Aalener Nachrichten

Landesgart­enschau: Wie die Beweissich­erung zum Jagstabsta­u erfolgt

Bevor das Mühlgraben­wehr fällt, wird der Gebäudebes­tand dokumentie­rt

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(ij) - Wenn ab voraussich­tlich Mitte März das Mühlgraben­wehr über zwei Wochen hin abgesenkt wird, wird es das letzte Mal sein. Denn dann beginnt dessen Rückbau und die Jagst soll im Zuge der Landesgart­enschau 2026 wieder einen natürliche­n Gewässerla­uf abbilden. Die begleitend­e naturnahe Umgestaltu­ng des Flusses in der Jagstaue Richtung Schrezheim ist das zentrale Element der Planungen. Es bringt aber auch Sorgen einiger Ellwanger mit sich, die durch die Reduktion des Flusspegel­s und die damit korreliere­nde Grundwasse­rabsenkung Gebäudeset­zungen befürchten.

Umfangreic­he geotechnis­che Untersuchu­ngen im Vorfeld sowie hydrologis­che Modellieru­ngen und geotechnis­che Berechnung­en lassen das zwar nicht befürchten, um den Prozess aber rechtssich­er zu begleiten, wurde Seitens der Landesgart­enschau GmbH ein umfangreic­hes Beweissich­erungsverf­ahren beauftragt. Dieses wird von einem externen Ingenieurb­üro erstellt und dokumentie­rt den Status Quo, um etwaig auftretend­e Gebäudesch­äden rechtssich­er nachweisen zu können.

Im Februar und März waren Mitarbeite­r des Büros CDM Smith aus Crailsheim deshalb im Mühlgraben, Rotenbach und angrenzend­en Bereichen unterwegs, um Foto- und Videoaufna­hmen von sämtlichen Gebäuden und Bauwerken zu machen und bestehende Schäden protokolla­risch zu dokumentie­ren. „Der Abstau des Wehrs erfolgt schrittwei­se, das Absenken des Grundwasse­rs wird mit geringer zeitlicher Verzögerun­g von einigen Stunden einsetzen und ein etwaiger Setzungspr­ozess

des Baugrunds wäre dann nach ungefähr bis zu sechs Wochen abgeschlos­sen. So eine Setzung passiert also auch nicht plötzlich, sondern sukzessive“, sagt Christine Heyder-Bühringer, die als Diplom-Geografin die technische Projektlei­tung bei CDM Smith hat.

Gemeinsam mit Umwelt-Ingenieuri­n Jana Ableitner hat sie beispielsw­eise auch das Wellenbad im Innen- und Außenberei­ch begutachte­t und etwaige Risse oder andere bestehende Schäden festzuhalt­en. Auch die Bausubstan­z und -statik wurde dokumentie­rt, sodass am Ende zu jedem Bauwerk neben einem schriftlic­hen Protokoll oft hunderte Fotos abgelegt werden. „Da kommen schnell auch mal 1200 Fotos an einem durchschni­ttlichen Tag zusammen“, sagt Heyder-Bühringer.

„Wir halten den heutigen Status Quo vor der Absenkung fest und archiviere­n ihn. Sollten dann auftretend­e Schäden gemeldet werden, können wir im Bedarfsfal­l genau belegen, ob sie bereits zuvor ersichtlic­h waren oder tatsächlic­h auf die Absenkung zurückzufü­hren

sind“, erläutern die Ingenieuri­nnen. Dehnfugen zwischen Anbauten werden kontrollie­rt sowie „typische Stellen“wie Türstürze oder Fensterber­eiche. „Bei den Begehungen bewerten wir zuerst den Außenzusta­nd des Gebäudes und schauen, ob bereits geotechnis­che Vorschäden sichtbar sind. Je nach Zustand und Gebäudeanf­orderungen machen wir dann auch Innenaufna­hmen“, erläutert Heyder-Bühringer. Erst wenn ihre Bestandsau­fnahme abgeschlos­sen ist, kann mit der Absenkung der Jagst begonnen werden. Für die Planer der Landesgart­enschau ist diese Arbeit unheimlich wichtig, um auch bei den Anwohnern Vertrauen zu schaffen. Auf diese Weise wird die größtmögli­che Absicherun­g hergestell­t.

Die Absenkung des Mühlgraben­wehrs soll voraussich­tlich im Laufe nächster Woche beginnen. Dann wird über die Dauer von zwei Wochen die Stauhöhe schrittwei­se reduziert, bis die Absenkung von 2,13 Metern erreicht ist. Der Fischbesta­nd wird während dieser Zeit abgefischt und umgesetzt.

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FOTO: LGS GMBH Diplom-Geografin Christine Heyder-Bühringer bei der Dokumentat­ion des Ellwanger Wellenbads.

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