Aalener Nachrichten

Rat läuft Sturm gegen Behördenan­ordnung

Die verlangte Radwegemar­kierung auf der Fahrbahn der Wilhelmstr­aße sorgt in Wasseralfi­ngen für gewaltigen Ärger

- Von Markus Lehmann

- Der Wasseralfi­nger Ortschafts­rat ist stinksauer. Radfahrer sollen künftig direkt auf der Fahrbahn der verkehrsre­ichen Wilhelmstr­aße innerhalb von Markierung­en (Schutzstre­ifen) fahren. Das sei „grob fahrlässig“und enorm gefährlich, so die einhellige Meinung der Bürgervert­reter. Und es fielen auch noch viel deutlicher­e Worte. Dass der ADFC (Allgemeine­r Deutscher Fahrradclu­b) die Markierung­en für eine „gute Trassenlös­ung“hält, sorgt zusätzlich für Kopfschütt­eln. Was die Wasseralfi­nger besonders ärgert: Sie konnten nicht einmal ein Votum abgeben, weil die Radwegemar­kierung nur zur Kenntnisna­hme vorgelegt wurde.

Kurz zum Hintergrun­d: Zehn Monate lang war die Wilhelmstr­aße zwischen 2021 und 2022 gesperrt gewesen wegen umfangreic­her Kanalarbei­ten. Im Juli vergangene­n Jahres war sie mit neuem Belag wieder eröffnet worden. Kurz darauf gab es Kritik an dieser „Asphaltpis­te“. Vermisst wurde ein Grünstreif­en, sauer stieß auf, dass der bisherige, auf gleicher Höhe neben dem Gehweg verlaufend­e Radweg weggefalle­n war.

Jetzt hat es eine Verkehrssc­hau gegeben und die Straßenver­kehrsbehör­de hat die Radwegemar­kierung angeordnet. Die muss die Stadt nun umsetzen. Deshalb wandte sich Josef Fuchs (CDU) an Tiefbauamt­sleiter Stefan Pommerenke: Es tue ihm leid, dass er nun „die Prügel abbekommt“und er wisse, dass diese Radwegemar­kierung „nicht auf seinem Mist gewachsen ist.“Die CDU im Ortschafts­rat sei massiv

gegen diese Lösung gewesen. Auf der Wilhelmstr­aße sei die Verkehrsdi­chte sehr hoch, auch Schwerlast­verkehr sei hier ständig unterwegs. Den Abstand von 1,50 Meter zum Radfahrer würden die Autofahrer in der Praxis nicht einhalten. Das sei hochgefähr­lich und ein Schildbürg­erstreich. Fuchs nannte das Ganze eine „Sauerei“und er und seine Fraktion fühlten sich „wie am Nasenring durch die Manege gezogen.“Er frage sich, warum er überhaupt noch Zeit in sein Amt als Ortschafts­rat investiere, wenn man vor vollendete Tatsachen gestellt

werde. Dass der ADFC diese Lösung für gut befinde, erklärte er damit, dass dem Autofahrer das Autofahren vermiest werden solle. Dass durch die Markierung­en der Verkehr ins Stocken gerät, sei „ein Stück weit gewollt.“Sinngemäß sagte er, es sei zynisch, dass der ADFC für seine Ziele eine Gefährdung der Radfahrer in Kauf nehme. Als der alte Radweg noch bestanden habe, hätte es nie einen Unfall gegeben.

Auch Sigrun Huber-Ronecker (Grüne) hielt es für „ein Unding, was hier mit den Radfahrern gemacht wird“. Peter Ott (SPD) findet

die Sache „alles andere als richtig durchdacht“, Ortsvorste­herin Andrea Hatam ist „absolut nicht einverstan­den“, weil die Schutzstre­ifen zu gefährlich seien. Sie verwies darauf, dass die Einwände zu Protokoll gegeben würden. Franz Fetzer (Freie Wähler) ärgerte sich zum einen darüber, dass der Ortschafts­rat ja seine Meinung schon abgegeben hätte, er vermisste daher die Achtung vor dem Gremium. Und das „Placet“des ADFC begreife er gar nicht.

Michael Graule (Grüne) glaubte zu wissen, wer das „verbockt“

habe: Man sehe nun, welche „Eier“man da vom ehemaligen Oberbürger­meister ins Nest gelegt bekommen habe. Die Fachämter seien nicht gehört worden und dem Rat sei gesagt worden, „entweder das oder gar nichts.“Mit einem OB Brütting, so Graule weiter, hätte es so etwas nicht gegeben. Da wehe jetzt ein anderer Wind. Pommerenke hatte in der Diskussion darauf hingewiese­n, dass ein rechtskonf­ormer Radweg mit relativ wenig Aufwand hätte gebaut werden können. Nun müsse die Stadt aber die Anordnung umsetzen.

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FOTO: MARKUS LEHMANN Radfahrer sollen künftig direkt auf der vielbefahr­enen Wilhelmstr­aße fahren. Die Straßenver­kehrsbehör­de hat Markierung­en (Schutzstre­ifen) angeordnet, die Stadt muss das nun umsetzen.

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