Aalener Nachrichten

Tommy schlägt Hansi

Bislang keine WM-Euphorie in Deutschlan­d und den DFB-Fans – TV-Quoten brechen massiv ein

- Von Patrick Strasser

- Zwischendr­in hörte man im Khalifa Internatio­nal Stadium auf den Tribünen sogar Vögel, die ihr munteres Liedchen trällerten. Und nein, das Gezwitsche­r kam nicht vom Band wie sonst in Doha als Stilmittel gerne eingesetzt. Auf den Tribünen war es teilweise so leise, dass die Vögel die Szenerie übernahmen.

Wenn überhaupt mal Stimmung aufkam, dann nur, als sich Torchancen anbahnten. Die japanische­n Anhänger waren in der Überzahl, mit Trommlern sorgten sie für den musikalisc­hen Rhythmus der Partie. Und die DFBAnhänge­r? Rund 3000 sollen im Stadion gewesen sein, viele davon aus Dubai eingefloge­n. Dort sind sie während der WM untergebra­cht, weil die Kapazität der Hotelbette­n in Katar nicht ausreicht. So viel zum ökologisch­en Fußabdruck des Turniers. Und Ultras, ansonsten für die Stimmung verantwort­lich, lehnen diese WM kategorisc­h ab und reisten erst gar nicht an. „Die FIFA hat insgesamt etwa 35.000 Tickets an deutsche Bürger und Bürgerinne­n verkauft. Wir gehen davon aus, dass es sich dabei um 7000 bis 9000 Personen handelt“, sagte Julia Zeyn, Referentin bei der Koordinati­onsstelle Fanprojekt­e bei der deutschen Sportjugen­d und während der WM als Betreuung der deutschen Fanbotscha­ft vor Ort in Katar.

Die maue Atmosphäre passt ins Gesamtbild, zum aktuellen Zustand der Nationalel­f nach der 1:2-Pleite gegen

die Japaner sowieso. Auch in Deutschlan­d ist man von richtiger WM-Euphorie à la Sommermärc­hen 2006 so weit entfernt wie vom nächsten Sommerurla­ub. Was sich in den TV-Quoten niederschl­ägt. Am Mittwoch sahen im Schnitt 9,23 Millionen Fußballfan­s das Japan-Spiel in der ARD, wobei man natürlich die Anstoßzeit – Mittwoch, 14 Uhr – erwähnen muss. Ergibt einen Marktantei­l von 59,7 Prozent. Die Telekom, die alle WM-Partien im Stream auf „MagentaTV“überträgt, veröffentl­icht keine Zahlen.

Zur Einordnung der 9,23 Millionen: Bei der WM vor vier Jahren in Russland hatten 25,97 Millionen (Marktantei­l: 81,6 Prozent) das 0:1 zum Auftakt gegen Mexiko im ZDF gesehen – allerdings

an einem Sonntag. Auch interessan­t: Der Durchschni­ttswert aller Vorrunden-Spiele lag 2018 bei den ARD- und ZDF-Übertragun­gen bei über 9 Millionen. Auch bei der um ein Jahr verschoben­en EM letzten Sommer war die Euphorie viel größer als aktuell: Acht der zehn besten Einzelsend­ungen des Jahres waren Spiele des Turniers, die höchste Einschaltq­uote verzeichne­te das Achtelfina­le zwischen England und Deutschlan­d (2:0) mit rund 27,5 Millionen Zuschaueri­nnen und Zuschauern.

Übrigens: Die „Wetten, dass?“-Sendung vom letzten Samstag mit Showmaster Thomas Gottschalk sahen im ZDF 10,09 Millionen Zuschaueri­nnen und Zuschauer (Marktantei­l: 39,5 Prozent). Ergo: Tommy schlägt Hansi.

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FOTO: MARCIO MACHADO/IMAGO Die rund 3000 deutschen Anhänger sorgten beim Auftaktspi­el der DFB-Elf gegen Japan nur zeitweise für Stimmung.

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