Schlag gegen skrupellose Sprenger
Ermittler erwischen eine Bande, die mehr als 50 Geldautomaten geplündert haben soll
(dpa) - Süddeutschen Ermittlern ist ein Schlag gegen eine niederländische Bande gelungen, die mehr als 50 Geldautomaten gesprengt und dabei 5,2 Millionen Euro erbeutet haben soll. Die seit November 2021 aktiven Täter hatten sich nach aktuellen Erkenntnissen stets Geldautomaten in Baden-Württemberg und Bayern ausgesucht, mit Ausnahme einer Attacke in Thüringen. Das teilten die Landeskriminalämter aus Süddeutschland sowie die Staatsanwaltschaft Bamberg am Donnerstag in München mit.
Am Montag hatten die Beamten bei einer Razzia in den niederländischen Provinzen Utrecht und Limburg sowie in Belgien in Zusammenarbeit mit der dortigen Polizei 16 Gebäude durchsucht. Dabei wurden neun per Haftbefehl gesuchte Männer im Alter von 25 bis 41 Jahren festgenommen. „Es handelt sich hierbei um eine der größten Aktionen gegen Geldautomatensprenger in den Niederlanden“, teilten die deutschen Ermittler mit. Nach drei weiteren wird noch gefahndet. In Baden-Württemberg blieb es im vergangenen Jahr zwar in elf Fällen beim erfolglosen Versuch, doch 23-mal gelang den Tätern ihr Vorhaben. Im Jahr davor hatte es 24 Angriffe gegeben, 2020 gar 41 großteils erfolgreiche Versuche. Auch in anderen Bundesländern sind die laut Bundeskriminalamt oft aus den Niederlanden stammenden Banden ein handfestes Problem, im benachbarten Nordrhein-Westfalen etwa.
Dabei zeigt sich bundesweit der Trend, dass die Täter vermehrt feste Explosivstoffe verwenden. Diese Explosionen haben ein deutlich höheres Gefahrenpotenzial als die zuvor meist verwendete Methode der Sprengung durch eingeleitetes Gas. Banken und Sparkassen gehen deshalb inzwischen vermehrt dazu über, ihre Geldautomaten mit technischen Mitteln stärker zu sichern oder den Zugang zu ihren Vorräumen in den Nächten gleich ganz zu blockieren.
Geldautomaten der Sparkassen im Südwesten wurden im vergangenen Jahr 22-mal angegriffen, dreimal weniger als im Jahr davor. Nur noch
bei dreien davon sei Gas zum Einsatz gekommen – alle seien gescheitert, sagte Sparkassenpräsident Peter Schneider. „Gas können sie jetzt vergessen.“Neun Angriffe seien mit Festsprengstoff erfolgt, sagte auch Schneider. In Baden-Württemberg würden Automaten auch vermehrt mit mechanischem Spreizwerkzeug attackiert. „Also das, was Sie bei Unfällen oder bei der Feuerwehr kennen. Das ist jetzt der Renner.“Die
Sparkassen investierten immer wieder große Beträge in die Sicherheit, dann komme die nächste Bedrohung, klagte Schneider.
Bundesweit habe es im vergangenen Jahr 493 solcher Taten gegeben, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) unter Berufung auf das Bundeskriminalamt. Von daher seien noch viele weitere Banden aktiv. Und: „Die Erfahrung zeigt, dass die durch solche Ermittlungserfolge in den Reihen der Täter gerissenen Lücken schnell aufgefüllt werden.“„Die Geldautomatensprengung gilt als Banküberfall der Moderne“, ergänzte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU).
„Die Täterinnen und Täter sprengen sich völlig rücksichtslos den Weg zum Geld frei, riskieren das Leben unbeteiligter Menschen und zerstören Gebäude“, betonte deshalb auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) per Mitteilung. Der Sachschaden sei dabei regelmäßig höher als die Beute. Bei der aktuellen Serie beläuft er sich den Angaben zufolge auf 6,5 Millionen Euro.