Anpassung könnten Kündigungen verhindert werden. „Kündigen die Leute deshalb, hätten wir ja auch nichts gewonnen.“Diesem Argument stimmte auch die zweite Stellvertreterin des Bürgermeisters, Bettina Kohnle, zu: „Das Amtsblatt ist ein wichtiges Medium für uns als Gemeinde und ich fände es schade, wenn Leute deshalb kündigen – selbst wenn man nur 50 Abonnenten verliert.“Kohnle plädierte ebenfalls für ein Stufenmodell. „Und dann hoffen wir einfach, dass die Resonanz so positiv bleibt wie bisher“, so die Rätin.
Bisher finanziere sich das Blatt aus den Geschäftsanzeigen, die von regionalen und lokalen Unternehmen in den Ausgaben geschaltet werden. Alle redaktionellen Beiträge, die Vereine und Kirche betreffen, trägt die Gemeinde. An einer digitalen, aber ebenfalls kostenpflichtigen Version des Amtsblatts arbeite der herausgebende Verlag bereits, allerdings würden nach Einschätzung Czerwinskis dadurch kaum Kosten gespart. Die Druck- und Personalkosten für Produktion, Redaktion und das Austragen entstünden durch die Printabonnenten ohnehin. Die Einwände der Räte kann Czerwinski dennoch nachvollziehen: „Ich kann das verstehen, aber auch wir müssen um jeden Euro ringen. Und bei einem Preis von unter einem Euro pro Woche, halte ich das immer noch für vertretbar – gerade wenn man bedenkt, was heutzutage ein Zeitungs- oder Zeitschriftenabo sonst kostet.“
Im Vergleich dazu kostet das Amtsblatt in Stödtlen 27,50 Euro, in Rosenberg hat der Gemeinderat im Oktober beschlossen, den Bezugspreis von 30,20 auf 34,10 Euro zu erhöhen, Ellenberger zahlen 31,90 Euro, in Jagstzell kostet das Mitteilungsblatt 30,70 Euro, in Unterschneidheim gibt es die amtlichen Nachrichten zum Preis von 28,30 Euro. Als einzige Gemeinde im Virngrund bietet Wört seine Gemeindenachrichten komplett kostenlos an. „Wir nutzen das Mitteilungsblatt als Veröffentlichungsorgan der Verwaltung, auf das jeder Zugriff haben sollte. Deswegen ist das für unsere Bürger kostenfrei“, erklärt Bürgermeister Thomas Saur hierzu. Die Herstellungsund Vertriebskosten trägt damit die Gemeinde.
Angesichts der Entwicklungen in der Papierbranche keine Selbstverständlichkeit mehr: Zwischen Februar 2020 und September 2022 sind laut Statistischem Bundesamt die Preise für Papier, Karton und Pappe um mehr als 70 Prozent gestiegen, für Zeitungsdruckpapier sogar um mehr als 120 Prozent. Die monatliche Steigerung betrug allein in diesem Jahr zwischen drei und elf Prozent – die weitere Kostentendenz angesichts der aktuellen Energiekrise und dem andauernden Krieg in der Ukraine ist kaum kalkulierbar.
Ein festes Stufenmodell hält Gemeinderat Richard Bosch daher nicht für zielführend. „Wir sollten nicht langfristig in Modulen denken, sondern jetzt eine Stufe festlegen und dann neu verhandeln.“Dieser Vorschlag traf bei Tannhausens Bürgermeister und den anderen Räten auf Zuspruch.
Einstimmig einigten sie sich auf eine vorläufige Anhebung auf 33 Euro, in einem Jahr will die Gemeindevertretung dann über einen neuen Preis verhandeln.
„Kündigen die Leute deshalb, hätten wir ja auch nichts gewonnen.“Manfred Kurz aus dem Gemeinderat