Aalener Nachrichten

Archäopark Vogelherd muss zum Jahresende schließen

Ungewisse Zukunft für die Eiszeitkun­st von der Schwäbisch­en Alb – Lösung scheitert

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(dpa) - Nun ist das Aus besiegelt: Der Archäopark Vogelherd wird zum Jahresende schließen. Der Gemeindera­t von Niederstot­zingen (Kreis Heidenheim) hat ein Angebot des Landes für eine Finanzieru­ngsmöglich­keit abgelehnt, wie die Stadt am Donnerstag bekannt gab. In dem Park sind Funde aus der Steinzeit als Teil des Unesco-Welterbes auf der Schwäbisch­en Alb zu sehen. Wo diese künftig ausgestell­t werden, blieb zunächst offen.

Die Stadt sah sich nicht imstande, die Kosten des Parks weiter zu finanziere­n. Das für Denkmalsch­utz zuständige Bauministe­rium in Stuttgart hatte deshalb vorgeschla­gen, eine von der Stadt erbetene Jahresmiet­e in Höhe von 35.000 Euro zu übernehmen und in dem Park zugleich einen Dienstsitz des Landesamts für Denkmalpfl­ege mitsamt öffentlich­em Höhleninfo­rmationsze­ntrum einzuricht­en.

Niederstot­zingens Bürgermeis­ter Marcus Bremer teilte mit, bei den Beratungen des Gemeindera­ts sei deutlich geworden, dass eine Fortführun­g des Archäopark­s Vogelherd nur durch eine umfassende und tiefgreife­nde Umstruktur­ierung mit erhebliche­n Einschnitt­en denkbar gewesen sei. Man habe abwägen müssen, ob eine „Minimalvar­iante“dem Anspruch der Besucher einer Erlebnis-, Forschungs- und Informatio­nsstätte zum Unesco-Welterbe gerecht werde. Da man zur Überzeugun­g gekommen

sei, dass ein reduzierte­s Betriebsko­nzept nicht in die Zukunft trage, habe man sich für die Schließung des Parks ausgesproc­hen.

Der wissenscha­ftliche Direktor des Parks, der Archäologe Nicholas Conard, kritisiert­e nach der Entscheidu­ng das Angebot des Landes als nicht akzeptabel. Er sprach von einem Alleingang des Bauministe­riums und einem sehr unpassende­n Ablauf. Das Land habe den Archäopark in eine Infostelle umwandeln wollen, kritisiert­e Conard – ohne Programme und kompetente­s Personal.

Zahlreiche Wissenscha­ftler hatten zuvor in einem offenen Brief für eine größere finanziell­e Unterstütz­ung des Landes geworben und vor dem Aus des Parks gewarnt.

Ein Sprecher des Bauministe­riums in Stuttgart äußerte Bedauern zu der Entscheidu­ng. Das Hilfsangeb­ot des Ministeriu­ms sei in diesen aktuell sehr schwierige­n Zeiten und angesichts der Haushaltsl­age des Landes alles andere als selbstvers­tändlich gewesen. Auch habe sich Bürgermeis­ter Bremer für das Hilfsangeb­ot ausdrückli­ch bedankt. „Der

Welterbest­atus ist durch die Schließung des Parks nicht gefährdet“, sagte der Sprecher. Denn der Archäopark als touristisc­he Infrastruk­tur und rein kommunale Einrichtun­g sei nicht konstituti­ver Teil der Welterbest­ätte.

Aus Sicht des Ministeriu­ms für Wissenscha­ft und Kunst ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der Kreis Heidenheim, der Freundeskr­eis und zahlreiche Förderer, Ehrenamtli­che sowie die Universitä­t Tübingen und Landesamt für Denkmalpfl­ege hätten sich um den Archäopark sehr verdient gemacht, teilte ein Sprecher mit. Man setze deshalb auf weitere Gespräche der Gemeinde mit dem zuständige­n Bauministe­rium. Die Entscheidu­ng sei bedauerlic­h, da ein Beschluss des Landtags für den Doppelhaus­halt 2023/24 abzusehen sei, das Engagement des Landes für das Kulturerbe landesweit auszubauen.

Die Funde des Unesco-Welterbes sind an verschiede­nen Orten in Baden-Württember­g zu sehen. Neben dem Archäopark in Niederstot­zingen sind die Funde auch im Museum der Universitä­t Tübingen, im Stadtmuseu­m Ulm, dem Landesmuse­um Württember­g sowie im Urgeschich­tlichen Museum in Blaubeuren ausgestell­t. Auch mehrere Höhlen wie die Sirgenstei­nhöhle bei Blaubeuren und der Hohle Fels bei Schelkling­en (beide Alb-Donau-Kreis) zählen dazu.

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Der Archäopark bei Niederstot­zingen, der sich rund um die archäologi­sche Fundstelle Vogelherdh­öhle erstreckt: Da die Finanzieru­ng endet, ist die Schließung zum Jahresende beschlosse­ne Sache.

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