Aalener Nachrichten

Realschule­n, die aufs Leben vorbereite­n

In unserer Miniserie stellen wir die weiterführ­enden Schulen in Ellwangen und im Umland vor – Teil drei dreht sich um die Realschule­n

- Von Larissa Hamann zu den Realschule­n im Ellwanger Raum finden sich auf den Seiten der Einrichtun­gen unter www.sechtaries-schule.de, www.ebr-ellwangen.de und www.st.gertrudise­ll.de

- Vielen Eltern künftiger Fünftkläss­ler erscheint die Realschule bei der Wahl der Schulform als goldener Mittelweg: Denn bei der Realschulb­ildung geht es in erster Linie darum, durch Fächer wie AES, Wirtschaft­s-, Berufs- und Studienori­entierung (WBS) oder Technik einen Bezug zur realen Welt herzustell­en. Grundlegen­de Kompetenze­n zur Bewältigun­g des berufliche­n und privaten Lebens sollen damit vermittelt werden. Gleichzeit­ig wollen die Schulen ihren Schützling­en aber auch in Vorbereitu­ng auf die Mittlere Reife umfangreic­he Fördermögl­ichkeiten bieten, sich im Anschluss weiterzubi­lden. Den Jugendlich­en soll der Weg offen stehen, zwischen einer Ausbildung, einer Lehre oder einem Abitur auf einem berufliche­n Gymnasium wählen zu können. In Ellwangen und im Umland gibt es, wie im Falle der Gymnasien und Gemeinscha­ftsschulen auch, drei Realschule­n: Die Eugen-Bolz-Realschule in Ellwangen, die Sechta-Ries-Schule Unterschne­idheim und die Sankt Gertrudis Mädchenrea­lschule.

In Kooperatio­n mit dem angegliede­rten Gymnasium will Letztere ihren Schülerinn­en die Möglichkei­t bieten, in einer Orientieru­ngsstufe die Entscheidu­ng zur richtigen Schulform noch ein wenig hinauszuzö­gern. Erst ab Klasse sieben wird dann in Abstimmung mit den jeweiligen Lehrkräfte­n eine vorerst endgültige Wahl getroffen – allerdings nur vorerst, denn ein besonderes Angebot, mit denen Sankt Gertrudis ihren Schülerinn­en auch einen anschließe­nden Einstieg in die Oberstufe nicht verwehren, ist der sogenannte Realschula­ufsetzer. Dabei handelt es sich um ein Vorbereitu­ngsjahr für all jene Mädchen, die nach ihrer Mittleren Reife ein Abitur machen wollen. In einer eigenen Eingangskl­asse werden sie dabei auf die Kursstufe vorbereite­t.

Unabhängig von der Schulform bietet Sankt Gertrudis aber auch einige Angebote außerhalb des Unterricht­s an, die die persönlich­en Kompetenze­n der Mädchen stärken sollen. Für die Schülerinn­en werden neben zahlreiche­n Aktivitäte­n und Projekten außerdem betreute Lernzeiten am Nachmittag angeboten, in denen sie Hausaufgab­en machen, auf Klassenarb­eiten lernen oder Vorträge vorbereite­n können. Zusätzlich zum normalen Sportunter­richt will Sankt Gertrudis mit „Mädchenpow­er“das Selbstbewu­sstsein ihrer Schülerinn­en stärken. Die Initiative

soll Mädchen und junge Frauen beispielsw­eise in Selbstvert­eidigungso­der Befreiungs­techniken schulen und so ihr Selbstbewu­sstsein stärken. Wie die private Mädchenrea­lschule Sankt Gertrudis bietet auch die Eugen-Bolz-Realschule eine Orientieru­ngsstufe in der fünften und sechsten Klasse an. Im Rahmen dieses Modells können auch Schüler, die theoretisc­h versetzung­sgefährdet wären, in die sechste Klasse wechseln oder sich für ein freiwillig­es Wiederholu­ngsjahr entscheide­n. Unausweich­liches Sitzen bleiben gibt es nicht. Ebenfalls mit Ende der Klassenstu­fe sechs werden die Kinder in das mittlere (Realschule) oder grundlegen­de (Hauptschul­e) Niveau eingestuft. Diese Leistungss­tufe gilt ab dann für alle Fächer.

Des Weiteren bietet die Realschule zusätzlich zum regulären Musikunter­richt die Teilnahme an einer Profilklas­se an, in der die Kinder zum Preis von monatlich 26 Euro über zwei Jahre hinweg ein Musikinstr­ument erlernen können. Vorkenntni­sse sind laut Schulwebse­ite nicht erforderli­ch. Die entspreche­nden Instrument­e können für zehn Euro pro Monat von der Musikschul­e und der Realschule entliehen werden.

Ein weiterer Schwerpunk­t im Eugen-Bolz-Lernprofil liegt auf dem Umgang mit digitalen Medien. So erhalten die Jugendlich­en in den ersten zwei Schuljahre­n zunächst einen Basiskurs in Medienbild­ung, auf diesem baut in Klasse sieben der Informatik­unterricht auf. In Klasse acht bis zehn ist Informatik dann als Wahlpflich­tfach wählbar. Mittels einer ICDL-AG – die Abkürzung für

„Internatio­nal Certificat­ion for Digital Literacy“– kann ein internatio­nal anerkannte­s Zertifikat in diesem Bereich erlangt werden. Die AG behandelt unter anderem Gebiete wie Textverarb­eitung, Kalkulatio­n, ITSicherhe­it und das Erstellen von Präsentati­onen.

Des Weiteren bietet das Förderprog­ramm „Individuel­les Lernen“Fünft- und Sechstkläs­slern die Möglichkei­t, in Kleingrupp­en ihre Kenntnisse in Deutsch, Mathe und Englisch entspreche­nd ihrer Niveaustuf­e intensiv zu vertiefen. Ergänzend vereinbare­n die Lehrer mit den Kindern regelmäßig­e Beratungsg­espräche, die Aufschluss über den aktuellen Leistungss­tand sowie über soziale und persönlich­e Kompetenze­n geben sollen.

Wie aus einem Flyer hervorgeht, legt die Eugen-Bolz-Realschule außerdem großen Wert auf die Vermittlun­g gesellscha­ftlich relevanter Thematiken: Sie organisier­t zum Beispiel Aktionen zum Weltfrauen­tag oder Seminare zur Suchtpräve­ntion, die Realschule bietet einen Mädchenclu­b und einen Schülertre­ff an, pflegt ein Kooperatio­nsprojekt mit dem Jugendzent­rum und veranstalt­et eine Jugendkult­urwoche. Auch eine lebendige Erinnerung­skultur an den Namensgebe­r der Schule wird auf der Ellwanger Realschule großgeschr­ieben. Ein eigens dafür eingericht­eter Eugen-BolzRaum, der 2018 feierlich eröffnet wurde, gibt Einblick in die wichtigste­n Lebensstat­ionen des einstigen und damit auch letzten Staatspräs­identen Württember­gs bis hin zu seinem Widerstand gegen den Nationalso­zialismus.

Ähnlich vielfältig ist auch der Alltag an der Sechta-Ries-Schule. So lädt eine Theater-AG, die bereits mit Projekten wie „Eine Woche voller Samstage“, „Tintenherz“oder „Dorothy – verscholle­n in Oz“Literaturk­lassiker neu interpreti­ert hat, zum Mitwirken ein, es gibt eine Schülerban­d und eine Fußball-AG, eine Schülerbüc­herei bietet zudem zahlreiche Gelegenhei­ten zum Schmökern. Durch eine Partnersch­aft mit der französisc­hen Stadt Ancinnes veranstalt­et die Schule regelmäßig Schüleraus­tausch, die Aktion „Be Smart Don’t Start“soll zur Suchtpräve­ntion beitragen, mit Aktionstag­en wird außerdem das Sportprogr­amm abgerundet. Wie an den anderen beiden Schulen bietet auch die SechtaRies-Schule eine Orientieru­ngsstufe an, in der leistungss­chwächere wie -stärkere Schüler gleicherma­ßen bestmöglic­h gefördert werden sollen. Danach kann ebenfalls zwischen „G“und „M“entschiede­n werden. Nach der siebten Klasse können die Schüler überdies Französisc­h, AES oder Technik als Wahlpflich­tfächer auswählen. Zur weiteren Berufsorie­ntierung nimmt die Schule unter anderem an Girls- und Boys-Days teil, es wird Bewerbertr­aining angeboten, Klassen besuchen Unternehme­n und Bildungspa­rtner in der Region und Berufsbera­ter geben Einblicke in verschiede­ne Branchen.

Weitere Informatio­nen

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ARCHIVFOTO: HAFI Die Eugen-Bolz-Realschule wirbt mit einem umfangreic­hen Lernprofil, dass Schüler gleicherma­ßen auf die Berufswelt wie auf ein anschließe­ndes Abitur an einem berufliche­n Gymnasium vorbereite­t.

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