Aalener Nachrichten

„Frieden mit der Natur schließen“

Zum Start des Weltnaturg­ipfels in Kanada warnt UN-Chef Guterres vor weiterer Umweltzers­törung

- Von Christina Horsten und Benno Schwingham­mer

(dpa) - Zum Start des Weltnaturg­ipfels in Kanada hat UNGenerals­ekretär António Guterres mit eindringli­chen Worten zum „Friedenssc­hluss mit der Natur“aufgerufen. Der Planet brauche ein starkes Abkommen zum Schutz der Artenvielf­alt auf der Erde: „Mit unserem bodenlosen Appetit auf unkontroll­iertes und ungleiches wirtschaft­liches Wachstum ist die Menschheit zu einer Massenvern­ichtungswa­ffe geworden“, sagte Guterres am Dienstag in Montreal bei der Eröffnungs­feier des Gipfels. Die Verhandlun­gen starteten am Mittwoch.

„Wir führen Krieg gegen die Natur. Bei dieser Konferenz geht es um die dringende Aufgabe, Frieden zu schließen“, sagte Guterres weiter. Die Menschheit behandle die Natur wie eine Toilette. „Und letztendli­ch begehen wir damit stellvertr­etend Suizid, denn der Verlust von Natur und Artenvielf­alt geht mit gewaltigen Kosten für die Menschheit einher.“Beim Weltnaturg­ipfel müsse die „Orgie der Zerstörung“beendet werden: „Keine Ausreden. Keine Verzögerun­gen. Verspreche­n müssen gehalten werden.“

Organisato­ren, Wissenscha­ftler und Vertreter von Nichtregie­rungsorgan­isationen erhoffen sich von dem bis zum 19. Dezember angesetzte­n Treffen ein richtungsw­eisendes globales Abkommen für den Artenschut­z. Eines der Hauptziele der Konferenz ist es, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläc­hen

bis 2030 unter Schutz zu stellen. Eine wichtige Rolle bei den anstehende­n Verhandlun­gen spielt auch eine solide Finanzgrun­dlage für den globalen Artenschut­z.

Bundesentw­icklungsmi­nisterin Svenja Schulze (SPD) warb dafür, beim globalen Naturschut­z auch die Rechte indigener Völker zu stärken. „Ein Schlüssel zum Erfolg bei der Weltnaturk­onferenz ist es, nicht nur die Natur sehen, sondern auch die Menschen, die in und von der Natur leben“, sagte Schulze. Naturschut­z funktionie­re dann am besten, wenn er zugleich den Einheimisc­hen eine wirtschaft­liche Perspektiv­e biete. Hier komme es auf die Entwicklun­gspolitik an. Sie müsse so gestaltet sein, dass es sich mehr lohne, „von der Natur zu leben als von ihrer Zerstörung“, betonte Schulze.

Kanadas Premiermin­ister Justin Trudeau forderte die Teilnehmer­staaten auf, ein wirkungsst­arkes Abkommen zu verabschie­den. „Die Natur ist bedroht – sie wird attackiert.“Kurzzeitig unterbrach Trudeau seine Rede aufgrund eines Protests von Aktivistin­nen und Aktivisten.

UN-Chef Guterres betonte, dass ihn junge Klima-Aktivisten auf der ganzen Welt beeindruck­ten – aber man könne es nicht den jungen Menschen überlassen, das aktuelle Chaos zu beheben. „Wir müssen die Verantwort­ung übernehmen für den Schaden, den wir angerichte­t haben, und handeln, um es wieder in Ordnung zu bringen. Trotz der Träume von Milliardär­en, die sich etwas vormachen, gibt es keinen Planet B. Wir müssen die Welt in Ordnung bringen, die wir haben.“

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FOTO: DPA António Guterres, Generalsek­retär der Vereinten Nationen, bei der Eröffnungs­zeremonie des Weltnaturg­ipfels in Kanada.

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