Digitale Patientenakte kommt ab 2024
Daten von Versicherten sollen zentral gespeichert werden – Widerspruch möglich
- Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) treibt die Digitalisierung im Gesundheitswesen voran. Jeder gesetzlich Krankenversicherte soll bis Ende 2024 eine elektronische Patientenakte erhalten. „Eine gute Versorgung ist ohne Zugriff auf digitale Patientendaten nicht mehr darstellbar“, sagte der Minister am Donnerstag in Berlin. Auch das elektronische Rezept soll nach einer bisher stockenden Einführung 2024 verbindlich sein.
Zudem soll die medizinische Forschung hierzulande mit dem
Zugriff auf pseudonymisierte Daten verbessert werden. Deutschland sei in der Krebsforschung zurückgefallen, weil es nicht möglich sei, wichtige Gesundheitsdaten zu nutzen, kritisierte der Kölner Krebsforscher und neue Vorsitzende des Sachverständigenrats Gesundheit und Pflege, Michael Hallek.
Bis Ende 2025 sollen 80 Prozent der gesetzlich Versicherten eine elektronische Patientenakte haben, in der Medikationspläne, Arztbriefe, Röntgenbilder und weitere Informationen abgespeichert werden. Diese Daten sollen von Praxen, Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen einsehbar sein. Auch die Patienten können über eine App auf ihre Daten zugreifen – und entscheiden, wer welchen Zugang haben soll. Die Versicherten, die keine elektronische Patientenakte haben wollen, müssen explizit widersprechen. Als freiwilliges Angebot für die 74 Millionen gesetzlich Versicherten gibt es die elektronische Patientenakte seit Januar 2021. Aber nur weniger als ein Prozent nutzte sie bislang.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz begrüßte die elektronische Patientenakte grundsätzlich. Vorstand Eugen Brysch verwies allerdings auf einen hohen Anteil von Senioren, die technisch nicht so versiert seien, um per App Widerspruch gegen die Patientenakte oder die Nutzung bestimmter Daten zu erheben. Die Techniker Krankenkasse erklärte, entscheidend für den Erfolg sei, dass die Akte leicht handhabbar sei und für Ärzte und Patienten spürbaren Nutzen bringe. Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Markus Beier, sagte der Funke Mediengruppe, die elektronische Patientenakte habe das Potenzial, die Versorgung zu verbessern und zu vereinfachen.
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