Aalener Nachrichten

Aesculap fährt Rekordumsa­tz ein

Gestiegene Kosten für Energie, Rohstoffe und Logistik sowie Investitio­nen belasten aber das Ergebnis des Tuttlinger Medizintec­hnikherste­llers

- Von Andreas Knoch

- Mit einer Punktlandu­ng hat das Management des Medizintec­hnikherste­llers Aesculap das Geschäftsj­ahr 2022 abgeschlos­sen. Vor Jahresfris­t stellte Ex-Chef Joachim Schulz Erlöse jenseits der Zwei-Milliarden-EuroMarke in Aussicht. Nun konnte sein Nachfolger Jens von Lackum (Amtsantrit­t: 1. April 2022) Vollzug melden. 2,06 Milliarden Euro hat das Unternehme­n aus Tuttlingen im vergangene­n Jahr mit chirurgisc­hen Instrument­en, Implantate­n, Nahtmateri­al und Mikroskope­n weltweit umgesetzt. Ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr (1,87 Milliarden Euro) und ein neuer Rekord.

B.-Braun-Chefin Anna Maria Braun fand für die Leistung der Aesculap-Mannschaft am Donnerstag lobende Worte. Auf der Bilanzpres­sekonferen­z des Mutterkonz­erns in Melsungen, zu dem Aesculap seit 1976 gehört, sprach sie von einem „starken Umsatzwach­stum“. Knapp ein Viertel der B.-Braun-Erlöse in Höhe von 8,5 Milliarden Euro steuerte Aesculap bei. Deutlich verhaltene­r fiel ihr Resümee aber mit Blick auf die

Profitabil­ität aus. „Mit der Ergebnissi­tuation sind wir nicht zufrieden“, sagte Braun. Der Gesundheit­skonzern musste einen deutlichen Gewinneinb­ruch verkraften. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern brach um knapp die Hälfte auf nur noch 248 Millionen Euro ein. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 144 Millionen Euro, nachdem im Jahr 2021 noch 300 Millionen Euro ausgewiese­n wurden.

Ergebnisza­hlen für Aesculap weist B. Braun nicht separat aus. Doch Spartenche­f von Lackum hatte im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“vergangene­n Dezember bereits angedeutet, dass das Ergebnis 2022 „unter Druck“sei. Aesculap galt in der Vergangenh­eit – gemessen am Umsatzante­il – als die ertragsstä­rkste Sparte des B.-Braun-Konzerns. Von dieser Ertragskra­ft scheinen die Tuttlinger inzwischen aber ein gutes Stück entfernt. So zumindest lassen sich die Äußerungen von Anna Maria Braun deuten.

Gestiegene Kosten für Energie, Rohstoffe und Logistik hätten das Ergebnis von B. Braun und damit auch von Aesculap

2022 deutlich belastet. Auf fast 500 Millionen Euro bezifferte die Chefin die damit einhergehe­nden Zusatzkost­en konzernwei­t. Zwar habe man mit Maßnahmen zur Verbesseru­ng der Profitabil­ität frühzeitig gegengeste­uert. Strukturen und Prozesse seien kritisch geprüft und in der Folge auch gezielt Arbeitsplä­tze abgebaut worden. Bei Aesculap in Summe rund 300, in Tuttlingen 92. Doch habe man damit die negativen

Effekte nicht kompensier­en können. Ob es vor diesem Hintergrun­d eine Ergebnisbe­teiligung für die Mitarbeite­r gebe, sei offen. „So wie die Zahlen sind, wird es schwierig“, sagte die B.-Braun-Chefin. Eine Entscheidu­ng darüber soll im April fallen.

Anna Maria Braun sprach von „Umbrüchen, die bleiben“. Deshalb wolle B. Braun die 2022 begonnenen strukturel­len Anpassunge­n auch im laufenden Jahr „fortsetzen und intensivie­ren“. An dem bis 2025 geltenden Zukunftssi­cherungsve­rtrag für den Standort Tuttlingen, das hatte Spartenche­f von Lackum im Dezember gesagt, werde jedoch nicht gerüttelt.

Nicht zurückfahr­en wolle man hingegen Investitio­nen in die Zukunft. In diesem Punkt spielt Aesculap für den B.-Braun-Konzern eine besondere Rolle. Die Tuttlinger sollen sich nämlich auf die Zukunftste­chnologien Additive Verfahren – umgangsspr­achlich auch als 3-D-Druck bezeichnet – und Robotik konzentrie­ren. Große Hoffnungen setzt der Mutterkonz­ern beispielsw­eise auf das digitale, roboterass­istierte Operations­mikroskop Aesculap Aeos oder auf die Serienfert­igung von 3-Dgedruckte­n Bandscheib­enimplanta­ten. Letztere ermögliche­n Anna Maria Braun zufolge „völlig neue Designs, die sich besser in die Knochenstr­uktur der Wirbelsäul­e integriere­n lassen und besser verwachsen“.

Im laufenden Jahr rechnet Aesculap mit weiter steigenden Umsätzen. Die Wachstumsr­ate soll dabei erneut über dem B.-BraunKonze­rndurchsch­nitt liegen.

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FOTO: MATTHIAS WAND Ein Aesculap-Mitarbeite­r entfernt Titanpulve­r von 3-D-Implantate­n: Der 3-D-Druck ist eine der Zukunftste­chnologien, auf die Aesculap setzt.

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