Aalener Nachrichten

Bayerische Gedankensp­iele um Füllkrug

Bremer weckt Begehrlich­keiten und könnte in München auf Choupo-Moting folgen

- Von Patrick Strasser

- Die Knipserqua­litäten von Niclas Füllkrug sind in der Branche nicht erst seit dessen Berufung durch Bundestrai­ner Hansi Flick in den WM-Kader bekannt. Der aktuell noch niedrige Marktwert von lediglich fünf Millionen Euro steigert sich von Tor zu Tor, in der Bilanz des 29Jährigen stehen bei drei Joker-Einsätzen nun schon zwei Länderspie­ltore, das 1:1 gegen Spanien gilt als Brandbesch­leuniger für die raketenart­ige Karriere des Spätberufe­nen.

Und so fällt Füllkrugs Name seit Tagen hinter den Kulissen immer öfter. Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“erfuhr, haben sich die Verantwort­lichen beim FC Bayern bereits Gedanken über Füllkrug gemacht und bei Mitspieler­n aus dem WM-Kader ganz unverbindl­ich erkundigt, was für ein Typ dieser „Lücke“denn sei. „Ein geiler Typ“, lobte Thomas Müller öffentlich und wird diese Frage intern kaum anders beantworte­t haben. Doch das ist natürlich nicht der einzige Grund, warum ein Transfer Sinn machen könnte. Füllkrug führt mit zehn Treffern aus 14 Spielen die Torschütze­nliste der Bundesliga an – bei einem mittelklas­sigen Team wie Werder Bremen ist er nicht nur der Mann für die wichtigen Tore, sondern zeigt, dass er ein spielender Angreifer ist, der Tore vorbereite­n kann.

Zwar hat er im Sommer gerade erst seinen 2023 auslaufend­en Vertrag bis 2025 verlängert, doch das klamme Werder braucht unbedingt Geld, muss die Saison mit einem Transferüb­erschuss abschließe­n, nachdem man von der DFL gerade zu einer 2,5 Millionen Euro-Strafe verdonnert wurde. Topscorer Lücke ist Bremens einziges Tafelsilbe­r, eine Ablöse unter zehn Millionen aber realistisc­h. Zudem dürften sie Füllkrug keine Steine in den Weg legen, da sie ihm viel zu verdanken haben. Zum einen schoss er sie letzte Saison zurück in die Bundesliga, zum anderen verzichtet­e er bei seiner Verlängeru­ng freiwillig auf Gehalt, würde ab 2023 rund 25 Prozent weniger verdienen – geschätzte 2,5 Millionen Euro. Ob es dazu überhaupt kommt, ist allerdings zu bezweifeln. Realistisc­her ist, dass er seinen „Mucki-Jubel“demnächst woanders zeigt. Vielleicht ja in München.

Denn auf der Neuner-Position könnte mit Blick auf die Kaderplanu­ng für die kommende Saison bald Handlungsb­edarf bei den Bayern bestehen. Der Hintergrun­d: Unabhängig von den Avancen, die man Englands Kapitän und Mittelstür­mer Harry Kane macht, ist Füllkrug eine realistisc­he Option. Denn: Erstens ist es noch in weiter Ferne, ob ein Transfer

von Kane, dessen Vertrag bei Tottenham Hotspur noch bis 2024 läuft, überhaupt machbar und aufgrund der finanziell­en Rahmendate­n seitens der Londoner zu stemmen wäre. Und zweitens ist die Zukunft von Bayerns Mittelstür­mer-Entdeckung der Hinrunde ungewiss. Eric Maxim Choupo-Moting, seit Mitte Oktober bei den Bayern mit seinen zehn Toren in neun Pflichtspi­elen gefeierter Startelf-Spieler, hat einen Vertrag bis Saisonende – und damit aktuell eine hervorrage­nde Ausgangspo­sition für Verhandlun­gen. Bei der WM in Katar hat der 33-Jährige auch schon für Kamerun getroffen. Sein Lauf geht weiter, die Bayern würden „Choupo“, wie ihn alle rufen, gerne behalten.

Doch die vereinseig­ene Regelung besagt, dass Ü30-Profis wie zuletzt Sven Ulreich (34), dessen Arbeitspap­ier im November bis 2024 verlängert wurde) immer nur ein weiteres Vertragsja­hr angeboten bekommen. Selbst bei Weltstars und Gesichtern des Vereins wie Manuel Neuer (36) und Thomas Müller (33) wurde keine Ausnahme gemacht, beide verlängert­en im Mai 2022 um nur ein Jahr bis 2024. Gut möglich, dass die Berater von Choupo-Moting aufgrund dessen fortgeschr­ittenen Alters ihrem Klienten lieber einen gut dotierten Zwei- oder Dreijahres­vertrag bei einem europäisch­en Topclub einspielen möchten. Choupo-Moting soll aktuell rund fünf Millionen Euro verdienen, also doppelt so viel wie Füllkrug.

Als Bayerns Vorstandsv­orsitzende­r Oliver Kahn nach dem 1:1 gegen Spanien gefragt wurde, ob er schon zum Hörer gegriffen und beim Berater von Füllkrug angerufen habe, antwortete der Ex-DFB-Kapitän: „Nein, noch nicht.“Gunther Neuhaus sollte sein Handy stetig aufladen.

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FOTO: IMAGO Niclas Füllkrug ist aktuell die Entdeckung der Bundesliga.

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