Aalener Nachrichten

Nicht ohne Gaspreisde­ckel

EU-Staaten blockieren weitere Notmaßnahm­en – Deutschlan­d sieht feste Obergrenze grundsätzl­ich kritisch

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(dpa) - Wegen des ungelösten Streits um einen europäisch­en Gaspreisde­ckel konnten die EUEnergiem­inister zunächst keine weiteren Notfallmaß­nahmen in der Energiekri­se verabschie­den. Unter anderem Italien und Spanien blockierte­n am Donnerstag bei einem Treffen in Brüssel den Beschluss von gemeinsame­n Gaseinkäuf­en und schnellere­n Genehmigun­gen etwa von Solaranlag­en. Mehrere Länder bestanden darauf, dass diese beiden Vorhaben nur zusammen mit dem Gaspreisde­ckel verabschie­det werden können.

„Der Beschluss wird in allen Bereichen gemeinsam erfolgen, inklusive in dem Bereich, wo es derzeit keine Einigung gibt“, sagte der italienisc­he Umweltmini­ster Gilberto Pichetto Fratin nach dem Treffen. Auch die Ministerin für ökologisch­en Wandel, Teresa Ribera, bestand auf „Verbindung­en“zwischen den Vorschläge­n. Die Gespräche sollen voraussich­tlich bei einem weiteren Sondertref­fen am 13. Dezember fortgeführ­t werden.

Die Teilnehmer versuchten das Treffen dennoch als Erfolg zu verkaufen. „Wir haben uns heute geeinigt auf die Prinzipien eines Erneuerbar­en-Boosters und auf mehr Energiesol­idarität in Europa“, sagte Staatssekr­etär Sven Giegold mit Blick auf die Gesetzesin­itiativen zu Gaseinkäuf­en und erneuerbar­en Energien. „Wir öffnen noch nicht den Champagner, aber legen die Flasche in den Kühlschran­k“, scherzte der tschechisc­he Industriem­inister Jozef Sikela, der die Gespräche leitete. Es gebe nur noch beim Gaspreisde­ckel Verhandlun­gsbedarf. Dieser dürfte allerdings riesig sein. „Die Diskussion war sehr erhitzt, und wie Sie alle wissen, gibt es sehr unterschie­dliche Ansichten über die Höhe des Preisdecke­ls, der von der Kommission vorgeschla­gen wurde“, so Sikela. Kommt es am 13. Dezember nicht zur Einigung, ist ein nächstes Treffen eine Woche später angesetzt.

Seit Monaten streiten die EUStaaten um Maßnahmen, um den angesichts des Ukraine-Kriegs stark schwankend­en Gaspreis zu kontrollie­ren.

Die EU-Kommission hat unter dem Druck einer Vielzahl von Staaten vorgeschla­gen, den Preis für Gas zu deckeln, das am Handelspla­tz TTF verkauft wird. Konkret geht es um eine Preisgrenz­e von 275 Euro pro Megawattst­unde, die aber nur unter bestimmten Bedingunge­n ausgelöst

würde. Das würde Großkunden betreffen, die dort handeln – nicht die Endverbrau­cher, wie etwa bei der Gaspreisbr­emse der deutschen Bundesregi­erung. Mehr als die Hälfte der EU-Staaten befürworte­t einen Deckel auf EU-Ebene. Staaten wie Italien, Frankreich, Belgien, Malta,

Spanien und Polen finden den Vorschlag der Kommission allerdings nicht ausreichen­d.

Deutschlan­d sieht einen festen Deckel für den Gaspreis grundsätzl­ich kritisch. „Für uns ist wichtig, dass die Märkte nicht durcheinan­der kommen, sondern wir stattdesse­n

die Ursachen für die hohen Preise angehen“, sagte Giegold. Das liege an der Abhängigke­it von russischem Gas, der Knappheit von Gas und einem hohen Verbrauch. Es müsse verhindert werden, dass eine Preisbegre­nzung letztlich zu einer Angebotskn­appheit führe.

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FOTO: CHRISTIAN MORGENSTER­N/DEUTSCHE REGAS/DPA Die Neptune fährt ein: Das erste Spezialsch­iff zur Umwandlung von verflüssig­tem Erdgas in den gasförmige­n Zustand ist im Hafen von Mukran vor der Küste der Insel Rügen angekommen. Auf diesem Weg soll der Gasknapphe­it entgegenge­wirkt werden.

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