Biberacher Start-up lastet Fuhrparks optimal aus
Azowo hat bereits namhafte Großkunden und plant die nächsten Wachstumsschritte
- Fahrzeugflotten optimal zu nutzen und effizient zu verwalten, das hat sich das Biberacher Start-up Azowo auf die Fahnen geschrieben. Kunden wie den Flughafen München und den Baumaschinenhersteller Wacker Neuson konnte das junge Unternehmen schon gewinnen. Doch Azowo soll weiter wachsen: Kürzlich sammelte das Start-up bei einer Finanzierungsrunde zehn Millionen Euro ein. Das Ziel: Azowo und sein Mobilitätstool fit für weiteres Wachstum machen.
„Viele Jahre hatten die Fuhrparks kaum einen Stellenwert“, sagt Patric Schneider, Geschäftsführer und Gründer von Azowo. „Viele Leasingfahrzeuge kosten Geld.“Oft würden in vielen Tiefgaragen noch zu viele Autos herumstehen, die gar nicht alle benötigt würden, so Schneider weiter. Er sieht aber einen Trend: Das Bewusstsein, die Fahrzeugflotte optimieren zu wollen, sei inzwischen bei immer mehr Unternehmen da.
Mit einer „Software-as-a-Service“-Lösung verarbeitet Azowo Fahrzeug- und Energiedaten in Echtzeit, beispielsweise um Batteriestände von Elektro-Fahrzeugen zu überwachen und somit deren Ladepläne zu optimieren. Zudem können Kunden Ladestationen checken und Details zu Carsharing-Buchungen einsehen. Mit der dazugehörigen App reservieren die Nutzer verfügbare Fahrzeuge direkt. Damit lassen sich Fuhrparks einfacher verwalten und sind effizienter, weil weniger Fahrzeuge ungenutzt rumstehen.
Azowo verspricht, die Mobilitätskosten seiner Kunden deutlich senken zu können. „Wenn man sich durch die Software von zehn Fahrzeugen trennen kann, ist schon viel gespart“, sagt Schneider. Sein Start-up hat hierfür eine Plattform entwickelt, das große Unternehmen bei der sogenannten Mobilitätstransformation unterstützt. Das heißt: Der Weg hin zu nachhaltigen und vor allem intelligenten Lösungen bei der Fortbewegung. Daran setzt das 2016 gegründete Biberacher Start-up an.
Azowo konnte in seiner jungen Geschichte bereits einige namhafte Kunden gewinnen. Einer davon ist der Flughafen München, dessen Fahrzeuge mit Hilfe von Azowo koordiniert
werden. Dazu zählen beispielsweise die Fahrzeuge auf dem Rollfeld, die keine Straßenzulassung haben, aber auch die normalen Poolfahrzeuge des Flughafens. Vor allem die nahtlose Nutzbarkeit, um von einem Ort zum anderen zu kommen, steht laut Schneider im Mittelpunkt. „Wer hat denn Lust, 20 Apps auf dem Handy zu haben? Wir versuchen, das in einer App zu zentralisieren“, so Schneider weiter.
Ähnlich sieht das beim Carsharing aus, bei dem Azowo seit geraumer Zeit den Schweizer Anbieter Swiss E-Car unterstützt. Aber auch öffentliche Einrichtungen gehören zu den Kunden von Azowo. „Die Stadtwerke Pfaffenhofen sind sehr innovativ. Als Energieversorger stellen sie Bürgern eigene CarsharingFahrzeuge, e-Bikes und Roller zur Verfügung“, sagt Schneider. Die App für das Projekt „mobil gewinnt“stammt aus Biberach.
Auf seiner Website schreibt Azowo über sich selbst, aktuell das einzige Unternehmen auf dem Markt zu sein, bei dem sowohl vernetzte Fahrzeugdaten als auch die damit zusammenhängende Mobilitätslösung aus
einer Hand kommen. Es geht darum, für die Kunden eine möglichst nahtlose Lösung zu schaffen. Das heißt: Azowo stellt die Plattform, die Kunden dürfen diese für ihre Zwecke nutzen. „Unser Wettbewerbsvorteil ist, dass wir uns wahnsinnig schnell anpassen können“, sagt Geschäftsführer Patric Schneider im Gespräch mit er „Schwäbischen Zeitung“. Denn das System ist auf die jeweiligen Ansprüche individualisierbar. „Mit jeder Weiterentwicklung versuchen
wir, dass auch der nächste Kunde was davon hat.“Nach eigenen Angaben ermöglicht die Software von Azowo Zugriff auf Daten von mehr als 45 Millionen Fahrzeugen.
Klein angefangen und stetig gewachsen. „Die Software war soweit fertig und wir haben unsere ersten Testkunden gewonnen“, berichtet Schneider. Inzwischen hat sich Azowo aber besonders auf Kunden mit großen Fuhrparks spezialisiert. Und der Weg zeigt nach oben: Der Umsatz
des jungen Unternehemens hat sich in den letzten drei Jahren verdreifacht. Das sagte Schneiders CoGeschäftsführer Albert Pescheck, der seit 2019 im Unternehmen ist, nach der Finanzierungsrunde dem „Venture Capital Magazin“. Heute fährt Azowo monatliche Lizenzgebühren im fünfstelligen Bereich ein. Den durchschnittlichen Kundenvertragswert konnte Azowo inzwischen auf mehr als 500.000 Euro steigern – von anfänglich wenigen Hundert Euro, wie Pescheck im Magazin zitiert wird. Außerdem ist das Ziel, im Jahr 2026 durch die Software-Lizenzen einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro zu erreichen.
„Jetzt geht es darum, die nächsten Schritte vorzubereiten“, sagt Schneider mit Blick auf die kürzlich eingesammelten zehn Millionen Euro. Der Kundenkreis soll erweitert werden, weshalb Azowo im neuen Jahr rund 70 Mitarbeiter an den drei Standorten in Biberach, Stuttgart und Bratislava einstellen will. Die Mitarbeiterzahl wächst beim Start-up dann auf rund 100. Bis 2025 soll das Unternehmen dann 180 Mitarbeiter haben.