In Aalen ist fast überall zu viel Licht
Das falsche Licht tötet Insekten – Am Sonntag ist Vortrag in der Wasseralfinger Magdalenenkirche
- Wie ein großes, leuchtendes Gebilde schimmert das nächtliche Aalen von oben betrachtet. Nicht nur die Große Kreisstadt, sondern fast alle erleuchteten Städte schaden vor allem Insekten. Und letztlich auch dem Menschen. Was Aalen beim Thema „Lichtverschmutzung“unternimmt, zeigt Tiefbauamtsleiter Stefan Pommerenke am Sonntag, 26. März, ab 11 Uhr nach dem Gottesdienst in der der Wasseralfinger Magdalenenkirche. Der Vortrag ist Teil einer Reihe beim diesjährigen „Klimafasten“der Evangelischen Kirchengemeinde Wasseralfingen-Hüttlingen.
Die Kirchengemeinde veranstaltet beispielsweise Vorträge zu den Themen Kleiderfasten mit Kleiderbörse, Flächenverbrauch, oder macht am 2. April eine „Saatgut(tausch)börse“, auf der mitgebrachtes Saatgut getauscht werden kann. Das ist ein Spezialgebiet
von Pfarrerin Gabriele Walcher-Quast. Sie wuchs auf einem Bauernhof auf, nutzte ihr Kontaktsemester 2017 für Einblicke an der agrarwissenschaftlichen Fakultät der Uni Hohenheim, war von 2017 bis 2018 Landesbauernpfarrerin und ist seit Juni 2019 Bildungsreferentin im DiMOE (Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung).
„Viele Insekten sterben durch die nächtliche Beleuchtung an Erschöpfung“, erklärt die Pfarrerin. Sie bringt die Stadt Tübingen ins Spiel. Hier wurde nachts das städtische Licht ausgeschaltet, um Energie zu sparen. Das wurde aber im Januar vom Regierungspräsidium gestoppt mit dem Hinweis, aus Sicherheitsgründen müsse an Fußgänger-Übergängen mit Zebrastreifen das Licht an bleiben.
Licht, erklärt Günther Holzhofer, „ist fast überall zu viel.“Der
Radio- und Fernsehtechnik-Meister aus Aalen zeigt in der Großen Kreisstadt immer wieder auf, wie viel Licht hier nachts unnötig strahlt. Seine nächtlichen Spaziergänge tragen den Titel „überbelichtet“. Viele der alten Natrium-Dampf lampen seien durch LED-Leuchtmittel ausgetauscht worden. Doch die Situation für die Insekten sei dadurch eher „verschlimmbessert“worden.
Ein Problem ist die Farbtemperatur, die in Kelvin gemessen wird. Die meisten der Straßenlampen lägen deutlich oberhalb von 3000 Kelvin. Das sei viel zu viel, alles unter 3000 Kelvin sei einigermaßen insektenfreundlich. Besser, so Holzhofer, „wären um oder sogar noch unter 2000 Kelvin, „Amber“genannt.“Denn je höher die Farbtemperatur, desto mehr nimmt der Blauanteil zu und desto mehr der Insekten wie beispielsweise Nachtfalter werden angelockt – der sogenannte „Staubsaugereffekt“. Sie sterben dann – eben an Erschöpfung.
Ganz wichtig ist es laut Holzhofer auch, das Licht abzuschirmen. Es darf nicht nach oben abstrahlen und nicht zur Seite, am besten nur nach unten im 60-90Grad-Winkel. Außerdem müsse die Lichtintensität heruntergefahren werden.
Ganz problematisch seien Flutlichtscheinwerfer an Sportplätzen und besonders negativ in der Nähe von Gewässern oder Bächen.
Dem Argument, dass Licht nachts Sicherheit schafft, tritt der Lichtexperte so entgegen: Studien belegen, dass mehr Licht eben nicht mehr Sicherheit bedeute. Es sei eher das Gegenteil der Fall. Kurz zusammengefasst, bringt Holzhofer es mit einem Zitat auf den Punkt: „Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.“