Realschulen, die aufs Leben vorbereiten
In unserer Miniserie stellen wir die weiterführenden Schulen in Ellwangen und im Umland vor – Teil drei dreht sich um die Realschulen
- Vielen Eltern künftiger Fünftklässler erscheint die Realschule bei der Wahl der Schulform als goldener Mittelweg: Denn bei der Realschulbildung geht es in erster Linie darum, durch Fächer wie AES, Wirtschafts-, Berufs- und Studienorientierung (WBS) oder Technik einen Bezug zur realen Welt herzustellen. Grundlegende Kompetenzen zur Bewältigung des beruflichen und privaten Lebens sollen damit vermittelt werden. Gleichzeitig wollen die Schulen ihren Schützlingen aber auch in Vorbereitung auf die Mittlere Reife umfangreiche Fördermöglichkeiten bieten, sich im Anschluss weiterzubilden. Den Jugendlichen soll der Weg offen stehen, zwischen einer Ausbildung, einer Lehre oder einem Abitur auf einem beruflichen Gymnasium wählen zu können. In Ellwangen und im Umland gibt es, wie im Falle der Gymnasien und Gemeinschaftsschulen auch, drei Realschulen: Die Eugen-Bolz-Realschule in Ellwangen, die Sechta-Ries-Schule Unterschneidheim und die Sankt Gertrudis Mädchenrealschule.
In Kooperation mit dem angegliederten Gymnasium will Letztere ihren Schülerinnen die Möglichkeit bieten, in einer Orientierungsstufe die Entscheidung zur richtigen Schulform noch ein wenig hinauszuzögern. Erst ab Klasse sieben wird dann in Abstimmung mit den jeweiligen Lehrkräften eine vorerst endgültige Wahl getroffen – allerdings nur vorerst, denn ein besonderes Angebot, mit denen Sankt Gertrudis ihren Schülerinnen auch einen anschließenden Einstieg in die Oberstufe nicht verwehren, ist der sogenannte Realschulaufsetzer. Dabei handelt es sich um ein Vorbereitungsjahr für all jene Mädchen, die nach ihrer Mittleren Reife ein Abitur machen wollen. In einer eigenen Eingangsklasse werden sie dabei auf die Kursstufe vorbereitet.
Unabhängig von der Schulform bietet Sankt Gertrudis aber auch einige Angebote außerhalb des Unterrichts an, die die persönlichen Kompetenzen der Mädchen stärken sollen. Für die Schülerinnen werden neben zahlreichen Aktivitäten und Projekten außerdem betreute Lernzeiten am Nachmittag angeboten, in denen sie Hausaufgaben machen, auf Klassenarbeiten lernen oder Vorträge vorbereiten können. Zusätzlich zum normalen Sportunterricht will Sankt Gertrudis mit „Mädchenpower“das Selbstbewusstsein ihrer Schülerinnen stärken. Die Initiative
soll Mädchen und junge Frauen beispielsweise in Selbstverteidigungsoder Befreiungstechniken schulen und so ihr Selbstbewusstsein stärken. Wie die private Mädchenrealschule Sankt Gertrudis bietet auch die Eugen-Bolz-Realschule eine Orientierungsstufe in der fünften und sechsten Klasse an. Im Rahmen dieses Modells können auch Schüler, die theoretisch versetzungsgefährdet wären, in die sechste Klasse wechseln oder sich für ein freiwilliges Wiederholungsjahr entscheiden. Unausweichliches Sitzen bleiben gibt es nicht. Ebenfalls mit Ende der Klassenstufe sechs werden die Kinder in das mittlere (Realschule) oder grundlegende (Hauptschule) Niveau eingestuft. Diese Leistungsstufe gilt ab dann für alle Fächer.
Des Weiteren bietet die Realschule zusätzlich zum regulären Musikunterricht die Teilnahme an einer Profilklasse an, in der die Kinder zum Preis von monatlich 26 Euro über zwei Jahre hinweg ein Musikinstrument erlernen können. Vorkenntnisse sind laut Schulwebseite nicht erforderlich. Die entsprechenden Instrumente können für zehn Euro pro Monat von der Musikschule und der Realschule entliehen werden.
Ein weiterer Schwerpunkt im Eugen-Bolz-Lernprofil liegt auf dem Umgang mit digitalen Medien. So erhalten die Jugendlichen in den ersten zwei Schuljahren zunächst einen Basiskurs in Medienbildung, auf diesem baut in Klasse sieben der Informatikunterricht auf. In Klasse acht bis zehn ist Informatik dann als Wahlpflichtfach wählbar. Mittels einer ICDL-AG – die Abkürzung für
„International Certification for Digital Literacy“– kann ein international anerkanntes Zertifikat in diesem Bereich erlangt werden. Die AG behandelt unter anderem Gebiete wie Textverarbeitung, Kalkulation, ITSicherheit und das Erstellen von Präsentationen.
Des Weiteren bietet das Förderprogramm „Individuelles Lernen“Fünft- und Sechstklässlern die Möglichkeit, in Kleingruppen ihre Kenntnisse in Deutsch, Mathe und Englisch entsprechend ihrer Niveaustufe intensiv zu vertiefen. Ergänzend vereinbaren die Lehrer mit den Kindern regelmäßige Beratungsgespräche, die Aufschluss über den aktuellen Leistungsstand sowie über soziale und persönliche Kompetenzen geben sollen.
Wie aus einem Flyer hervorgeht, legt die Eugen-Bolz-Realschule außerdem großen Wert auf die Vermittlung gesellschaftlich relevanter Thematiken: Sie organisiert zum Beispiel Aktionen zum Weltfrauentag oder Seminare zur Suchtprävention, die Realschule bietet einen Mädchenclub und einen Schülertreff an, pflegt ein Kooperationsprojekt mit dem Jugendzentrum und veranstaltet eine Jugendkulturwoche. Auch eine lebendige Erinnerungskultur an den Namensgeber der Schule wird auf der Ellwanger Realschule großgeschrieben. Ein eigens dafür eingerichteter Eugen-BolzRaum, der 2018 feierlich eröffnet wurde, gibt Einblick in die wichtigsten Lebensstationen des einstigen und damit auch letzten Staatspräsidenten Württembergs bis hin zu seinem Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Ähnlich vielfältig ist auch der Alltag an der Sechta-Ries-Schule. So lädt eine Theater-AG, die bereits mit Projekten wie „Eine Woche voller Samstage“, „Tintenherz“oder „Dorothy – verschollen in Oz“Literaturklassiker neu interpretiert hat, zum Mitwirken ein, es gibt eine Schülerband und eine Fußball-AG, eine Schülerbücherei bietet zudem zahlreiche Gelegenheiten zum Schmökern. Durch eine Partnerschaft mit der französischen Stadt Ancinnes veranstaltet die Schule regelmäßig Schüleraustausch, die Aktion „Be Smart Don’t Start“soll zur Suchtprävention beitragen, mit Aktionstagen wird außerdem das Sportprogramm abgerundet. Wie an den anderen beiden Schulen bietet auch die SechtaRies-Schule eine Orientierungsstufe an, in der leistungsschwächere wie -stärkere Schüler gleichermaßen bestmöglich gefördert werden sollen. Danach kann ebenfalls zwischen „G“und „M“entschieden werden. Nach der siebten Klasse können die Schüler überdies Französisch, AES oder Technik als Wahlpflichtfächer auswählen. Zur weiteren Berufsorientierung nimmt die Schule unter anderem an Girls- und Boys-Days teil, es wird Bewerbertraining angeboten, Klassen besuchen Unternehmen und Bildungspartner in der Region und Berufsberater geben Einblicke in verschiedene Branchen.
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