Große Nachwuchs-Werbetrommel auf Hochtour
Schüler und Eltern aus der ganzen Region kommen zur Ausbildungs- und Studienmesse mit 210 Firmen
- Von der AOK bis zum Zoll: 210 Betriebe, Handwerker, Dienstleister und Behörden aus der ganzen Region präsentierten sich auf der Ausbildungs- und Studienmesse im Aalener Berufsschulzentrum. Das Schild „Azubis dringend gesucht“hätte an allen Ständen hängen können. Viele der Ausbildungsbetriebe haben ganz schön geklotzt, um den Schülern, von denen viele mit den Eltern gekommen waren, die Lehre bei ihnen schmackhaft zu machen. Sie hatten Auszubildende, Ausbilder, Meister und auch Geschäftsführer nach Aalen geschickt und teils richtig aufwendige Stände aufgebaut.
Draußen steht eine surrende mit Kameras ausgerüstet Drohne in der Luft. Damit macht das städtische Vermessungsamt Aalen seit etwa zwei Jahren Aufnahmen, als zusätzliches Vermessungsinstrument, das die Messpunkte für dreidimensionale Bilder liefert. Gar nicht weit weg davon, am Eingang zur BerufsschulCafeteria, sitzt ein junges Mädchen auf einem Minibagger der Firma Haag Bau und steuert die Baggerschaufel.
Schon ab 9 Uhr, also gleich bei der Eröffnung, sind die Räume der Schule und der Sporthalle gut gefüllt. Viele der jungen Besucher sind in ein Gespräch mit anderen Azubis vertieft. Dass an den Ständen oft Jugendliche andere Jugendliche quasi „auf Augenhöhe“informieren, scheint gut anzukommen. Man hört auch, dass manches Unternehmen eigentlich kein großes Problem hat, kaufmännische Ausbildungsplätze zu besetzen. Wie etwa die Ellwanger E-Commerce-Firma Betzold mit aktuell 27 Azubis.
„Wir haben einen guten Ruf bei der Ausbildung“, sagt Personalreferentin Michaela Kelm. Das Problem liege aber bei den praktischen Berufen wie etwa Holzmechaniker. Man merke deutlich die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Praktika waren nicht möglich und es gab keine Möglichkeit, das Unternehmen persönlich kennenzulernen.
„Habe ich jetzt einen Ausbildungsplatz gewonnen?“fragt einer, der gerade ziemlich präzise einen Pfeil in die Dart-Scheibe bei Holzbau Bullinger getroffen hat. Dringend gesucht sind hier Holzbearbeitungsmechaniker. Das Handwerk steht in Konkurrenz mit der Großindustrie, sagt Ausbilder Marcus Nille, weil die mehr zahlen. Dabei, so erklärt er, verdiene ein guter Mitarbeiter bei ihnen auch nicht weniger und es sei doch interessanter, in einem Handwerksbetrieb
zu arbeiten wo sich die Aufgaben abwechseln anstatt an einem Fließband zu arbeiten. „Auch wir haben leider Schwierigkeiten Auszubildende zu finden“, stellt Artur Schopp vom Sondermaschinenbauer Kiener in Lauchheim fest. Es liege möglicherweise daran, dass Lauchheim nicht so zentral wie Aalen liege und deshalb nicht so attraktiv sei. Dabei habe man die modernsten Maschinen und die Firma sei hervorragend aufgestellt und das Arbeitsumfeld sei sehr angenehm. In der Kiener-Gruppe sind immerhin 680 Mitarbeiter beschäftigt. Auf der Messe präsentieren sich große Unternehmen bis hin zum kleineren FamilienHandwerksbetrieb.
In der Justus-von-Liebig-Schule sind die sozialen Berufe konzentriert. Und die haben wie bekannt einen enormen Bedarf an Nachwuchs. „Einen Riesenbedarf“, bestätigt Markus Mayer-Wunderlich, Schulungsleiter Jugend- und Heimerziehung bei Sankt Loreto mit den Standorten in Aalen, Gmünd, Ellwangen und Ludwigsburg. Ihm fällt auf, dass auch viele junge Schüler gekommen sind, auch schon Achtklässler. Das da die Eltern dabei sind, sei natürlich sehr hilfreich, als wichtige Ansprechpartner. Auch Landrat Joachim Bläse hatte mit Vertretern des Ostalbkreises, der Agentur für Arbeit und der Lokalpolitik eine große Runde über die Messe gemacht. Er findet diese Vielfalt an Firmen und wie sie sich präsentieren einfach „super“. Und es zeige sich bei den künftigen Auszubildenden eine große Offenheit: „Man sieht Mädchen, die sich an technischen Ständen informieren und Jungs an sozialen Ständen. Da hat sich einiges geändert.“