Tommy schlägt Hansi
Bislang keine WM-Euphorie in Deutschland und den DFB-Fans – TV-Quoten brechen massiv ein
- Zwischendrin hörte man im Khalifa International Stadium auf den Tribünen sogar Vögel, die ihr munteres Liedchen trällerten. Und nein, das Gezwitscher kam nicht vom Band wie sonst in Doha als Stilmittel gerne eingesetzt. Auf den Tribünen war es teilweise so leise, dass die Vögel die Szenerie übernahmen.
Wenn überhaupt mal Stimmung aufkam, dann nur, als sich Torchancen anbahnten. Die japanischen Anhänger waren in der Überzahl, mit Trommlern sorgten sie für den musikalischen Rhythmus der Partie. Und die DFBAnhänger? Rund 3000 sollen im Stadion gewesen sein, viele davon aus Dubai eingeflogen. Dort sind sie während der WM untergebracht, weil die Kapazität der Hotelbetten in Katar nicht ausreicht. So viel zum ökologischen Fußabdruck des Turniers. Und Ultras, ansonsten für die Stimmung verantwortlich, lehnen diese WM kategorisch ab und reisten erst gar nicht an. „Die FIFA hat insgesamt etwa 35.000 Tickets an deutsche Bürger und Bürgerinnen verkauft. Wir gehen davon aus, dass es sich dabei um 7000 bis 9000 Personen handelt“, sagte Julia Zeyn, Referentin bei der Koordinationsstelle Fanprojekte bei der deutschen Sportjugend und während der WM als Betreuung der deutschen Fanbotschaft vor Ort in Katar.
Die maue Atmosphäre passt ins Gesamtbild, zum aktuellen Zustand der Nationalelf nach der 1:2-Pleite gegen
die Japaner sowieso. Auch in Deutschland ist man von richtiger WM-Euphorie à la Sommermärchen 2006 so weit entfernt wie vom nächsten Sommerurlaub. Was sich in den TV-Quoten niederschlägt. Am Mittwoch sahen im Schnitt 9,23 Millionen Fußballfans das Japan-Spiel in der ARD, wobei man natürlich die Anstoßzeit – Mittwoch, 14 Uhr – erwähnen muss. Ergibt einen Marktanteil von 59,7 Prozent. Die Telekom, die alle WM-Partien im Stream auf „MagentaTV“überträgt, veröffentlicht keine Zahlen.
Zur Einordnung der 9,23 Millionen: Bei der WM vor vier Jahren in Russland hatten 25,97 Millionen (Marktanteil: 81,6 Prozent) das 0:1 zum Auftakt gegen Mexiko im ZDF gesehen – allerdings
an einem Sonntag. Auch interessant: Der Durchschnittswert aller Vorrunden-Spiele lag 2018 bei den ARD- und ZDF-Übertragungen bei über 9 Millionen. Auch bei der um ein Jahr verschobenen EM letzten Sommer war die Euphorie viel größer als aktuell: Acht der zehn besten Einzelsendungen des Jahres waren Spiele des Turniers, die höchste Einschaltquote verzeichnete das Achtelfinale zwischen England und Deutschland (2:0) mit rund 27,5 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern.
Übrigens: Die „Wetten, dass?“-Sendung vom letzten Samstag mit Showmaster Thomas Gottschalk sahen im ZDF 10,09 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer (Marktanteil: 39,5 Prozent). Ergo: Tommy schlägt Hansi.