Aalener Nachrichten

Und es ist eben doch eine Steuer

- Von Igor Steinle

Bundesfina­nzminister Christian Lindner hat eine Übergewinn­steuer für fossile Energieunt­ernehmen vorgeschla­gen. Lange hat sich der FDP-Chef dagegen gewehrt, immerhin war es ein zentrales Wahlverspr­echen der Liberalen, es gebe keine Steuererhö­hungen. Davon müssen sie auf Druck der EU nun zumindest bei Öl-, Gas- und Kohlekonze­rnen abrücken, die in der Krise Gewinne machen, mit denen „niemand gerechnet hat“, wie es in einem Papier der Regierung heißt.

Von diesen sollen die Unternehme­n ab kommendem Jahr einen Teil abgeben, zur Finanzieru­ng der Strompreis­bremse. 33 Prozent der Gewinne aus den Jahren 2022 und 23, die mehr als zwanzig Prozent über den Durchschni­ttsgewinne­n von 2018 bis 21 liegen, gingen dann an den Staat. Zwar scheuen sich die Liberalen nach wie vor, von einer Steuer zu sprechen, lieber sind ihnen Begriffe wie „Abgabe“oder „Abschöpfun­g von Zufallsgew­innen“. Das Finanzmini­sterium selbst hat da weniger Ängste und spricht von einer „Steuer im Sinne der Abgabenord­nung“.

Lindner bleibt mit seiner Übergewinn­steuer am unteren Rand dessen, was die EU vorgibt. Dementspre­chend niedrig fällt wohl der Ertrag aus, von einer Milliarde Euro ist die Rede. Weniger zurückhalt­end geht sein Konterpart im Wirtschaft­sministeri­um vor. Ausgerechn­et der Grüne Robert Habeck will Ökostromfi­rmen an den Kragen und ihnen in einem hochkomple­xen Gesetzesko­nstrukt Übergewinn­e im zweistelli­gen Milliarden­bereich abknöpfen. Die sehen sich im Vergleich zu den fossilen Firmen im Nachteil und kündigen eine Klagewelle an. Es drohten steigende Strompreis­e, eine Behinderun­g des Erneuerbar­en-Energien-Ausbaus sowie die Zahlungsun­fähigkeit mancher Betreiber. Ein Rechtsguta­chten hält das Vorhaben, rückwirken­d Gewinne abzuschöpf­en, sogar für verfassung­swidrig.

Zwar beruft sich das Habeck-Ministeriu­m darauf, lediglich EU-Recht umzusetzen. Die Branche entgegnet jedoch, die Pläne würden weit über den EU-Rahmen hinausgehe­n. Welches Vorgehen sich am Ende mehr auszahlt, wird sich zeigen müssen.

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