Betreuungsverein neu ausgerichtet
Bei Mitgliederversammlung ermöglicht der Vorstand einen Blick hinter die Kulissen
(an) - Der Betreuungsverein Ostalbkreis (BTV) mit Sitz in Aalen hat zu einer ungewöhnlichen Mitgliederversammlung eingeladen: Es standen keine Wahlen an, es gab keinen Geschäftsbericht und keinen Kassenbericht. Und dennoch konnte der BTV eine außergewöhnlich hohe Anzahl an Mitgliedern im großen Sitzungssaal des Landratsamts begrüßen.
Entscheidend für die Mitgliederversammlung war der Wunsch des Vorstands, größtmögliche Transparenz an den Tag zu legen: „Wir wollten unseren Mitgliedern einen ausführlichen Blick hinter die Kulissen ermöglichen“, so Margit Schiele, die für das Landratsamt den Vorstandsvorsitz innehat. Schiele berichtete von den einzelnen Meilensteinen, welche der Verein nach seiner Neuaufstellung erreicht habe. Dabei waren auch große Hürden zu nehmen: „Ein erster Kassensturz zeigte den Ernst der Lage: Eine Insolvenz drohte“, führte Schiele weiter aus.
Vorstand und Geschäftsführung reduzierten in den folgenden Monaten die Ausgaben: Stellplätze wurden gekündigt, das Vereinsfahrzeug verkauft, Verträge mit einem IT-Dienstleister konnten durch großzügiges Entgegenkommen des Anbieters annulliert werden, so Schiele. Sie dankte an dieser Stelle der Lebenshilfe Aalen, welche Beisitzer im Vorstand ist, bei der Unterstützung in der ITAngelegenheit.
Ein Meilenstein habe in Verhandlungen mit dem Vermieter der Büroräume erreicht werden können: Aufgrund der drastischen Reduktion der Belegschaft auf nur noch eine Person, nämlich Geschäftsführer Andreas Lasermann, waren die Räumlichkeiten völlig überdimensioniert. Der Vermieter stimmte einer Beendigung des Mietverhältnisses zum Jahresende zu. Deutlich kleinere und damit auch günstigere Räume stehen in Aussicht und können voraussichtlich im Januar in Betrieb genommen werden, so Schiele.
Im Folgenden berichtete Andreas Lasermann von zurückliegenden Aufbauarbeiten und noch anstehenden Umstrukturierungen. Unter anderem der Umbau hin zu einem papierarmen Büro stehe weit oben in der Prioritätsliste. Gleichzeitig gelte es, für eine weitere Konsolidierung der Finanzen die Einnahmen zu erhöhen. Neben einem beantragten höheren Zuschuss vom Landkreis stehe eine Erhöhung des Landeszuschusses an. Dessen Höhe stehe aber noch nicht fest.
Lasermann wies darauf hin, dass zeitgleich zur Mitgliederversammlung der Landtag über die zukünftige Förderung für Betreuungsvereine diskutiere. Dringend benötigt seien auch die Vergütungen aus Vereinsbetreuungen. Diese auszubauen sei aber eine langwierige Angelegenheit. Derzeit führe der Betreuungsverein sieben Betreuungen – in der Vergangenheit habe der Verein rund 200 Betreuungen geführt. Beim Ausblick auf die Zukunft blieben aber auch Sorgen: Eine dringende personelle Aufstockung werde es in absehbare Zeit nicht geben: Lasermann nannte die finanziellen Belastungen und den allgegenwärtigen Fachkräftemangel als Ursachen.
Schiele kündigte eine Überarbeitung und Modernisierung der Vereinssatzung an, die seit 1998 unverändert sei. Insbesondere neue Schwerpunkte in der Vereinsausrichtung, die sich durch die Betreuungsrechtsreform 2023 ergeben, sollen berücksichtigt werden.
Einstimmig beschlossen wurde eine Beitragsanpassung. Seit Vereinsgründung vor 27 Jahren blieb der Jahresbeitrag unverändert bei 50 DM, später exakt umgerechnet zu 25,53 Euro. Die Erhöhung auf 30 Euro sei „moderat und angemessen“, wie ein Mitglied attestierte.
Der emotionale Höhepunkt des Abends war die Auszeichnung von langjährigen Vereinsmitgliedern: Vier Anwesende konnten Urkunden und ein kleines Präsent für 25 Jahre Mitgliedschaft entgegennehmen, fünf weitere Personen wurden für zehn oder 20 Jahre Mitgliedschaft geehrt.
Der Betreuungsverein ist ein gemeinnütziger Verein und wird vom Land Baden-Württemberg sowie vom Landkreis finanziell unterstützt. Ehrenamtliche, die eine rechtliche Betreuung führen möchten, dürfen sich jederzeit gerne an den Verein wenden.