Unter Palmen überwintern
Langzeiturlaub oder Homeoffice im sonnigen Süden – Welche Fallstricke dabei lauern
(dpa) - Grauer Himmel, die Temperaturen sind niedrig, die Heizund Stromkosten hoch. Alldem möchte man doch am liebsten entfliehen. Und plötzlich flattert ein verlockendes Angebot ins Haus: Reiseanbieter werben für Langzeiturlaub im Winter. „Überwintern unter Palmen“oder „Schreibtisch mit Meerblick“lauten die Versprechen, die sich nicht nur an Rentner und Aussteiger auf Zeit, sondern gezielt auch an Menschen im Homeoffice richten.
Da spielt mancher mit dem Gedanken: Könnte man nicht einfach im warmen Süden überwintern? So verlockend das erscheint: Da sind einige Dinge zu bedenken, zunächst einmal die Kosten. Natürlich sind die vergleichsweise günstigen Preise in der Nebensaison reizvoll. Reiseanbieter werben für Langzeiturlaub in Ferienzielen, in denen es auch im Winter mild ist, und locken zugleich mit Rabatten und teils mit speziell aufs mobile Arbeiten ausgelegten Hotelzimmern.
Bequem sind diese Pauschalreisen ohne Frage. Aber selbst mit Rabatt haben sie immer noch ihren Preis: Je nach Angebot muss man für drei Wochen in einer Hotelanlage im Süden gut und gerne 600 bis 1500 Euro rechnen – pro Person, versteht sich. Alternativ gibt es auch Apartments oder Ferienhäuser. Auch Privatvermieter geben bei längerer Mietdauer gern Rabatte. Ein Nachteil: Die Domizile sind oft auf Sommerurlauber ausgerichtet. Man sollte prüfen, ob sie eine Heizung haben, wenn das Wetter am Reiseziel auch mal ungemütlicher werden kann. Und: Zur Miete kommen noch die Kosten für Anreise und Verpflegung.
Stichwort Wetter: Die meisten im Winter beliebten Ferienziele bieten ein mildes Klima, wenn es in Deutschland kalt und grau ist. Doch die Temperaturen, die man aus dem Sommer gewöhnt ist, kann man an vielen dieser Ziele nicht erwarten. In
der Nebensaison ist an beliebten Urlaubsorten zudem meist deutlich weniger Betrieb. Deswegen könnte vor Ort einiges an Gastronomie- und Freizeitangeboten geschlossen sein. Im Zweifel sollte man sich dazu direkt beim Veranstalter oder Vermieter vor der Buchung schlaumachen. Oder man fragt beim regionalen Tourismusverband nach.
Wer glaubt, er spare mit einem langen Urlaub im Süden alle Energiekosten
zu Hause, sitzt möglicherweise einem Irrglauben auf. Zum einen wird bei Mietwohnungen meist ein Teil der Heizkosten per Wohnfläche und nicht nach Verbrauch abgerechnet. Zum anderen: Stellt man etwa die Heizung komplett ab, droht Schimmel in der Wohnung, warnt das Umweltbundesamt (UBA).
Die Heizung kann aber bei längerer Abwesenheit deutlich gedrosselt werden: Eine Grundtemperatur von etwa zehn Grad, aber mindestens fünf Grad sollte dabei in den Räumen eingehalten werden, rät das UBA. Lüften (lassen) ist auch dann wichtig. Der Gesamtverband der Versicherer warnt in unbeheizten Häusern indes vor Frostschäden an Wasserrohren. Selbst die Frostschutzeinstellung am Heizkörper (Frostwächter) hilft dagegen nur bedingt. Sparpotenzial mit Blick auf die Energiekosten hat man vor allem im Warmwasser- und Stromverbrauch.
Damit sich Einbrecher das Haus nicht als Ziel aussuchen, raten Fachleute etwa dazu, mit einer Zeitschaltuhr regelmäßig abends Licht einzuschalten, um das Haus bewohnt aussehen zu lassen. Der beste Schutz ist, wenn die Wohnung tatsächlich bewohnt wird. Warum also nicht gleich untervermieten? Dafür braucht man jedoch die Zustimmung des Vermieters – unabhängig vom Zeitraum, über den man die Wohnung untervermietet, erläutert der Berliner Mieterverein.
Bleibt noch die Frage nach der Workation-Option: Arbeit (englisch = work) mit Urlaub (englisch = vacation) verknüpfen, das klingt doch wahrlich verlockend. Doch vorher gilt es einige Fragen zu klären. Unter anderem: Erlaubt der Arbeitgeber das Arbeiten vom Ausland aus? Ist eine Arbeits- oder Aufenthaltsgenehmigung nötig, zum Beispiel außerhalb der EU? Bin ich sozialversichert und im Ausland steuerpflichtig (ab 183 Tagen)? Eine ruhige und klimatisierte Umgebung und ein bequemer Arbeitsplatz sollten auf jeden Fall gegeben sein. An vielen Traumzielen im Ausland finden sich CoworkingSpaces für Menschen auf Workation. Oder man hat eben ein entsprechend ausgestattetes Hotelzimmer.
Fazit: Ob man dort arbeitet oder nicht – wirklich Geld sparen lässt sich mit Langzeitaufenthalten im Ausland eher nicht. Wer das bei den Angeboten im Hinterkopf hat und realistisch plant, kann aber guten Gewissens eine Auszeit vom deutschen Winter ins Auge fassen.