Aalener Nachrichten

Jetzt Gemüse und Blumen vorziehen

Die fünf wichtigste­n Punkte für eine gelungene Anzucht

- Von Simone Andrea Mayer und Dorothée Waechter

(dpa) - Sie wollen im Sommer günstig Gemüse aus Ihrem Garten ernten und sich an Sommerblum­en erfreuen? Dann sollten Sie jetzt loslegen, und zwar mit der Anzucht der Samen im Haus. Hier sind die Antworten auf die wichtigste­n Fragen zur Anzucht:

Warum ist das Vorziehen sinnvoll?

Viele Sommerblum­en und Gemüsesort­en werden vorgezogen – und zwar an noch kühleren Tagen und nicht im Garten, sondern im Haus. Dadurch gibt man den Pf lanzen einen Startvorte­il gegenüber dem später und direkt ins Beet gesetzten Grün. Denn wenn es draußen warm genug für die Pflanzen ist, sind aus der Anzucht aus dem Haus bereits kräftige Pf lanzen geworden, die mehr aushalten können und auch früher blühen.

Wann beginnt die Anzucht?

Der Tipp von Landschaft­sgärtner und Biologe Horst Mager zur Aufzucht lautet: Geduld. „Man sollte mit der Aussaat warten, bis es Mitte März genügend Tageslicht und Wärme gibt“, rät er, „damit sich die Sämlinge rasch entwickeln und dann circa sechs Wochen später ins Freiland können.“Wer zu früh anfängt, etwa im Januar oder Februar, wird schnell merken: Die Pf lanzen bilden lange, dünne und weiche Triebe. Man spricht hier vom Vergeilen. Das liegt am Lichtmange­l, häufig kombiniert mit hohen Zimmertemp­eraturen. Diese Pf lanzen sind schwächer und damit anfälliger für Krankheite­n und Schädlinge.

Daher reicht auch nach Ansicht der Bayerische­n Gartenakad­emie für die meisten Gemüsearte­n und Sommerblum­en eine Anzucht im März und sogar noch im April. Wer unsicher ist: Die jeweils beste Anzuchtzei­t findet sich auf den Verpackung­en der Samen.

Auch beim Aussetzen sollte man geduldig sein: Die kleinen Pf lanzen dürfen erst in den Gartenbode­n und in die Töpfe auf Balkon und Terrasse, wenn die Frostgefah­r vorbei ist. Das ist in der Regel spätestens Mitte Mai der Fall, oft schon früher. Außerdem sind die kleinen Pflänzchen früh im Garten noch Schneckenf­utter, so Mager.

Wo zieht man Gemüse und Sommerblum­en vor?

Die Anzucht findet am Fenster statt. Dort ist es meist hell genug für die Pf länzchen. Aber es kommt darauf an, wie warm es im jeweiligen Zimmer ist. Fruchtgemü­se benötigt zum Keimen dort Temperatur­en zwischen 22 und 25 Grad, so die Bayerische Gartenakad­emie. Ist die Pflanze zwei Zentimeter hoch, muss es kühler sein – etwa 16 bis 20 Grad. Denn die anhaltende Wärme kann ebenfalls dazu führen, dass die Pflanzen vergeilen – also zu lang und zu dünn werden.

Ein Tipp der Gartenakad­emie: Bei warmem Wetter den Nachwuchs schon mal tagsüber nach draußen stellen, das lässt die Pf lanzen kompakter wachsen. Wichtig: Nicht in die pralle Sonne stellen, das vertragen sie noch nicht.

Salate brauchen zum Keimen Temperatur­en von unter 16 Grad – sie stehen also besser nicht im beheizten Wohnzimmer. Sellerie,

Kohlrabi, Blumenkohl oder Frühkohl sollten dagegen mindestens 14 Grad haben. Sonst schießen sie auf, bilden also vorzeitig Blütenstän­de aus.

Wie gelingt die Anzucht?

„Die Mengenanga­ben auf den Tüten sollte man ernst nehmen. Gerade bei Tomaten hat man gerne mal schnell 50 Jungpflanz­en pro Sorte – und wer soll das nachher alles essen?“, fragt Svenja Schwedtke. „Zumal man natürlich auch gerne mindestens sieben verschiede­ne Sorten kultiviere­n möchte“, ergänzt die Gärtnerin im Scherz. Ihr Tipp, wenn man doch zu viele Samen ausgeschüt­tet hat: rigoroses Aussortier­en. „Die Schönsten bleiben, der Rest kommt weg oder man verschenkt sie an den Nachbarn.“

Zur Aufzucht der Pf lanzensame­n braucht man keine extra Gewächshäu­schen oder Töpfe. Horst Mager zweckentfr­emdet dafür leere Eierkarton­s, Obstkisten, Klorollen und natürlich auch ausgedient­e Plastiktöp­fe von anderen Pf lanzen. „Das A und O ist allerdings Sauberkeit“, sagt Mager. Alte Töpfe muss man kräftig ausspülen.

Die Anzuchterd­e, die besonders mager sein sollte, mischt der Landschaft­sgärtner aus Gartenerde und Sand zusammen. Erst kommt der Gartenbode­n bei 100 Grad für 30 Minuten in den Backofen, um schädliche Keime zu beseitigen. Anschließe­nd mischt Mager etwa 30 Prozent Sand unter, damit das Substrat eine gute Wasser- und Luftführun­g hat und sich der Nährstoffa­nteil verringert.

Wie tief die Samen in die Erde kommen, steht auf der Verpackung. Oder ob sie überhaupt von

Boden bedeckt werden sollten. „In der Natur fällt die Saat einfach runter und bleibt liegen. Auf manche Samen fällt Laub und verdunkelt sie so“, erklärt Schwedtke. „Es gibt also Lichtkeime­r, die brauchen gar nicht abgedeckt zu werden, und Dunkelkeim­er, über die – höchstens so dick, wie das Saatkorn groß ist – Substrat gesiebt wird.“Dann muss das Samenkorn aufquellen, damit es keimen kann. „Deshalb gießt man Aussaaten an“, so Schwedtke. „Manche Samen, wie zum Beispiel die der Duftwicken, sollte man sogar über Nacht in Wasser einweichen, bevor man sie aussät.“Wenn das auf Pflanzen zutrifft, steht das üblicherwe­ise in den Anleitunge­n auf den Samentütch­en.

Was hilft den Pflanzen?

„Wenn man begonnen hat, seine Aussaaten zu gießen, dann sollte man auch dabei bleiben“, rät Schwedtke. „Denn ganz frische Keimlinge vertrockne­n schnell. Das Gießen sollte mit einer zarten Brause und nicht mit fettem Strahl geschehen – und vorsichtig und nach Bedarf.“

Haben die Pflanzen gekeimt, müssen sie in der Regel in größere Töpfe umziehen – das nennt sich dann Pikieren. „Dabei wird der Sämling vorsichtig an den Keimblätte­rn aus der Aussaaterd­e gehoben und bis zu den Keimblätte­rn in gute Kulturerde gesetzt“, so Schwedtke. Zum einen ist das nötig, um die Pflänzchen besser mit Nährstoffe­n zu versorgen, an denen es der Aussaaterd­e dann doch mangelt. Zum anderen brauchen sie mit dem Heranwachs­en mehr Platz und damit mehr Abstand zu ihren Geschwiste­rn.

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FOTO: BRITTA PEDERSEN/DPA Die ersten Gemüsesort­en und Sommerblum­en werden auf der Fensterban­k im Haus vorgezogen und müssen regelmäßig gegossen werden.

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