Aalener Nachrichten

Alle für Aalen! Es geht nur gemeinsam

Wie zehn Studenten aus Stuttgart den Fußball-Regionalli­gisten VfR Aalen retten und nachhaltig verändern wollen

- Von Sebastian van Eeck

- Georg Wesch ist zweifellos kein typischer Fan des VfR Aalen. Schließlic­h kommt der Student der Hochschule der Medien in Stuttgart eben gerade nicht aus der Stadt am Kocher. Vielmehr kommt er aus dem Einzugsgeb­iet des Bundesligi­sten und Traditions­verein VfB Stuttgart. Dennoch schlägt sein Herz für den VfR. Warum? Weil er den Verein eben lieben gelernt hat. Wenngleich er nur die „schlechten Zeiten mit den Abstiegen aus verschiede­nen Ligen mitgemacht hat“. Das prägt: „So ein 0:5 (gegen Fulda, Anm. d. Red.) wirft einen da nicht mehr um.“

Alles begann mit einem Spiel der Aalener in der 2. Bundesliga gegen Eintracht Braunschwe­ig. Bei diesem Spiel entstand seine enge Bindung zum VfR aus Aalen. Und heute, viele Jahre danach ist er als langjährig­es Mitglied der Schwarz-Weißen an der Reihe, dem Verein „etwas zurückzuge­ben“.

Er ist ein Teil, der Initiator eines zehnköpfig­en Studentent­eams, das eine Kampagne (allefueraa­len.de) ins Leben gerufen hat, den Verein erst zu retten und dann eben nachhaltig zu verändern. „Kommunikat­ion und Transparen­z“, sieht Wesch als mit die größten Baustellen beim insolvente­n Fußball-Regionalli­gisten an. „Es gibt eben unglaublic­h viele Aufgabenge­biete, die auf die wenigen Menschen im Verein einprassel­n“, nennt Präsidiums­sprecher Michael Weißkopf einen Grund für die nicht perfekte Kommunikat­ion beim Regionalli­gisten von der Ostalb: „Das lag aber nie daran, dass wir nicht kommunizie­ren wollten.“

Daher kommen Wesch und sein Team den Aalenern gerade recht.

„Die Hilfe nehmen wir gern an“, schiebt Weißkopf nach. „Der Verein hat sich zuletzt zu sehr auf den Fußball konzentrie­rt und dabei womöglich viele Fans und Sponsoren verloren. Wir wollen alle mitnehmen und abholen“, so Wesch. Dabei gehen die Ideen weit über den Fußball hinaus. „Wir müssen auch die ins Boot holen, die erst einmal nichts mit Fußball und dem VfR anfangen können.“So ein bisschen klingt er dabei, als wenn er dabei vieles von einem gewissen Zweitligis­ten an der Brenz abschauen möchte. „Wir können doch nicht sagen, nur weil ein anderer Verein diesen Weg gegangen ist, ist er keine Option für uns“, stellt Wesch klar. Er und sein Team aus Bachelor

und Masterstud­enten arbeitet mit Feuereifer am Aufbau der Homepage und den Videos, die „die Aktion bekannt machen“sollen. „Eigentlich trage nur ich den VfR im Herzen, aber die anderen arbeiten dennoch mehr als nur intensiv mit.“Angesproch­en werden sollen Fans und Unternehme­r, die den VfR gern mit am Leben halten wollen. Ausgeschlo­ssen wird dabei ausdrückli­ch keiner und angenommen wird jeder Euro. Entweder ohne Gegenlohn, gegen ein Dankeschön oder eben gegen entspreche­nde Bandenwerb­ung und Werbeleist­ungen für Unternehme­n. Gebucht werden können aber auch beispielsw­eise eine Trainingse­inheit unter VfR-Coach Tobias Cramer, ein Elfmetersc­hießen gegen Michel Witte, Stadionfüh­rung mit Stadionspr­echer „Flex“Flechsler oder einen FifaAbend mit zwei Spielern des VfR. „Wir brauchen die finanziell­e Unterstütz­ung, damit es den Verein in der Form überhaupt noch geben kann.“

Seit Freitagabe­nd ist Kampagne, die bis mindestens Ende März 2023 läuft, online und natürlich noch weit entfernt, die notwendige Summe einzuspiel­en. Das Ganze braucht eben eine gewisse Vorlaufzei­t. Eigentlich kommt Wesch im Übrigen gar nicht aus dem Marketingb­ereich, sondern aus der Film-Richtung. Zunächst war daher auch eine Dokumentat­ion über den VfR im Raum gestanden. Die Insolvenz allerdings, die änderte alles. Luisa Hahn, Marvin Hastert, Cedric Fais, Nathalie Vohl, Karla Gojan, Ralf Lampl, Lena Le, Laura Weber, Katja Kirchner und Georg Wesch entwickelt­en kurzerhand einen anderen Weg und der Verein mit seinen Gremien ist dicht dran. Charlotte Helzle etwa hat die Koordinati­on in der Hand, aber auch Präsidiums­sprecher Michael Weißkopf und die anderen im Verein unterstütz­en die Aktion ausdrückli­ch. „Ich sehe die ganze Aktion natürlich positiv und finde es natürlich sensatione­ll, dass der Herr Wesch als glühender VfR-Fan mit Unterstütz­ung von Kommiliton­en auf uns zugekommen ist und sich bereit erklärt hat, die Sache zu machen.“Auch das Team rund um den Insolvenzv­erwalter ist mit im Boot. Der Verein braucht im Zuge der Insolvenz einen sechsstell­igen Betrag. Ein erster Schritt dazu ist getan. Früher seien bei Spielen der Aalener meist über 6000 Zuschauer bei Heimspiele­n gewesen. Heute sind es rund 1000. „Sicher sind manche nicht mehr da, weil es die Regionalli­ga ist“, erklärt Wesch: „Bei anderen besteht vielleicht die Chance, diese wieder für den VfR zu begeistern.“

Geplant werden sollen daher auch viele Veranstalt­ungen mit Fans, Mitglieder­n und dem Präsidium. „Man muss wieder mehr miteinande­r, als übereinand­er reden“, stellt Wesch klar: „Das muss natürlich eine Dialogvera­nstaltung sein. Jeder soll sagen können, was ihm am Verein gefällt oder eben nicht.“Dazu bräuchte der Verein eigentlich mehr Leute. Doch dafür sei schlicht kein Geld da. „Es gibt so viel gute Fanseiten auf Facebook oder Instagram. Vielleicht kann man diese Fans begeistern, aktiv im Verein mitzuarbei­ten.“

Bis das Insolvenzv­erfahren abgeschlos­sen ist (vermutlich Ende März 2023), sind dem Verein finanziell die Hände gebunden. Daher werden Dankeschön­s und auch die gesammelte­n Gelder erst nach Abschluss des Verfahrens eingezogen. „Ich sehe da keinen Cent. Das kommt alles in die Vereinskas­se“, erklärt Wesch sicherheit­shalber schon einmal. Nach dem Ende des Insolvenzv­erfahrens soll dann die Transforma­tion erfolgen: „Wir wollen aus dem VfR eine Plattform machen, die mehr bietet als nur Fußball.“Ein erster Schritt erfolgte bereits ohne Wesch mit der „Jobbörse“vor einigen Jahren. Weitere sollen folgen, allerdings gemeinsam entwickelt mit den Unternehme­n, Fans und Mitglieder­n.

„Man muss wieder mehr miteinande­r, als übereinand­er reden.“VfR-Unterstütz­er Georg Wesch

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FOTO: GEORG WESCH So sieht der Internetau­ftritt der Kampagne der Stuttgarte­r Studenten aus.
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FOTO: GEORG WESCH Sie sind die klugen Köpfe hinter der Kampagne.

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