Gar nicht so alt
Gerade im „Alter“verläuft die Zeit gefühlt von Jahr zu Jahr schneller. Und so kommt es gelegentlich vor, dass ich mir selbst überrascht die Frage stelle: Was? So lange ist das schon her? Vor Kurzem geschehen, als ich dank einer hinlänglich bekannten Suchmaschine feststellte, dass ein bestimmtes Lied, das früher rauf und runter gespielt wurde, mittlerweile zum zweiten Mal genullt hat.
20 Jahre? Das kann doch gar nicht sein. Wie alt bin ich eigentlich? So oder so ähnlich schwirrte es mir durch den Schädel. Bilder kamen hoch von extrem gegelten Haaren (damals hatte ich noch genug davon), viel zu weiten Hosen und klapprigen VW Polos, deren Stabilität durch eben jenes Lied – und eine Endstufe im Kofferraum – gefährlich auf die Probe gestellt wurde. Dazu war es damals zwingend erforderlich, die Seitenscheiben herunterzukurbeln, während die Musik bei einer sogenannten OKF (Ortskontrollfahrt) nahezu auf Anschlag dröhnte.
Mit dem Ende der Adoleszenz war es dann aber auch bald wieder vorbei mit schräger Hip-HopMode und mobiler Dorfbeschallung, die sicherlich nicht jeder „Zuhörer“so dufte fand wie ich.
Doch manche Dinge kommen irgendwann wieder. Bei einigen früher, bei anderen später. So stand ich vor einiger Zeit auf einem Supermarktparkplatz, als ich plötzlich zusammenzuckte. Direkt neben mir fuhr ein Auto vorbei, die Scheibe heruntergekurbelt, der Fahrer jenseits der 80. Und er hörte laut Musik, wippte geschmeidig zum RadetzkyMarsch mit. Also alles halb so schlimm, denn gegen das Alter dieses Marsches ist mein 20-jähriges Lied ja immer noch ein Küken.