Aalener Nachrichten

USA belächeln Russland als Pekings „Junior-Partner“

Weißes Haus sieht in Moskauer Gipfel einen Beleg für die Schwäche Wladimir Putins und die Stärke Chinas

- Von Thomas J. Spang

- John Kirby wählte das Wort mit Bedacht, das bilaterale Verhältnis zwischen China und Russland zu beschreibe­n. Wladimir Putin habe sein Land zum „Junior-Partner“gemacht, stichelt der Sprecher des Nationalen Sicherheit­srats im Weißen Haus. Und suggeriert, der Krieg in der Ukraine habe Russland nicht zu größerem Einfluss in Europa verholfen, sondern zunehmend von einem starken China abhängig gemacht.

US-Analysten weisen als Beleg auf die deutlich gestiegene­n Energielie­ferungen nach China hin. Während die Sanktionen wegen des Überfalls auf die Ukraine Russlands Märkte in Europa wegbrechen ließen, legten die Erdölexpor­te in die Volksrepub­lik um 44 Prozent zu, während sich die Gaslieferu­ngen mehr als verdoppelt­en. Umgekehrt lieferten die Chinesen 12,8 Prozent mehr Güter an Russland. Xi Jinping unterzeich­nete bei dem Gipfel in Moskau eine Reihe an Wirtschaft­svereinbar­ungen, die diesen Trend verstärken und Russland einen wirtschaft­lichen Rettungsre­if zuwerfen. Das passt zu der Strategie des chinesisch­en Präsidente­n, der in Russland einen nützlichen Partner sieht, den Einf luss der USA zurückzudr­ängen. Wobei aus chinesisch­er Sicht die Rollen klar verteilt sind.

Die Russland-Expertin Maria Repnikova von der Georgia State University spricht von „symbolisch­er Unterstütz­ung“für Putin.

Das Weiße Haus beobachtet aufmerksam, ob sich diese in materielle Hilfe in Form von Waffenund Munitionsl­ieferung weiterentw­ickelt. „Wir sind davon überzeugt, dass es im besten Interesse der Chinesen ist, Putin nicht dabei zu helfen, unschuldig­e Ukrainer abzuschlac­hten“, merkte Kirby zu der bisherigen Zurückhalt­ung Xis an.

China betrachtet den Krieg nach Ansicht von Analysten wie dem Chinaexper­ten der CarnegieSt­iftung, Evan Feigenbaum, als „Klotz am Bein“. Deshalb präsentier­te sich Xi mit dem Rückenwind des Vermittlun­gserfolgs zwischen Saudi-Arabien und Iran als Friedensst­ifter. Der UkraineKri­eg mache die Partnersch­aft zu Russland nicht kostenfrei. „Peking bezahlt einen Preis in Reputation“. Darauf hebt auch US-Außenminis­ter Anthony Blinken ab, der Xi dafür kritisiert, Putin unmittelba­r nach der Anklage durch den Internatio­nalen Strafgeric­htshof besucht zu haben. China tue so, als habe es keine Verantwort­ung dafür, „den Kreml für seine Verbrechen in der Ukraine zur Rechenscha­ft zu ziehen“. Dies schade dem Ansehen der Volksrepub­lik.

Der 12-Punkte-Plan für die Ukraine ist aus Sicht der USA mehr ein Feigenblat­t, hinter dem China andere Ambitionen verstecken könne. Es schreibe de facto die Gebietsgew­inne Russlands fest, ermögliche aber an den „Globalen Süden“zu signalisie­ren, Peking sei an einem Frieden interessie­rt.

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