Diese Reform ist längst überfällig
Krankenhäuser sind dazu da, kranken Menschen, ob klein oder groß, zu helfen. Doch was tun, wenn das System selbst krank ist? Dass in den Kliniken hierzulande etwas schiefläuft, ist nicht erst seit dem Engpass auf Kinderstationen offenkundig. Die Krankenhäuser selbst, auch in Baden-Württemberg, klagen nahezu chronisch über Unterfinanzierung. Die Pflegerinnen und Pfleger in vielen Häusern sind frustriert, weil die Arbeitsbelastung zu hoch und die Zeit für den Patienten zu kurz ist. Für Angehörige ist es schwer zu ertragen, wenn sie erleben, dass für ihre Kinder oder die chronisch kranken Eltern kein guter Platz in diesem Gesundheitssystem ist. All das sind Gründe, warum eine Reform der Krankenhausfinanzierung längst überfällig ist.
Das Fallpauschalensystem, das vor knapp 20 Jahren mit dem Ziel, Kosten zu dämpfen, eingeführt wurde, hat mit der Zeit fatale Nebenwirkungen entfaltet. Die Gewinnorientierung rückte zunehmend in den Vordergrund. Wenig planbare Abteilungen wie die Geburtshilfe und Kinderstationen sind aber für Krankenhausbetreiber finanziell nicht sehr lukrativ. Auf der anderen Seite werden Operationen und Behandlungen gemacht, auf die der Arzt vielleicht verzichten würde, wenn es um sein eigenes Knie geht. Dabei ist es nicht so, dass die medizinische Versorgung in Deutschland, auch im Vergleich zu anderen Ländern, schlecht wäre. Doch mit Blick auf das Geld, das im System ist, könnte sie besser sein.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach sprach von einer „Revolution“, als er seine Pläne vorstellte. Das klingt zwar überheblich, aber in der Praxis würde sich einiges verändern, und zwar zum Guten, wenn er erfolgreich wäre. Die wohnortnahen Kliniken im ländlichen Raum, über deren Notwendigkeit so viel gestritten wird, hätten eine sichere Finanzierungsbasis – ohne Behandlungen vorzunehmen, die besser Spezialisten machen sollten. Auch in den großen Häusern würde der Druck rausgenommen, mit möglichst vielen Fällen Gewinn zu erwirtschaften, wenn Qualität und Können besser honoriert würden. Im Bestfall hätte auch das Pflegepersonal, das landauf, landab fehlt, wieder mehr Freude an der Arbeit. Lauterbach hat allerdings noch viele dicke Bretter vor sich. Vor allem die Länder, die für Klinik-Investitionen verantwortlich sind, muss er auf seine Seite ziehen. Glückt ihm dies nicht, könnte seine Revolution zum Reförmchen verkümmern.