Rat läuft Sturm gegen Behördenanordnung
Die verlangte Radwegemarkierung auf der Fahrbahn der Wilhelmstraße sorgt in Wasseralfingen für gewaltigen Ärger
- Der Wasseralfinger Ortschaftsrat ist stinksauer. Radfahrer sollen künftig direkt auf der Fahrbahn der verkehrsreichen Wilhelmstraße innerhalb von Markierungen (Schutzstreifen) fahren. Das sei „grob fahrlässig“und enorm gefährlich, so die einhellige Meinung der Bürgervertreter. Und es fielen auch noch viel deutlichere Worte. Dass der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) die Markierungen für eine „gute Trassenlösung“hält, sorgt zusätzlich für Kopfschütteln. Was die Wasseralfinger besonders ärgert: Sie konnten nicht einmal ein Votum abgeben, weil die Radwegemarkierung nur zur Kenntnisnahme vorgelegt wurde.
Kurz zum Hintergrund: Zehn Monate lang war die Wilhelmstraße zwischen 2021 und 2022 gesperrt gewesen wegen umfangreicher Kanalarbeiten. Im Juli vergangenen Jahres war sie mit neuem Belag wieder eröffnet worden. Kurz darauf gab es Kritik an dieser „Asphaltpiste“. Vermisst wurde ein Grünstreifen, sauer stieß auf, dass der bisherige, auf gleicher Höhe neben dem Gehweg verlaufende Radweg weggefallen war.
Jetzt hat es eine Verkehrsschau gegeben und die Straßenverkehrsbehörde hat die Radwegemarkierung angeordnet. Die muss die Stadt nun umsetzen. Deshalb wandte sich Josef Fuchs (CDU) an Tiefbauamtsleiter Stefan Pommerenke: Es tue ihm leid, dass er nun „die Prügel abbekommt“und er wisse, dass diese Radwegemarkierung „nicht auf seinem Mist gewachsen ist.“Die CDU im Ortschaftsrat sei massiv
gegen diese Lösung gewesen. Auf der Wilhelmstraße sei die Verkehrsdichte sehr hoch, auch Schwerlastverkehr sei hier ständig unterwegs. Den Abstand von 1,50 Meter zum Radfahrer würden die Autofahrer in der Praxis nicht einhalten. Das sei hochgefährlich und ein Schildbürgerstreich. Fuchs nannte das Ganze eine „Sauerei“und er und seine Fraktion fühlten sich „wie am Nasenring durch die Manege gezogen.“Er frage sich, warum er überhaupt noch Zeit in sein Amt als Ortschaftsrat investiere, wenn man vor vollendete Tatsachen gestellt
werde. Dass der ADFC diese Lösung für gut befinde, erklärte er damit, dass dem Autofahrer das Autofahren vermiest werden solle. Dass durch die Markierungen der Verkehr ins Stocken gerät, sei „ein Stück weit gewollt.“Sinngemäß sagte er, es sei zynisch, dass der ADFC für seine Ziele eine Gefährdung der Radfahrer in Kauf nehme. Als der alte Radweg noch bestanden habe, hätte es nie einen Unfall gegeben.
Auch Sigrun Huber-Ronecker (Grüne) hielt es für „ein Unding, was hier mit den Radfahrern gemacht wird“. Peter Ott (SPD) findet
die Sache „alles andere als richtig durchdacht“, Ortsvorsteherin Andrea Hatam ist „absolut nicht einverstanden“, weil die Schutzstreifen zu gefährlich seien. Sie verwies darauf, dass die Einwände zu Protokoll gegeben würden. Franz Fetzer (Freie Wähler) ärgerte sich zum einen darüber, dass der Ortschaftsrat ja seine Meinung schon abgegeben hätte, er vermisste daher die Achtung vor dem Gremium. Und das „Placet“des ADFC begreife er gar nicht.
Michael Graule (Grüne) glaubte zu wissen, wer das „verbockt“
habe: Man sehe nun, welche „Eier“man da vom ehemaligen Oberbürgermeister ins Nest gelegt bekommen habe. Die Fachämter seien nicht gehört worden und dem Rat sei gesagt worden, „entweder das oder gar nichts.“Mit einem OB Brütting, so Graule weiter, hätte es so etwas nicht gegeben. Da wehe jetzt ein anderer Wind. Pommerenke hatte in der Diskussion darauf hingewiesen, dass ein rechtskonformer Radweg mit relativ wenig Aufwand hätte gebaut werden können. Nun müsse die Stadt aber die Anordnung umsetzen.