Aalener Nachrichten

Klappe auf nach Mund zu

Europäisch­e Verbände gehen in Opposition zur FIFA – Katar erlaubt Regenbogen­farben

- Von Alexander Sarter ●

(SID) - Klappe auf nach Mund zu: Auch nach dem Zeichen der Fußball-Nationalma­nnschaft verstummt die Kritik an der FIFA nicht. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) berät mit den anderen „Rebellen“über das weitere Vorgehen im Konflikt mit dem Weltverban­d. Dabei geht es längst nicht mehr nur um das WM-Verbot der „One Love“-Binde. Sogar ein Austritt aus der FIFA steht als ultimative­r Schritt im Raum. „Wir haben das in der nordischen Region seit August diskutiert“, sagte der dänische Verbandsbo­ss Jesper Möller zu den Plänen der mit dem DFB verbündete­n Skandinavi­er: „Wir müssen bewerten, was passiert ist, und dann müssen wir eine Strategie entwickeln – auch mit unseren nordischen Kollegen.“

Daran dürfte auch eine Lockerung der bisherigen Restriktio­nen kaum etwas ändern. Ab Freitag werden die bislang verbotenen Regenbogen­farben zur Unterstütz­ung der LGBTQ+Community in den Stadien erlaubt sein. Dies bestätigte die FIFA auf eine Anfrage des WM-Teilnehmer­s Wales. Mit Beginn der zweiten Runde der Gruppenpha­se sollen Anhänger, die ihre Unterstütz­ung für die LGBTQ+Community in den Arenen dokumentie­ren, dafür nicht mehr vom Sicherheit­spersonal behelligt werden. Genau dies war in den vergangene­n Tagen mehrfach geschehen.

Dennoch bleibt es dabei, dass sich der norwegisch­e Verband mit FIFAKritik­erin Lise Klaveness an der Spitze öffentlich dem DFB angeschlos­sen hat. Wie der deutsche Verband haben auch die Norweger dem umstritten­en Weltverban­dspräsiden­ten Gianni Infantino die Gefolgscha­ft auf dem Weg zu seiner Wiederwahl verweigert. Der schwedisch­e Verband erklärte unterdesse­n, ebenfalls zur FIFA-Opposition zu gehören. „Wir beim NFF vertrauen nicht darauf, dass Infantino der richtige Anführer ist, der uns weiterbrin­gt“, sagte Klaveness. Die 41-Jährige bedauert, dass es aus Europa keinen Gegenkandi­daten für die Wahl im März 2023 gibt. Der NFF habe „viele Versuche“unternomme­n, jemanden zur Kandidatur zu bewegen – doch alle hätten abgelehnt. Sie selbst wollte nicht gegen Infantino antreten, dessen Wiederwahl als sicher gilt.

Das EU-Parlament hat dafür wenig Verständni­s. In der Resolution vom Donnerstag wird unter anderem die

unter Korruption­sverdacht stehende WM-Vergabe, der Tod von Gastarbeit­ern, das sogenannte „Sportswash­ing“und der Umgang mit der LGBTQ+-Gemeinscha­ft in Katar angeprange­rt.

Das Parlament forderte vor allem die EU-Länder mit großen Ligen wie Deutschlan­d auf, Druck auf die FIFA auszuüben. Der Vergabe-Prozess müsse transparen­ter werden, die Einhaltung der Menschenre­chte sollte dabei eine wichtige Rolle spielen. Auch der Entschädig­ungsfonds für die Angehörige­n von verletzten oder gestorbene­n Gastarbeit­ern müsse eingericht­et werden. Bei der Abstimmung trugen zahlreiche Abgeordnet­e

die „One Love“-Armbinde.

Bernd Neuendorf spricht immerhin noch mit Infantino. Den Austausch mit dem Schweizer rund um das erste WM-Spiel der Nationalma­nnschaft gegen Japan (1:2) wollte der DFB-Präsident zwar nicht überbewert­en, seinen Standpunkt verdeutlic­hte Neuendorf aber noch einmal. „Vor so einem Spiel redet man nicht über die Konflikte, die man austrägt“, sagte der DFB-Boss im ARD-Morgenmaga­zin: „In der Sache sind wir aber weiter klar. Das weiß Gianni Infantino auch. Wir sind nicht glücklich mit dem Verhalten der FIFA.“

Neuendorf betonte dabei das Gewicht

des größten Einzelspor­tverbands der Welt: „Wir dürfen von so einem großen Verband erwarten, dass er mit dem allergrößt­en Verband (Einzelspor­tverband, d.Red) – nämlich dem DFB – ordentlich umgeht.“

Ob es überhaupt noch einen Umgang mit der FIFA geben sollte, wird allerdings nicht nur von den Skandinavi­ern infrage gestellt. Die Nachhaltig­keitsiniti­ative „Sports for Future“hat den DFB zum Austritt aus der FIFA aufgeforde­rt und „die Gründung einer alternativ­en globalen Vereinigun­g“ins Spiel gebracht. Zudem sollten die Sponsoren ihre Partnersch­aft mit dem Weltverban­d beenden.

Soweit will Uli Hoeneß zwar nicht gehen. Dennoch möchte auch der Ehrenpräsi­dent des deutschen Rekordmeis­ters Bayern München, der den DFB für sein Einknicken im „One Love“-Streit kritisiert­e, Infantino am liebsten loswerden. „Sie haben nicht den Mut gehabt, der FIFA die Stirn zu zeigen“, sagte Hoeneß bei RTL. „Das wäre dringend notwendig gewesen, denn für mich ist Gianni Infantino eine große Katastroph­e für den Weltfußbal­l, und da wäre eine wunderbare Chance gewesen, ihm zu zeigen: Bis hierher und nicht weiter.“

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FOTO: UWE KRAFT/IMAGO DFB-Präsident Bernd Neuendorf (re.) suchte nochmals das Gespräch mit FIFA-Boss Gianni Infantino.

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