Mit Bach und „Beat-hoven“in der Disco
Die Christian Benning Percussion Group zelebriert in Friedrichshafen die Kunst des Rhythmus
- Christian Benning Percussion Group nennt sich ein junges Schlagzeug-Quintett um den Multiperkussionisten Christian Benning. Seit einigen Jahren macht es mit vielseitigen Programmen im In- und Ausland auf sich aufmerksam. Jetzt hat das Ensemble aus München im Ludwig-Dürr-Saal des Graf-ZeppelinHauses seinen Einstand gegeben. Beim Publikum kam die bunte Mischung aus packend arrangierten Werken von Bach, Beethoven oder Maurice Ravel, brillant interpretierten Jazz-Klassikern und zeitgenössischen Kompositionen gut an.
Christian Benning ist wie seine Mitstreiter Patrick Stapleton, Felix Kolb, Marcel Morikawa und Godwin Schmid in den 1990ern geboren. Alle haben unter anderem in München teils noch bei dem berühmten Perkussionisten Peter Sadlo studiert. Benning erzählt, es habe ihn schon als Dreijährigen in der musikalischen Früherziehung nicht zur Blockflöte, sondern „zu den Trommeln hingezogen, die in der Ecke standen“. Mittlerweile ist er auch mit Stars seines Fachs wie Evelyn Glennie und Martin Grubinger aufgetreten. Im April wird die Christian Benning Percussion
Group in der berühmten Basilika Sagrada Familia von Barcelona spielen. Mit seinen Auftritten will Benning „das Publikum aus dem Alltag herausholen“.
Beim Konzert in Friedrichshafen fragte sich Benning im Rahmen seiner sympathischen Moderation, wie Bach oder Beethoven wohl komponiert hätten, wenn zu ihrer Zeit schon Marimba, Vibraphon oder ein Drum Set verfügbar gewesen wäre. Zum Auftakt präsentierte man das Scherzo aus Beethovens Neunter in einer Bearbeitung von Peter J. Lawrence. Die Übertragung der Themen und Stimmführungen auf Mallet-Instrumente – so nennt man Instrumente mit Holz- oder Metallstäben, die wie beim Klavier halbtönig gestimmt sind – brachte Groove in die Musik. Bei einem Duo von Robert Marino konnte man die Präzision und Virtuosität von Morikawa und Benning bei der Koordination
reiner Rhythmen bewundern.
Bei der Uraufführung des packenden Stücks „Boom Gear” von Nina Deuse (Jahrgang 1990) woben die Musiker gemeinsam an einem beschwingt in Bewegung bleibenden Klangnetz, das reizvoll seine Schattierungen änderte. Die von Lawrence brillant arrangierten drei Sätze von Beethovens „Mondscheinsonate“ließen die bekannten Melodien im leisen, romantisch beschworenen TremoloNebel wie hinter einer Milchglasscheibe aufscheinen. Die schnellen Passagen wurden dann über treibende Synkopen in eine imaginäre Disco-Sphäre versetzt.
Thierry De Meys raffinierte „Musique de Table” setzt auf optische und akustische Effekte gleichermaßen. An einem langen, schwarz verhüllten Tisch sitzen die fünf Magier der Percussion Group nebeneinander und zaubern mit bloßen Händen, Fingern und Fäusten durch mannigfaltige Gesten ein reiches Geräuschmenü auf die Tafel. Mark Glentworths zarter „Blues for Gilbert“, Nebojša Živkovićs Bravourstück „Trio per uno“und Chick Coreas Klassiker „Spain“waren weitere Höhepunkte des unterhaltsamen Programms.