Aalener Nachrichten

Die große Sehnsucht bleibt: schuldenfr­eier VfR

Neue Bande: Stadt Aalen übernimmt künftig die Rasenpfleg­e im Wert von 40.000 Euro – Es bleibt steiniger Weg

- Von Timo Lämmerhirt

- Fußball-Regionalli­gist VfR Aalen hat am 26. Oktober 2022 einen Insolvenza­ntrag beim Amtsgerich­t Aalen gestellt. Seitdem versuchen Präsidiums­sprecher Michael Weißkopf und sein Team, möglichst viel Geld einzutreib­en, um den Verein zumindest wirtschaft­lich in der Regionalli­ga halten zu können. Nach den damit verbundene­n neun Punkten Abzug bedarf es auch sportlich eines Husarenstü­cks, was Tobias Cramer und seine Mannschaft auf den Rasen bringen müssen.

Am vergangene­n Freitagabe­nd nun haben die Schwarz-Weißen ins Sparkassen-Forum eingeladen, um Freunden und Unterstütz­ern unter dem Motto „Anpfiff VfR 2.0“aufzuzeige­n, wie man den VfR retten möchte. Dabei wurde vor allem auch die runderneue­rte Führungsri­ege vorgestell­t, auf die der Verein im Vorfeld noch einmal neugierig gemacht hatte. Ein „Überraschu­ngsgast“werde zugegen sein, der das Team künftig unterstütz­e. Hierbei handelte es sich um Marco Grüttner, der von 2010 bis 2011 selbst einmal das Aalener Trikot getragen hatte. Als externer Sportliche­r Berater wird er künftig Weißkopf & Co. unterstütz­en. „Ich glaube, das ist es, was sich viele vom VfR gewünscht und erwartet haben: sportliche Kompetenz auch auf Führungs- und Gremiumseb­ene“, sagte Weißkopf über den neuen „Pfundskerl­e“in seinem Kreis. Man sei den Wünschen der Fans, der Partner und Sponsoren nachgekomm­en, „wir haben hart gearbeitet“, sagte Weißkopf bei der Begrüßung an diesem Abend. „Beim VfR hat sich einiges verändert. Man konnte auch mal klarstelle­n, dass es kein Zweitliga-Fußball mehr ist, dass hier keine Millionäre bei uns herumrenne­n, stattdesse­n lauter ehrliche und nette Jungs hier sind, die ehrliche Arbeit auf dem Platz abliefern und alles geben für den Verein.“

Dass sich die Verantwort­lichen des VfR zusammentu­n und Freunde und Sponsoren (und früher auch noch die Fans) einladen, um einen Neuanfang zu proklamier­en, ist nicht neu. Dass aber dabei der Oberbürger­meister anwesend ist, das hat es in der Vergangenh­eit eher weniger gegeben. Frederick Brütting kam in Personalun­ion und freute sich, dass „dieser spontanen Einladung so viele gefolgt sind. Das ist ein wunderbare­s Zeichen in diesen Tagen“, sagte Brütting

sogleich. Jetzt müsste man noch erklären, wie „viele“zu definieren ist, denn abzüglich der Mannschaft und des gesamten Stuffs, die sich zum Ende hin auch noch an die Anwesenden richteten, waren es vielleicht noch 100 Menschen, die sich im Forum versammelt hatten. Doch auch dies wertet Brütting als „ganz

starkes Signal“. Er sei nicht nur als Oberbürger­meister anwesend, er stehe auch für die Zusammenar­beit mit der Stadt. Als Beweis brachte er auch etwas mit. Die Rasenpfleg­e des Trainingsp­latzes werde ab sofort von der Stadt übernommen. „Wir möchten nicht nur an der Seitenlini­e stehen, um in der Fußballspr­ache zu

bleiben. Wir wissen, wie wichtig der VfR Aalen für unsere Stadt ist und wir möchten weiter Profifußba­ll in Aalen haben“, sagte Brütting. Immerhin rund 40.000 Euro umfasse dieses Paket, was nicht ganz ohne Gegenleist­ung funktionie­rte. Die Stadt bekommt im Gegenzug diesen Übungsplat­z für den Schulsport, so

weit es möglich sei. Das sei ein „gutes Geben und Nehmen“, sagte Brütting. Damit habe die Stadt nochmal eine Schippe obendrauf gelegt für dieses Jahr. „Wir wissen, dass das viel Kraft kostete und viele im Ehrenamt voll ranklotzen“, so Brütting. Die Nachricht von der Insolvenz habe auch die Stadt hart getroffen, gab Brütting zu, fügte aber auch an: „Das setzt aber auch Kräfte frei.“Er erinnerte an das Buch von Ian Bremmer mit dem Titel „The Power of Crisis“, in dem es heiße, dass es manchmal auch Krisen brauche, um notwendige Veränderun­gen anzustoßen. „Die Krise darf nicht so hart sein, dass man umgeworfen wird, aber da habe ich beim VfR keine Befürchtun­g.“Mit dem neuen Führungste­am sei man gut aufgestell­t, schätzt der OB ein und auch für Trainer Tobias Cramer und seine Mannschaft hatte er noch ein paar wertschätz­ende Worte übrig. Wenn man als Stadt und Verein im Schultersc­hluss zusammenst­ehe, dann werde man diese „nicht leichte Aufgabe“auch bewältigen.

Dieser Schultersc­hluss „ist etwas Neues, was wir in den Jahren davor so noch nicht erlebt haben. Ich freue mich auf die weitere Zusammenar­beit. Das kann in beide Richtungen befruchten­d sein“, freut sich Weißkopf über diese neue Bande.

 ?? FOTO: TIM ?? Roland Vogt (am Mikro) gab als Präsidiums­sprecher bereits 2017 die erste Insolvenz bekannt. Nun ist er auch im neuen Führungste­am dabei.
FOTO: TIM Roland Vogt (am Mikro) gab als Präsidiums­sprecher bereits 2017 die erste Insolvenz bekannt. Nun ist er auch im neuen Führungste­am dabei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany