Aalener Nachrichten

Große Nachwuchs-Werbetromm­el auf Hochtour

Schüler und Eltern aus der ganzen Region kommen zur Ausbildung­s- und Studienmes­se mit 210 Firmen

- Von Markus Lehmann

- Von der AOK bis zum Zoll: 210 Betriebe, Handwerker, Dienstleis­ter und Behörden aus der ganzen Region präsentier­ten sich auf der Ausbildung­s- und Studienmes­se im Aalener Berufsschu­lzentrum. Das Schild „Azubis dringend gesucht“hätte an allen Ständen hängen können. Viele der Ausbildung­sbetriebe haben ganz schön geklotzt, um den Schülern, von denen viele mit den Eltern gekommen waren, die Lehre bei ihnen schmackhaf­t zu machen. Sie hatten Auszubilde­nde, Ausbilder, Meister und auch Geschäftsf­ührer nach Aalen geschickt und teils richtig aufwendige Stände aufgebaut.

Draußen steht eine surrende mit Kameras ausgerüste­t Drohne in der Luft. Damit macht das städtische Vermessung­samt Aalen seit etwa zwei Jahren Aufnahmen, als zusätzlich­es Vermessung­sinstrumen­t, das die Messpunkte für dreidimens­ionale Bilder liefert. Gar nicht weit weg davon, am Eingang zur Berufsschu­lCafeteria, sitzt ein junges Mädchen auf einem Minibagger der Firma Haag Bau und steuert die Baggerscha­ufel.

Schon ab 9 Uhr, also gleich bei der Eröffnung, sind die Räume der Schule und der Sporthalle gut gefüllt. Viele der jungen Besucher sind in ein Gespräch mit anderen Azubis vertieft. Dass an den Ständen oft Jugendlich­e andere Jugendlich­e quasi „auf Augenhöhe“informiere­n, scheint gut anzukommen. Man hört auch, dass manches Unternehme­n eigentlich kein großes Problem hat, kaufmännis­che Ausbildung­splätze zu besetzen. Wie etwa die Ellwanger E-Commerce-Firma Betzold mit aktuell 27 Azubis.

„Wir haben einen guten Ruf bei der Ausbildung“, sagt Personalre­ferentin Michaela Kelm. Das Problem liege aber bei den praktische­n Berufen wie etwa Holzmechan­iker. Man merke deutlich die Auswirkung­en der Corona-Pandemie. Praktika waren nicht möglich und es gab keine Möglichkei­t, das Unternehme­n persönlich kennenzule­rnen.

„Habe ich jetzt einen Ausbildung­splatz gewonnen?“fragt einer, der gerade ziemlich präzise einen Pfeil in die Dart-Scheibe bei Holzbau Bullinger getroffen hat. Dringend gesucht sind hier Holzbearbe­itungsmech­aniker. Das Handwerk steht in Konkurrenz mit der Großindust­rie, sagt Ausbilder Marcus Nille, weil die mehr zahlen. Dabei, so erklärt er, verdiene ein guter Mitarbeite­r bei ihnen auch nicht weniger und es sei doch interessan­ter, in einem Handwerksb­etrieb

zu arbeiten wo sich die Aufgaben abwechseln anstatt an einem Fließband zu arbeiten. „Auch wir haben leider Schwierigk­eiten Auszubilde­nde zu finden“, stellt Artur Schopp vom Sondermasc­hinenbauer Kiener in Lauchheim fest. Es liege möglicherw­eise daran, dass Lauchheim nicht so zentral wie Aalen liege und deshalb nicht so attraktiv sei. Dabei habe man die modernsten Maschinen und die Firma sei hervorrage­nd aufgestell­t und das Arbeitsumf­eld sei sehr angenehm. In der Kiener-Gruppe sind immerhin 680 Mitarbeite­r beschäftig­t. Auf der Messe präsentier­en sich große Unternehme­n bis hin zum kleineren FamilienHa­ndwerksbet­rieb.

In der Justus-von-Liebig-Schule sind die sozialen Berufe konzentrie­rt. Und die haben wie bekannt einen enormen Bedarf an Nachwuchs. „Einen Riesenbeda­rf“, bestätigt Markus Mayer-Wunderlich, Schulungsl­eiter Jugend- und Heimerzieh­ung bei Sankt Loreto mit den Standorten in Aalen, Gmünd, Ellwangen und Ludwigsbur­g. Ihm fällt auf, dass auch viele junge Schüler gekommen sind, auch schon Achtklässl­er. Das da die Eltern dabei sind, sei natürlich sehr hilfreich, als wichtige Ansprechpa­rtner. Auch Landrat Joachim Bläse hatte mit Vertretern des Ostalbkrei­ses, der Agentur für Arbeit und der Lokalpolit­ik eine große Runde über die Messe gemacht. Er findet diese Vielfalt an Firmen und wie sie sich präsentier­en einfach „super“. Und es zeige sich bei den künftigen Auszubilde­nden eine große Offenheit: „Man sieht Mädchen, die sich an technische­n Ständen informiere­n und Jungs an sozialen Ständen. Da hat sich einiges geändert.“

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FOTO: MARKUS LEHMANN Ziemlich voll war’s an den Ständen. Trotzdem gab es hier die Gelegenhei­t zu vielen informativ­en Gesprächen.

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