„Wer reich werden will, sollte es in Hollywood versuchen“
Filmemacher Paddy Schmitt aus Kißlegg zu seinem Dokufilm „Die Stangenbohnenpartei“
Der Dokumentarfilm „Die Stangenbohnenpartei“läuft derzeit in einigen süddeutschen Kinos. Es geht um das Ehepaar Serena (28) und Jared (40), die in der Nähe von Kißlegg im Landkreis Ravensburg einen radikalen Lebensentwurf fernab von Mainstream leben. Der Filmemacher Paddy Schmitt, gebürtiger Kißlegger, erzählt im Interview von der ersten, prägenden Begegnung mit seinen Protagonisten, seinem Einstieg ins Filmgeschäft und seinen Erfolg bei Filmfestivals.
Herr Schmitt, wie kommt man auf die Idee, einen Dokumentarfilm zu drehen?
Ich filme und produziere jetzt seit über 25 Jahren. Inzwischen sind mehr als 500 Filme auf meinem YouTubeKanal veröffentlicht. Überwiegend sind das allerdings werbliche Auftragsproduktionen für meine Kunden aus den Bereichen Event, Industrie oder Tourismus – was dann doch ein anderes Genre und vor allem auch eine andere Herangehensweise ist als bei diesem Dokumentarfilmprojekt. Und genau das hat mich gereizt.
Es gibt also auch Vorläuferdokumentationen?
Ja. Ich bin schon als Kind mit der Kamera meines Vaters losgezogen, als Zivi habe ich mir dann vom ersten Lohn eine eigene Kamera gekauft. Damit begann die wahre Liebe zum „Filmemachen“. Kleine Klassiker unter den Insidern der Skate-/Snowboardund der alternativen Musikszene waren sicher die Filme „Shit Headz“, sowie „Unknown Populars“, die zwischen 1998 und 2004 entstanden sind. Meine Intention war schon damals, die heimische Region und ihre Talente zu fördern. Mir war es immer ein Anliegen, dass auch die Filmmusik von lokalen Künstlern geliefert wird. Bei diesen Projekten lernte ich nicht nur den Umgang mit der Kamera und die komplette Orga drumherum, daraus hat sich auch ein großes Netzwerk an Kreativen entwickelt.
Wie ging es weiter?
Während meines Studiums des Kommunikationsdesigns in Ravensburg habe ich mir meinen ersten Rechner gekauft und mit dem Schneiden angefangen. 2006 vertiefte ich dann meine Leidenschaft und gründete meine eigene Film- und Fotoschmiede. Zunächst lief es langsam an, ab 2012 änderte sich das rasant. Plötzlich wollten immer mehr Firmen und Menschen Filme auf ihren Handys und Computern vermarkten.
Und wie kam es Jahre später zur Stangenbohnen-Partei?
Coronabedingt wurde es 2020 geschäftlich ruhiger. Ich wollte schon länger mal etwas Nachhaltiges produzieren und war auf der Suche nach etwas, was mich auch persönlich weiterbringt. Zeitgleich habe ich mit dem Gärtnern angefangen und bin deshalb auf Serena und Jared gestoßen, die nur ein paar Kilometer entfernt wohnen. Schon bei der ersten Begegnung habe ich gefragt: „Darf ich euch filmen und fotografieren?“und sie haben mit „Why not“geantwortet. Am nächsten Tag hatte ich die Kamera dabei.
Wie wurde daraus ein Film?
Eineinhalb Jahre habe ich ihr Leben begleitet, über alle Jahreszeiten hinweg, und habe parallel geschnitten. Der Film ist in Kapitel aufgebaut. Auch die Kombination mit Musik hat mir bei den beiden gut gefallen, die unglaubliche Begabung von Jareds
Songwriting und das Zusammenspiel, wenn sie live auftreten. Das hat mich von Anfang an sehr inspiriert. Der Soundtrack beim Film ist komplett von ihnen. Und alles andere komplett von mir. Klar, das war eine Heidenarbeit und zeitintensiv, aber es ist einfach meine Leidenschaft. Meine Frau Julia und unsere beiden Kinder haben das zum Glück mitgetragen. Und ich habe dabei gelernt, dass manches Zeit braucht. Vertrauen zum Beispiel.
Haben sich Ihre Erwartungen, sich dabei persönlich weiterzuentwickeln, erfüllt?
Ja. Die beiden sind einfach etwas ganz Besonderes mit der Art, ihren Lebensweg ohne Plastik, ohne Fleisch und mit nachhaltigen Klamotten ganz konsequent zu gehen. Ich habe auch diesbezüglich viel gelernt und weiß jetzt: Jeder kann bei sich im Kleinen beginnen, wenn er nachhaltiger leben will.
Kann man mit so einem Projekt Geld verdienen?
Jein – nach den Einnahmen der Preisgelder und anstehenden Kinovorführungen vielleicht schon eine bestimmte Zeit. Aber darum ging es bei diesem Projekt nie. Viel wichtiger ist, so glaube ich, zu wissen, was einen bewegt und befriedigt. Wer reich werden will, sollte es beim Film lieber in Hollywood versuchen. Die Message des Films ist ganz klar: „Weniger ist mehr.“Das spricht auch für das Motto von Jared und Serena: „Wenn man Vielfalt hat, dann ist man König.“
Auf welchen Filmfestivals und in welchen Kinos läuft der Film?
Wir waren zum Beispiel bei den Biberacher Filmfestspielen – und haben dort den Publikumspreis gewonnen – dasselbe gilt für das „Greenmotions Filmfestival“in Freiburg. Für ein paar internationale Festivals sind wir nominiert. Mein Ziel wäre es, einen Verleiher zu finden oder gegebenenfalls noch mit dem Film ins Fernsehen zu kommen, aber das ist nicht so einfach. Derzeit fragen hauptsächlich regionale Kinos an.