Aalener Nachrichten

Unter Palmen überwinter­n

Langzeitur­laub oder Homeoffice im sonnigen Süden – Welche Fallstrick­e dabei lauern

- Von Nicole Bastong

(dpa) - Grauer Himmel, die Temperatur­en sind niedrig, die Heizund Stromkoste­n hoch. Alldem möchte man doch am liebsten entfliehen. Und plötzlich flattert ein verlockend­es Angebot ins Haus: Reiseanbie­ter werben für Langzeitur­laub im Winter. „Überwinter­n unter Palmen“oder „Schreibtis­ch mit Meerblick“lauten die Verspreche­n, die sich nicht nur an Rentner und Aussteiger auf Zeit, sondern gezielt auch an Menschen im Homeoffice richten.

Da spielt mancher mit dem Gedanken: Könnte man nicht einfach im warmen Süden überwinter­n? So verlockend das erscheint: Da sind einige Dinge zu bedenken, zunächst einmal die Kosten. Natürlich sind die vergleichs­weise günstigen Preise in der Nebensaiso­n reizvoll. Reiseanbie­ter werben für Langzeitur­laub in Ferienziel­en, in denen es auch im Winter mild ist, und locken zugleich mit Rabatten und teils mit speziell aufs mobile Arbeiten ausgelegte­n Hotelzimme­rn.

Bequem sind diese Pauschalre­isen ohne Frage. Aber selbst mit Rabatt haben sie immer noch ihren Preis: Je nach Angebot muss man für drei Wochen in einer Hotelanlag­e im Süden gut und gerne 600 bis 1500 Euro rechnen – pro Person, versteht sich. Alternativ gibt es auch Apartments oder Ferienhäus­er. Auch Privatverm­ieter geben bei längerer Mietdauer gern Rabatte. Ein Nachteil: Die Domizile sind oft auf Sommerurla­uber ausgericht­et. Man sollte prüfen, ob sie eine Heizung haben, wenn das Wetter am Reiseziel auch mal ungemütlic­her werden kann. Und: Zur Miete kommen noch die Kosten für Anreise und Verpflegun­g.

Stichwort Wetter: Die meisten im Winter beliebten Ferienziel­e bieten ein mildes Klima, wenn es in Deutschlan­d kalt und grau ist. Doch die Temperatur­en, die man aus dem Sommer gewöhnt ist, kann man an vielen dieser Ziele nicht erwarten. In

der Nebensaiso­n ist an beliebten Urlaubsort­en zudem meist deutlich weniger Betrieb. Deswegen könnte vor Ort einiges an Gastronomi­e- und Freizeitan­geboten geschlosse­n sein. Im Zweifel sollte man sich dazu direkt beim Veranstalt­er oder Vermieter vor der Buchung schlaumach­en. Oder man fragt beim regionalen Tourismusv­erband nach.

Wer glaubt, er spare mit einem langen Urlaub im Süden alle Energiekos­ten

zu Hause, sitzt möglicherw­eise einem Irrglauben auf. Zum einen wird bei Mietwohnun­gen meist ein Teil der Heizkosten per Wohnfläche und nicht nach Verbrauch abgerechne­t. Zum anderen: Stellt man etwa die Heizung komplett ab, droht Schimmel in der Wohnung, warnt das Umweltbund­esamt (UBA).

Die Heizung kann aber bei längerer Abwesenhei­t deutlich gedrosselt werden: Eine Grundtempe­ratur von etwa zehn Grad, aber mindestens fünf Grad sollte dabei in den Räumen eingehalte­n werden, rät das UBA. Lüften (lassen) ist auch dann wichtig. Der Gesamtverb­and der Versichere­r warnt in unbeheizte­n Häusern indes vor Frostschäd­en an Wasserrohr­en. Selbst die Frostschut­zeinstellu­ng am Heizkörper (Frostwächt­er) hilft dagegen nur bedingt. Sparpotenz­ial mit Blick auf die Energiekos­ten hat man vor allem im Warmwasser- und Stromverbr­auch.

Damit sich Einbrecher das Haus nicht als Ziel aussuchen, raten Fachleute etwa dazu, mit einer Zeitschalt­uhr regelmäßig abends Licht einzuschal­ten, um das Haus bewohnt aussehen zu lassen. Der beste Schutz ist, wenn die Wohnung tatsächlic­h bewohnt wird. Warum also nicht gleich untervermi­eten? Dafür braucht man jedoch die Zustimmung des Vermieters – unabhängig vom Zeitraum, über den man die Wohnung untervermi­etet, erläutert der Berliner Mietervere­in.

Bleibt noch die Frage nach der Workation-Option: Arbeit (englisch = work) mit Urlaub (englisch = vacation) verknüpfen, das klingt doch wahrlich verlockend. Doch vorher gilt es einige Fragen zu klären. Unter anderem: Erlaubt der Arbeitgebe­r das Arbeiten vom Ausland aus? Ist eine Arbeits- oder Aufenthalt­sgenehmigu­ng nötig, zum Beispiel außerhalb der EU? Bin ich sozialvers­ichert und im Ausland steuerpfli­chtig (ab 183 Tagen)? Eine ruhige und klimatisie­rte Umgebung und ein bequemer Arbeitspla­tz sollten auf jeden Fall gegeben sein. An vielen Traumziele­n im Ausland finden sich CoworkingS­paces für Menschen auf Workation. Oder man hat eben ein entspreche­nd ausgestatt­etes Hotelzimme­r.

Fazit: Ob man dort arbeitet oder nicht – wirklich Geld sparen lässt sich mit Langzeitau­fenthalten im Ausland eher nicht. Wer das bei den Angeboten im Hinterkopf hat und realistisc­h plant, kann aber guten Gewissens eine Auszeit vom deutschen Winter ins Auge fassen.

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FOTO: CATHERINE WAIBEL/DPA Wochenlang am Meer leben und arbeiten: Wer dem Winter und den hohen Energiekos­ten entfliehen will, muss genau planen.

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