Habeck stellt Milliardenförderung für Heizungstausch in Aussicht
Handwerk und Industrie wenden sich gegen ein De-facto-Verbot von Verbrennerheizungen und zu detaillierte Vorgaben
(dpa) - Für den heftig diskutierten schrittweisen Heizungstausch zu klimafreundlicheren Modellen stellt Bundeswirtschaftsund Klimaschutzminister Robert Habeck ein milliardenschweres Förderprogramm in Aussicht.
Dies solle sich am Einkommen orientieren, kündigte sein Ministerium am Donnerstag an. „Niemand rennt in den Keller und reißt das raus“, meinte der Grünen-Politiker mit Blick auf noch betriebene Gas- oder Ölheizungen. Es solle daher „zahlreiche Ausnahmen, Übergangslösungen und -fristen“geben, heißt es in einem Papier mit dem Titel „Wohlstand klimaneutral erneuern“, das Habeck vorstellte.
Unterdessen haben sich Handwerk und Heizungsindustrie gegen ein Verbot neuer Gas- und Ölheizungen ab dem kommenden Jahr ausgesprochen. Die Politik müsse sich bei der Heizwende an
den Realitäten des Marktes orientieren und von den Endkunden ausgehen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima, Helmut Bramann, am Donnerstag in Frankfurt und kritisierte
Habeck. „Es gelingt eine Klimawende eher nicht mit einem Fingerschnipsen am Kabinettstisch.“
Auf dem Frankfurter Messegelände hat derweil am Montag die Weltleitmesse ISH begonnen, auf der unter anderem die neuesten
Heizungs- und Lüftungssysteme vorgestellt werden. Das größte Interesse ziehen dabei die strombetriebenen Wärmepumpen auf sich, die Wärmeenergie aus der Umgebung ziehen.
Hintergrund ist die Diskussion über einen Gesetzentwurf, der für den Einbau neuer Heizungen ab 2024 verschärfte Regeln vorsieht. Nach einer Übereinkunft der Koalition aus dem Frühjahr 2022 soll von 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Dies könnte auf ein De-facto-Verbot neuer Verbrennerheizungen hinauslaufen. Die für viele Eigentümer und Mieter wichtigen Details für Übergang und Betriebsfristen sind aber noch nicht festgelegt.
Das Handwerk gehe nicht davon aus, dass der zuletzt veröffentlichte Entwurf schon das Endergebnis darstelle, sagte Bramann. Er meldete Zweifel an, dass sämtliche Fristen bereits zum Jahresbeginn 2024 scharf gestellt werden könnten. Die „zugespitzte Schreckensbotschaft“eines Verbots von Gas- und Ölheizungen habe massiv auf das Handwerk durchgeschlagen, das von den Kunden mit Fragen überhäuft worden sei. Der Handwerks-Funktionär warnte: Falsche Vorgaben könnten dazu führen, dass viele Hausbesitzer erst einmal gar nichts unternähmen oder sogar noch schnell neue Brennkessel einbauen ließen.
Auch die Heizungsindustrie zeigte sich unzufrieden mit dem Entwurf. Er vermisse die Gleichbehandlung anderer erneuerbarer Energieträger wie Holz oder Bio-Gas, sagte Hauptgeschäftsführer Markus Staudt vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH).
Man brauche auch ein Angebot für die vielen Millionen Bestandsheizungen, die noch über Jahre hinweg betrieben würden. Zudem stelle der Entwurf viel zu detaillierte Regelungen vor, statt die Dinge zu vereinfachen.