Von der Wellblechhütte ins Holzhaus
Aalener Verein Zukunft für Nepal Ostwürttemberg will mit Azubis und Studenten bebensichere Gebäude in Nepal bauen
- Holzhäuser liegen im Trend. Doch was in Europa als moderne Art des Wohnens gilt, kann für die Menschen in Nepal über Leben und Tod entscheiden.
Nach den verheerenden Erdbeben im Jahr 2015 musste es schnell gehen: Die Menschen im nepalesischen Dhunibesi brauchten eine Unterkunft. Hier hat der Aalener Verein Zukunft für Nepal Ostwürttemberg mitgeholfen, Wellblechhütten für die Familien in den Bergdörfern zu bauen. Doch bis heute leben die Menschen in diesen Behelfsunterkünften, in denen es im Sommer unerträglich heiß wird. Zudem sind diese Hütten alles andere als erdbebensicher.
Jetzt schlägt der Verein sozusagen mehrere Fliegen mit einer Klappe: Im eigenen Ausbildungszentrum will man in Zukunft pro Tag ein erdbebensicheres Haus aus Holz bauen.
Über mehrere Jahre hat der Verein in Nepal ein Ausbildungszentrum aufgebaut, um Jugendliche vor Ort auszubilden und ihnen eine Perspektive zu geben. Denn das Land braucht dringend Fachkräfte. Ausgebildet werden unter anderem Schweißer, Elektriker, Zerpanungsmechaniker oder Zimmerleute.
Die Ausbildung findet im Austausch mit vielen Partnern aus Deutschland statt. So waren beispielsweise schon Azubis der Firma Voith dabei und haben Maschinen in Nepal aufgebaut. Auch Studenten der Dualen Hochschule Heidenheim sind regelmäßig vor Ort.
Aktuell hat ein nepalesischer Auszubildender bei der Emil von Elling & Sohn GmbH seine Ausbildung zum Zimmerer abgeschlossen. Das Handwerksunternehmen aus Winsen an der Luhe hat sich auf den Bau von
Fachwerkhäusern spezialisiert. Geschäftsinhaber Emil von Elling ist im November zusammen mit drei seiner Azubis, sechs Studierenden der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heidenheim und Petra Pachner, Vorsitzende des Vereins Zukunft für Nepal Ostwürttemberg e.V. nach Nepal gereist. Dort haben sie, mit vereinten Kräften, eine Werkshalle aus Holz aufgebaut, in der später einmal die Holzhäuser entstehen sollen. „Wir haben vier Tage bei über 30 Grad Holz geschleppt“, erzählt Petra Pachner. Ein Arbeiten ganz anders als in Deutschland, denn jede einzelne Latte auf der Baustelle in den nepalesischen Bergen musste ohne Maschinen bewegt werden.
Bauen werden die Holzhäuser junge Leute aus Nepal, die zu Schreinern und Zimmerleuten ausgebildet werden. Aber wie können sich Menschen, die aktuell in Wellblechhütten leben, ein Holzhaus leisten? Auch hier hat Petra Pachner schon eine Idee. „Das werden wir über eine Art Patenschaft machen. Wer möchte, kann sich an der Finanzierung für ein Haus beteiligen“, so die Vorsitzende.
Zudem will der Verein in nächster Zukunft in Solarstrom und Photovoltaik-Anlagen investieren. Denn fließendes Wasser und Strom aus einer verlässlichen Quelle gibt es in den Bergen Nepals aktuell nicht.
Aussehen werden die Holzhäuser vermutlich ein wenig anders als in Mitteleuropa. „In Nepal gibt es zum Beispiel keine getrennten Elternund Kinderschlafzimmer. Alle schlafen in einem Raum. Dazu kommt die Küche, das ist der größte Raum, der Lebensraum“, erzählt Petra Pachner. Hier kämen alle zusammen, manchmal das halbe Dorf. Dann wird zusammen gegessen. „Niemals wird jemand weggeschickt. Und wenn es der letzte Rest ist, den man zu essen hat. Dort ist Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft wichtig. Und die Erkenntnis, dass es nichts Wertvolleres gibt, als in Menschen zu investieren“, so Pachner.