Aalener Nachrichten

Berlin und Paris machen Rom bei Flüchtling­en Druck

Mehrere EU-Regierunge­n fordern Regierungs­chefin Meloni zu Rücknahme auf – Kritik auch aus der Schweiz

- Von Christina Lob

(AFP) - Deutschlan­d, Frankreich und weitere europäisch­e Länder machen bei der Flüchtling­srücknahme Druck auf Italien. Sie warfen der Regierung von Giorgia Meloni am Donnerstag bei einem EU-Innenminis­tertreffen in Brüssel vor, das sogenannte Dublin-Abkommen einseitig aufgekündi­gt zu haben. Es verpf lichtet Rom zur Rücknahme von Asylbewerb­ern, die über Italien in die EU gelangt sind.

„Das ist Gesetz, und sie sind eigentlich verpf lichtet zurückzune­hmen“, sagte Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD). Solche Staaten müssten „sich ihrer Verantwort­ung bewusst“sein, betonte sie, ohne Italien explizit zu nennen. Auch Griechenla­nd nimmt laut Medienberi­chten nur einen Bruchteil der beantragte­n Migranten aus Deutschlan­d zurück.

Deutlicher wurde der französisc­he Innenminis­ter Gérald Darmanin: Das Übereinkom­men von Dublin „funktionie­rt quasi gar nicht mehr in einigen Ländern, vor allem in Italien“, sagte er in Brüssel. Diese Staaten hätten das System für „tot“erklärt.

Dem Ministerra­t lag ein Schreiben von Deutschlan­d, Frankreich, Österreich und fünf weiteren EU-Staaten vor, in dem diese eine „Anwendungs-Lücke“bei den Dublin-Regeln beklagen. In dem zweiseitig­en Text, welcher der Nachrichte­nagentur AFP vorliegt, rufen sie die EU-Kommission auf, den Innenminis­tern regelmäßig zu berichten, welche Länder sich nicht an die Vorschrift­en halten.

Ohne Anwendung der Regeln bestehe das „Risiko, dass das öffentlich­e Vertrauen in europäisch­e Lösungen sinkt“, warnen die acht Länder unter Anspielung auf die Europawahl­en im kommenden Jahr. Zudem bekräftigt­en sie ihren Willen zu „schnellen Fortschrit­ten“bei der bereits seit Jahren geplanten Reform des DublinSyst­ems.

Auch die Schweiz macht Druck auf Rom, weil sie kein Transitlan­d für Migranten sein will: Viele europäisch­e Länder verlangten, „dass Italien den Dublin-Pakt einhält“, sagte die für Justiz und Polizei zuständige Ressortche­fin im Bundesrat, Elisabeth BaumeSchne­ider, die in Brüssel an einem Treffen der Schengen-Staaten teilnahm.

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